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Irgendwie eine Wissenschaft: Orgelbau bei Schuke in Werder.

© Gordon Welters

Potsdam-Mittelmark: Ausgezeichnete Zusammenarbeit

Die Werderaner Orgelbaufirma Schuke erhält einen Preis für ihre Kooperation mit der Uni Potsdam

Von Matthias Matern

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Werder (Havel) - Für Firmenchef Matthias Schuke hat sich die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft schon mehrfach ausgezahlt. Nicht nur konnte der Orgelbauer aus Werder (Havel) die Arbeitsabläufe in seiner Werkstatt optimieren, auch ist er bereits des Öfteren für die gemeinsam entwickelten Innovationen ausgezeichnet worden. Ende September erhielt die Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Stuttgart den „Professor-Adalbert-Seifriz-Preis“.

Vergeben wird die bundesweite Technologietransfer-Auszeichnung vom „Handwerk Magazin“ und der Steinbeis-Stiftung der Versicherungsgruppe Signal Iduna. Neben der Auszeichnung in Form einer Statue erhielten die Orgelbauer ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro. „Das wird wohl gleich wieder in weitere Innovationen investiert“, meint Detlef Zscherpel, stellvertretender Geschäftsführer bei Schuke.

Ausgezeichnet wurde die Entwicklung einer Testorgel. „Damit lässt sich der Wind, der durch die Orgelpfeifen strömt, auf Phänomene wie Wirbel untersuchen“, erläutert Zscherpel. Bei der Produktion könnten so störende Turbulenzen vermieden und gewünschte Wirbel gezielt eingebaut werden, so dass der Ton sauber, aber nicht steril klinge, berichtet der stellvertretende Firmenchef. Entstanden ist die Testorgel in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam. Bereits 2009 erhielt Schuke dafür den Innovationspreis des Landes Brandenburg.

Solche Kooperationen werden vom Land Brandenburg seit knapp zwei Jahren verstärkt gefördert. Ende 2009 etwa führte das Wirtschaftsministerium die sogenannten kleinen und großen Innovationsgutscheine ein. Mit bis zu 1500 Euro beim kleinen Gutschein und mit bis zu 7000 Euro für den großen können sich Unternehmen die Zusammenarbeit fördern lassen. Im Handwerk allerdings, glaubt Zscherpel, seien Kooperationen mit Hochschulen eher die Ausnahme. „Es ist wohl auch eine Zeit- und Kostenfrage“, schätzt der Orgelbauer.

Ute Maciejok, Sprecherin der Potsdamer Handwerkskammer, spricht von „Berührungsängsten“. „Handwerker und Wissenschaftler sind wie zwei Welten, bei denen es wenig Brücken gibt“, meint sie. Außerdem hätten nur wenige Betriebe so spezielle Probleme wie eine Orgelbaufirma zu lösen. „Häufig haben die Betriebe eine feste Dienstleistung. Die erfinden keinen neuen Heizkessel, sondern müssen ihn nur einbauen können“, meint Maciejok. Dennoch wünsche sich die Kammer „schon etwas mehr Interesse“ seitens ihrer Mitglieder, räumt die Kammersprecherin ein.

Die Kooperation zwischen Schuke und der Uni Potsdam wird über das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand“ des Bundes gefördert. Für die Orgelbauer war die Hemmschwelle gering. „Ich bin selbst Physiker“, erzählt Zscherpel. So sei der Kontakt zum Institut für Physik und Astronomie entstanden. Die Testorgel war bereits das dritte gemeinsame Projekt. Aus der ersten gemeinsamen Arbeit, für die die Kooperation schon vor zehn Jahren mit dem „Professor-Adalbert-Seifriz-Preis“ ausgezeichnet wurde, entstand eine computergesteuerte Maschine zur Bearbeitung von Metallplatten, aus denen die Orgelpfeifen hergestellt werden. „Anfang des Jahres haben wir mit dem vierten Projekt begonnen“, berichtet Zscherpel. Dabei gehe es um Synchronisationseffekte bei Orgelpfeifen. „Zwei Pfeifen, die klingen, beeinflussen sich. Diesen Effekt kann man nutzen.“ Zum Beispiel könne man neue Töne entstehen lassen oder Verstimmungen vermeiden.

Aber auch die Wissenschaft profitiert. „In unserem neuesten Projekt können wir aktuelle Forschungsergebnisse einfließen lassen“, meint Markus Abel, Privatdozent am Potsdamer Institut für Physik und Astronomie. Außerdem biete sich für Studenten die Gelegenheit, Einblick in die wirtschaftliche Verwertbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und in die industriellen Arbeitsprozesse zu bekommen, glaubt der Forscher. „An deutschen Unis wird dieser Aspekt häufig vernachlässigt“, findet Abel.

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