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Potsdam-Mittelmark: Auftragsbücher noch gefüllt

Mittelmärkische Unternehmen sehen kaum direkte Auswirkungen der internationalen Finanzmarktkrise

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Potsdam-Mittelmark - Gelassen bis skeptisch: So sind die Reaktionen der hiesigen Wirtschaft auf die Finanzmarktkrise. Wie eine PNN-Umfrage bei mittelmärkischen Betrieben gestern ergeben hat, sieht sich im Moment kaum jemand direkt betroffen, selbst wenn der Kunden- und Auftraggeberkreis international ist. Für Unruhe hatte zuletzt der Ebay-Konzern gesorgt: Das Unternehmen mit Stammsitz in Kleinmachnow will bis Jahresende 1500 Mitarbeiter entlassen, hundert sollen am Standort Dreilinden gehen (PNN berichteten).

Dass dieses Modell nicht in Serie geht, lassen unter anderem Töne aus der Stahnsdorfer Kreativfirma Big Image hoffen. „Entlassen wird bei uns niemand, wir werden uns aber auch hüten, weiteres Personal einzustellen“, sagte Geschäftsführer Manfred Müller. Denn ob die Auftragsbücher auch im kommenden Jahr wieder voll werden, sei noch nicht sicher. Bei Big Image werden unter anderem Bühnenbilder und Dekorationswände für Veranstaltungen geschaffen, die Auftraggeber sind Kultureinrichtungen weltweit. Ob sie die nötigen Zuschüsse bekommen würden, sei noch nicht sicher. „Das Risiko ist da.“

In Deutschland ist die Kreditlage noch relativ entspannt: Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer seien nur bei zwei Prozent der Unternehmen Kredite nicht verlängert oder abgelehnt worden. Bei knapp einem Viertel der Unternehmen hätten sich die Konditionen verschlechtert, für drei Viertel habe sich nichts geändert. Ähnlich sei die Lage in der Region, so Detlef Gottschling, Sprecher der IHK Potsdam. Dabei gelte die Regel: Wenn die Buchhaltung in Ordnung ist, gebe es auch Kredite.

Innovative Unternehmen in der Region unterstreichen allesamt, keine finanziellen Vorschüsse nötig zu haben. Wenn investiert wird, dann aus eigener Kraft. So ist es auch bei der Firma Powertron in Teltow. Hier werden Metallfolienwiderstände für Messtechnik produziert und an weiterverarbeitende Betriebe in den Branchen Luft-, Raumfahrt, Medizin und Militär geliefert. Die Abnehmer seien vor allem kleinere und internationale Firmen, so Geschäftsführer Kai Karstensen. Auch diese sehe er nicht bedroht.

Firmen in der Stahlindustrie, Raffinerien und Pipelines gehören zu den Auftraggebern der Werderaner Promontan GmbH. Diese entwickelt und richtet unter anderem Elektro-, Wärme- und Kälteanlagen ein. „Unsere Partner haben eigentlich Geld“, sagte Holger Hannemann, zuständig für den Vertrieb, und so würden sich im Moment keine Engpässe im eigenen Auftragsbuch ergeben. Auch öffentliche Auftraggeber wie Kraftwerke und Kommunen nutzen die Dienste der Promontan, die Verträge mit ihnen seien langfristig angelegt.

Sehr wohl bemerkbar mache sich die Finanzkrise im Autohandel, sagte Thomas Neschke vom Opel-Autohaus Schachtschneider, das unter anderem in Beelitz und Glindow Filialen unterhält. „Die Kunden sind verunsichert.“ Nach den Diskussionen um eine CO2-Besteuerung und dem Auf und Ab beim Kraftstoff würden die aktuellen Meldungen die abwartende Haltung bei Privatkunden festigen. „Dabei ist alles nur Psychologie“, so Neschke. Die Bedingungen für kreditfinanzierte Käufe seien unverändert und zumindest gewerbliche Kunden würden nach wie vor Autos kaufen. Thomas Lähns

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