
© S. Schuster
Ärger in "TelTown": Auf Stillstand folgt Aktionismus
Bauherr um Normalisierung der Zustände in „TelTown“ bemüht. Die Lösungssuche für den Fernwärme-Streit dauert an.
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Teltow - Ärgerlich, aber nicht dramatisch. So beschreibt der Chef der Deutschen Eigenheim, Michael Stüber, die von Mietern des Teltower Kanada-Viertels monierten Mängel ihrer Neubauten. Pfusch am Bau sei es aber nicht, so der Geschäftsführer des Bauherren, der seit 2012 insgesamt 93 Reihen- und Doppelhäuser in dem Quartier entlang der Kanada-Allee errichtete. „Die Häuser sind insgesamt vernünftig gebaut.“ Mit Hochdruck werde dennoch daran gearbeitet, die Probleme zu beheben. Auch die Gespräche hinsichtlich der exorbitant gestiegenen Fernwärmekosten verliefen positiv und stünden kurz vor einem Abschluss, sagt Stüber.
Wie berichtet hatten sich mehrere Mieter in Teltows Neubauviertel „TeltTown“ über lange Mängellisten und unhaltbare Zustände beklagt. In bis zu 15 der 76 zuletzt erbauten Wohnhäuser waren Risse, in anderen klemmende Türen, defekte Filteranlagen und andere Mängel angezeigt worden, die den ehemaligen Hausverwalter, die Hermes Hausverwaltungs AG, offensichtlich überforderten. Nach der Insolvenz von Hermes im Sommer hatte sich die Situation verschärft.
Stüber räumt ein, dass aus 23 Häusern Mängelanzeigen vorlagen. Die weitgehend optischen Mängel seien kein Grund zur Besorgnis, beschwichtigt er. Bröckelnder Putz und kleinere Risse seien bei Neubauten nicht ungewöhnlich, da sich der Untergrund oft noch bewege und das Haus um einige Millimeter verschiebe. Statisch gebe es kein Problem.
Für die Deutsche Eigenheim kommen die negativen Schlagzeilen zur Unzeit. Nach einem Bericht der Immobilien-Zeitung plant das Unternehmen in Berlin-Falkenberg an der Ahrensfelder Chaussee ein Neubauprojekt mit 600 Reihenhäusern. Das Bauvorhaben soll den Investor aus den roten Zahlen führen, in die er nicht zuletzt durch „TelTown“ geraten war. Heute stehe das Unternehmen mit über 13 Millionen Euro in den Miesen. Die Häuser in Teltow seien „zu teuer gebaut und zu billig verkauft worden“, hatte Stüber der Zeitung erklärt. Für die Neubauten ist die Deutsche Eigenheim noch immer in der Mängelhaftung.
Nachdem die Vorfälle und der Zustand in dem Viertel öffentlich geworden waren, hat sich im Mühlendorf ein „gewisser Aktionismus“ breitgemacht, sagt der Mieter- und Interessensvertreter Robert Fels. Die Deutsche Eigenheim habe zeitnah reagiert und Termine vereinbart, um sich die Mängel anzuschauen, auch die Grünflächen seien inzwischen gemäht. Die Deutsche Immobilien Management (DIM) als neue Hausverwalterin stellte eine Mitarbeiterin ab, die sich in Kürze mit dem Mietervertreter treffen will.
Schwierig, so Fels, sei nach wie vor die Kommunikation zum Eigentümer, insbesondere zur PREEF, einem im Immobilieninvestment tätigen Vermögensverwalter der Deutschen Bank. Der früher gute Kontakt zur Fondsgesellschaft sei inzwischen abgebrochen, sagt Fels. Das Management liege in der Hand der Corpus Sireo, die genauen Zuständigkeiten blieben für die Mieter aber unklar.
Positive Nachrichten gebe es inzwischen für die Mieter, die in den von der Ärzteversorgung Niedersachsen gekauften Häusern wohnen. Sie hatten vordergründig über exorbitante Energieabrechnungen geklagt, die Nachforderungen von bis zu 2000 Euro beinhalteten. Den Mietern sei inzwischen mitgeteilt worden, dass sie ihre alten Abschläge weiterzahlen können, bis eine Lösung gefunden sei, sagt Eigenheim-Chef Stüber. Die geforderten Nachzahlungen würden nicht anfallen. Er verweist auf technische Probleme, die zu den hohen Kosten geführt hätten. Die Anlage habe nicht so tief in die Erde gebracht werden können wie geplant und sei daher weniger effizient. Aus diesem Grund müsse zusätzliche Fernwärme bezogen werden. Von Schuldzuweisungen hält Stüber dennoch nichts. Alle Beteiligten seien um eine schnelle und einvernehmliche Lösung bemüht.
In den Häusern, die in den ersten beiden Bauabschnitten in der Siedlung fertiggestellt worden sind, gebe es Stüber zufolge die Energiesorgen nicht. Anders als zuletzt seien diese Häuser noch mit Wärmespeichern ausgerüstet worden. Im weiteren Bauverlauf hätte der Bauträger aus Platzmangel und um „Grundrisse optimieren zu können“ auf eine solche Lösung verzichtet. Dennoch habe sich der Bauherr hier für eine „ökologisch sinnvolle Variante mit Geothermie“ entschieden, sagt Stüber. Die Anlage selbst sei technisch völlig in Ordnung, erklärt er.
Während Wärmespeicher kontinuierlich Energie zapften, um warmes Wasser vorzuhalten, werde sie hier nur bei tatsächlichem Gebrauch abgenommen. Die verbrauchte Energie in den als Niedrigenergiehaus angepriesenen Bauten sei daher wie versprochen gering. Das Problem sei die hohe Grundgebühr, die sich aus dem hohen Anschlusswert und einer Umstellung des Gebührenmodells der Teltower Fernwärme ergebe. Das Modell passe nun nicht mehr.
Wie der Geschäftsführer der Teltower Fernwärme, Klaus Ulrich, den PNN sagte, seien die Preise der Teltower Fernwärme insgesamt moderat und lägen nach dem aktuellen, kürzlich vom Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungswirtschaft vorgelegten Preisspiegel rund 6,6 Prozent unter dem durchschnittlichen Fernwärmepreis in Brandenburg.
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