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Potsdam-Mittelmark: Aufstand der Zwergen-Eltern

Erzieherin wurde trotz Personalknappheit aus Langerwischer Kita abgezogen / Eltern sind empört

Stand:

Michendorf - Dicke Luft in der Langerwischer Kita „Zwergenhof“: Nachdem am vergangenen Freitag eine Erzieherin von einer Stunde auf die andere nach Michendorf versetzt worden ist, gehen die Eltern jetzt auf die Barrikaden. Sie fühlen sich überrumpelt und haben in einem Brief an die Bürgermeisterin ihr Unverständnis geäußert. Erschwerend hinzu komme der Eindruck, dass ohnehin schon Personalknappheit in der Kita Zwergenhof herrscht und längst nicht mehr nur die ausgebildeten Erzieherinnen ihre Kinder betreuen. Auf der Gemeindevertretersitzung am Montagabend forderten die empörten Eltern eine Erklärung.

Während die Kinder ihren Mittagsschlaf gehalten haben, sei die Erzieherin plötzlich aufgefordert worden, das Gelände zu verlassen, berichtete der Wilhelmshorster Ralf Wagner. Die Eltern vermuten, dass es sich um eine disziplinarische Maßnahme handeln müsse, denn eine betriebsbedingte Versetzung käme aufgrund der Fristlosigkeit ebenso wenig infrage wie die Versetzung wegen mangelnden fachlichen Fähigkeiten, heißt es in dem Schreiben, das neun Elternpaare unterzeichnet haben. Die Erzieherin habe die Kinder „mit hoher pädagogischer und sozialer Kompetenz“ betreut.

Antworten auf die Fragen der Eltern gab es am Montagabend kaum. Bürgermeisterin Cornelia Jung erklärte lediglich, dass eine solche Versetzung nicht öffentlich begründet werden müsse. „Es gab Gespräche mit der Kollegin, auch der Personalrat wurde beteiligt“, so Jung. Angaben zum Personalschlüssel in der Kita Zwergenhof und wie dieser sich nach der überraschenden Versetzung entwickele, konnte die Verwaltung nicht machen.

Allerdings haben sich am Montagmorgen plötzlich zwei Erzieherinnen krank gemeldet. „Das konnte am Freitag niemand wissen“, sagte Bürgermeisterin Jung gestern auf Anfrage. Die Eltern hatten der Gemeinde vorgeworfen, dass unter anderem eine Küchenkraft und Praktikantinnen die Betreuung der Kinder übernehmen würden. Jung reagierte: Es gebe eine technische Angestellte, die parallel zum Job eine Ausbildung zur Erzieherin machen würde – „weil sie ihre Neigung zu diesem Beruf entdeckt hat“. Dass Praktikantinnen in der Kita mithelfen, sei nicht außergewöhnlich. „Aber die pädagogische Arbeit machen allein die Erzieherinnen“, erläuterte die Bürgermeisterin. Selbst wenn technisches Personal zum Beispiel beim Anziehen der Knirpse helfe, geschehe das immer in Gegenwart einer Erzieherin.

Dass das Personal in der Langerwischer Kita zu knapp ist, wollte Jung gestern nicht ausschließen. „Wir prüfen es zurzeit“, sagte sie. Schon im September hätten sich zwei Erzieherinnen krank gemeldet, eine davon ist noch nicht zurückgekehrt. Als Ersatz soll ab 1. Dezember eine befristete Stelle geschaffen werden. Sogenannte Springer, die kurzfristig in den Kitas eingesetzt werden, könne die Gemeinde aber nicht einstellen. „Wir müssen so rechnen, wie der Personalschlüssel es vorschreibt, weitere Erzieherinnen müsste die Gemeinde selbst bezahlen“, so Jung. Das Problem: Krankmeldungen, Urlaubstage und Schichtarbeit sind im Personalschlüssel, den das Land vorgibt, nicht vorgesehen. Thomas Lähns

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