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Potsdam-Mittelmark: Aufregung um rote Reizwäsche
Im Michendorfer Theater „Kleine Bühne“ feiert heute die Komödie „Altweiberfrühling“ Premiere
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Michendorf - Lack, Leder und Strapse sorgen in Michendorf für Furore. Genauer gesagt auf der Bühne des Michendorfer Theaters „Kleine Bühne“. In dem Stück „Altweiberfrühling“, das am heutigen Freitag Premiere feiert, erfüllt sich eine 80-jährige Frau einen Lebenstraum: Sie eröffnet ein Dessousgeschäft. Mitten in einem kleinen Ort im schweizerischen Emmental. Bis auf ihre drei Freundinnen sind die Dorfbewohner empört.
„Es gibt durchaus Parallelen zu Orten in Brandenburg“, so die Regisseurin Christine Hofer, die die Theateradaption des Films „Die Herbstzeitlosen“ in Michendorf auf die Bühne bringt. Immerhin gehe es in dem Stück um Themen, die viele ältere Menschen beschäftigen: Was kann man noch vom Leben erwarten, was kann man sich als älterer Mensch noch erlauben und was haben die Kinder mit einem vor. Bevormunden lassen wollen sich die vier älteren Damen in der Komödie nicht. Im Gegenteil, trotz reichlich Kritik vom eigenen Sohn und einem Boykottaufruf des Bürgermeisters gegen das Dessousgeschäft lässt sich die Hauptdarstellerin, die Ladenbesitzerin Martha Jost, von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Selbst das Internet lernt sie zu nutzen, um dort ihre Spitzenunterwäsche zu verkaufen.
Den vier Frauen auf der Bühne, die nur unwesentlich jünger sind als die Figuren, die sie spielen, nimmt man ihre Rolle voll und ganz ab. Lebens- und auch Schauspielerfahrung haben sie alle. Die 67-jährige Marlies Hanowski als Ladenbesitzerin Martha Jost steht seit 30 Jahren auf der Bühne. Von Anfang an hat sie mit Theaterleiter Siegfried Patzer zusammengearbeitet. Trotz der Erfahrung werde es mit der Aufregung, je älter sie wird, immer schlimmer: „Vor den Auftritten muss ich eine Bluthochdrucktablette nehmen“, sagt die Frau mit den halblangen Haaren und lacht dabei. Das mit dem Lebenstraum kann sie gut verstehen: „Meinen Traum, Theater zu spielen, erfülle ich mir nach wie vor.“
Von der Leidenschaft und der Professionalität des Theaterensembles der Kleinen Bühne, das aus Laienschauspielern besteht, ist die neue Berliner Regisseurin begeistert. Bisher hat die sie nur mit professionellen Darstellern an Stadttheatern in ganz Deutschland gearbeitet. „Auch für die Schauspieler ist das neu“, so der Theaterleiter Siegfried Patzer. Sie müssten sich an den Stil von Hofer erst mal gewöhnen. „Am Ende werden sie davon aber sehr profitieren.“ Nach den Proben gibt es regelmäßig Manöverkritik. Mittlerweile laufe alles nahezu rund. Die vielen Bühnenumbauten und der Einsatz des Chors müssten noch koordiniert werden, erklärt Hofer. Die 14 Sänger aus Michendorf wurden übrigens erst in letzter Minute gefunden.
Jetzt lachen auch sie mit. Und selbst das Ensemble und die Regisseurin müssen nach drei Monaten Probe immer noch grinsen über die komischen Situationen auf der Bühne. Die ergeben sich fast automatisch aus der Mischung zwischen kleinem Dorf, alten Damen und Reizwäsche. Mit viel Witz verteidigen die alten Damen vehement ihre Spitzenhöschen. Ob das auch dem Publikum gefallen wird? „Das weiß man bei Komödien sofort: Entweder kommen die Lacher oder sie kommen nicht“, sagt Hofer. Einfacher sei es bei Tragödien, die wirken oftmals erst im Nachhinein. Eva Schmid
Die Premiere ist bereits ausverkauft, Karten zum Preis von 12 Euro gibt es noch für Samstag, den 26. Oktober, um 19.30 Uhr. Weitere Spieltermine unter www.kleinebühneimvolkshaus.de
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