Potsdam-Mittelmark: Aus dem Klassenraum ins Leben
Millionenpakete für Beelitzer Schulen: Aufgeputzter Tag der offenen Tür am Samstag / Stadt investiert weiter in Bildungsstätten
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Beelitz - Bis zu einer Stunde Fahrzeit nimmt Lisa Schär jeden Morgen in Kauf. Während die meisten ihrer Klassenkameraden noch in den Federn liegen, startet sie ihren Schulweg von Kloster-Zinna aus per Fahrrad, Zug und Bus in Richtung Beelitz. Es ist ihre eigene Entscheidung gewesen, nach dem Wegzug aus der Spargelstadt an der Solar-Oberschule zu bleiben. „Diese Schule ist einmalig“, sagt die Neuntklässlerin und verweist auf engagierte Lehrer, motivierte Schüler und das gute Lernumfeld.
Das wurde in den vergangenen fünf Jahren enorm verbessert: Die Sporthalle ist saniert, Fachräume für Informatik, Arbeitslehre und Naturwissenschaften sind entstanden und nach den Außenarbeiten im vergangenen Jahr strahlt jetzt auch die Fassade in sonnigem Gelb. Am Tag der offenen Tür am Wochenende gab es also allerhand zu entdecken.
„Es macht Spaß, hier zu arbeiten“, lobt Lehrerin Ute Sadrina die Bedingungen: ob im Chemieraum, wo am Samstag „Gold“ gewonnen wurde, im Sprachkabinett, in der Schulküche, im Werken-Raum oder im Erste-Hilfe-Raum. Hier werden in Zusammenarbeit mit den Johannitern in einer AG Nachwuchssanitäter ausgebildet.
Der Unterricht ist nur ein Teil des Angebotes in der Solar-Oberschule. Seit dem vergangenen Jahr hat die Einrichtung 18 Kooperationspartner in der Wirtschaft gefunden, die für jeden Schüler Praktika anbieten. Mit dabei sind Handwerksbetriebe, das Autohaus Schachtschneider, der Nahrungsmittelproduzent Struik-Food, die Stadtverwaltung und die Polizei. Im Rahmen des sogenannten Praxislernens schnuppern hier bereits die Siebtklässler an 15 übers Jahr verteilten Tagen Berufsluft, berichtet Schulleiterin Regina Breyer.
Die Stadt leistet ihren Beitrag, damit der Schulalltag in dieser Weise möglich ist. Die Fachräume wurden mit Haushaltsgeldern eingerichtet, die Fassadensanierung wurde mit 144 000 Euro ebenfalls aus dem Stadtsäckel bezahlt. In diesem Jahr stehen 15 000 Euro für die Gestaltung des Schulhofs bereit – das Konzept haben die Schüler selbst entworfen – sowie 7000 Euro für neue Computer. Immer öfter springen die Beelitzer für den Kreis in die Bresche, der sich selbst mit einem Vertrag eigentlich zur Komplettsanierung verpflichtet hatte.
Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) verweist auf den Konkurrenzdruck, der auf den städtischen Schulen lastet, denn der Geburtenknick mache sich immer noch bemerkbar. „Wir wollen Chancengleichheit schaffen.“ Auch durch Fahrkostenzuschüsse: Obwohl sie aus verschiedenen Tarifbereichen kommen, zahlen alle Schüler den gleichen Preis. Für die Kinder aus abgelegenen Ortsteile setzt die Stadt sogar Sonderbusse ein.
Davon profitiert auch das Sally-Bein-Gymnasium, dessen Türen am Samstag ebenfalls offen standen: für ehemalige und künftige Schüler. Die Stadt hat nach der Wende sieben Millionen Euro in Gebäude und Ausstattung investiert, berichtete der Bürgermeister. Der Lohn dafür: Beim Zentralabitur vor drei Jahren belegten die Beelitzer Gymnasiasten Platz sechs im Landesvergleich und Platz eins im Kreis. Beim Wissenschafts-Wettbewerb „Jugend forscht“ treten Sally-Bein-Schüler regelmäßig an, 2004 holten zwei von ihnen den Titel auf Landesebene.
Schulleiter Jürgen Schwartz erzählte, wie sieben seiner „Ehemaligen“ ihren Weg zu Mercedes nach Ludwigsfelde gefunden hatten. Deren Ausbildung hatte quasi schon in der zwölften Klasse angefangen, als sie nach Schulschluss regelmäßig zum „Technikunterricht“ ins Werk gefahren waren. „Wir mussten in den letzten Jahren immer deutlicher zeigen, was wir hier können“, so Schulleiter Schwarz in Anbetracht sinkender Schülerzahlen im Land. 365 Gymnasiasten gibt es zurzeit in Beelitz, Platz wäre für weitaus mehr. Geworben wird hier neben dem naturwissenschaftlichen Profil auch mit Perspektiven: Erst vor wenigen Wochen gab es eine randvoll gefüllte Vorlesungsreihe, in der Fachleute aus Wirtschaft und Forschung den Abiturienten ihre Berufsbilder vorstellten. Eine Idee, die sich in Form einer Arbeitsgemeinschaft jetzt auch verstetigt hat.Thomas Lähns
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