Potsdam-Mittelmark: Aus dem Chaos wird Ordnung
Der Berliner Maler Peter Schubert gestaltete ein zeitgenössisches Deckengemälde für das Dorfkirchlein Damsdorf
Stand:
Der Berliner Maler Peter Schubert gestaltete ein zeitgenössisches Deckengemälde für das Dorfkirchlein Damsdorf Von Elisabeth Richter Damsdorf. Pfarrer Reinhard Danner schließt das schmucke Dorfkirchlein in Damsdorf auf und erzählt: „Es sah hier noch vor ein paar Jahren aus wie ein Stall.“ Das kann man sich kaum vorstellen, wenn man heute die sorgsam restaurierte Kirche betrachtet, die 1777 gebaut wurde. „Wir haben mit der Restaurierung zunächst sehr vorsichtig angefangen“, sagt Pfarrer Danner. Begonnen wurde vor einigen Jahren mit der Turmsanierung, der Dachstuhl folgte, und auch hier, wie so oft, stellte sich während der Arbeit heraus, dass der bauliche Zustand noch schlechter war als man vorher gedacht hatte. Zwei Drittel der Kosten wurden von Land und Bund aus Fördermitteln finanziert, das andere Drittel brachte die Gemeinde „irgendwie“ auf. Das Innere der Kirche ist nach der Sanierung hell und freundlich geworden, Gestühl und die spätbarocke Empore mit der Orgel sind in einem zarten bläulichen Grau gestrichen, zurückhaltend und doch farbig, alles wirkt offen und geradezu froh, obgleich der gesamte Altarraum mit der Tischplatte auf zwei Böcken noch Improvisation ist. „Die barocke Altarwand ist 1957 verschwunden“, erzählt Pfarrer Danner und berichtet von den Überlegungen der Gemeinde, das Gotteshaus mehr für diejenigen zu öffnen, die sonst wenig in die Kirche gehen, sie also mit etwas Besonderem auszustatten, mit zeitgenössischer Kunst. Pfarrer Danner wandte sich deshalb an den Berliner Freskenmaler Peter Schubert, der 1977 die Decke der Orangerie des Charlottenburger Schlosses ausgemalt hatte und der seither - weltweit, kann man sagen - über 20 Deckengemälde gestaltet hat. Peter Schubert kam tatsächlich nach Damsdorf und „biss an“, obgleich Pfarrer Danner ihm schon signalisiert hatte, dass die Gemeinde kein Geld habe. Jetzt prangt ein großes Gemälde an der Decke, inspiriert von der Schöpfungsgeschichte. Aus dem Chaos wird Ordnung: eine lichte Mitte setzt sich von bedrohlichem Dunkel ab, das Auge wandert von Detail zu Detail, entdeckt einen Hauch von Regenbogen, ein wehendes Fetzchen Gold im Blau, das sogar einen kleinen, entschiedenen Schatten wirft, und einen gebieterischen Stab, der das Dunkel zerteilt. Das Gemälde ist farbig, formenreich, geheimnisvoll, es ist zeitgenössisch im Ausdruck und von barocker Üppigkeit zugleich, und es harmoniert wunderbar mit dem restaurierten Inneren des spätbarocken Kirchleins, das es Peter Schubert angetan hat. So malt der Künstler, der am vergangenen Freitag seinen 75. Geburtstag feierte, derzeit an einem Triptychon für den Altarraum. Noch steht das Gemälde in seinem Berliner Atelier, aber die Struktur, die Farbgebung und viele Details sind festgelegt und offenbaren das Thema: die Auferstehung. Der Mittelteil von etwa zwei auf drei Meter ist ein triumphales Bild, festlich, bewegt; zerbrochene Grabplatten liegen umgestürzt, ein überirdisches Licht strahlt in der Mitte, eine Taube ist erkennbar, ein Regenbogen, die Kuppeln des Himmlischen Jerusalem. Die Seitenteile zeigen die Versuchungen, das Dunkle in gespenstischem Licht, Feuerglut, dazwischen biblische Bilder wie den Turmbau zu Babel. In Damsdorf erwartet man nun voller Freude den Einzug des Triptychons in das kleine, hübsche Kirchlein.
Elisabeth Richter
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: