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Potsdam-Mittelmark: Ausgleich für die leere Lohntüte

Die Arbeitslosenquote geht zurück – doch beim Kreis macht sich das kaum bemerkbar

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Die Arbeitslosenquote im Landkreis ist auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen: Mittlerweile sind 9,1 Prozent der Bürger zwischen Havelland und Fläming ohne Job, im März vorigen Jahres waren es noch 11 Prozent. Bereits auf dem Kreisentwicklungsforum am Wochenende konnte Bernd Schade, Geschäftsführer der Mittelmärkischen Agentur zur Integration in Arbeit (Maia), mit dieser Zahl aufwarten und verkünden, dass die Mittelmark damit auf Platz drei in Ostdeutschland liege (PNN berichteten). Auf der jüngsten Sitzung des Innenausschusses wurden nun die Konsequenzen für die Kreisfinanzen erörtert.

Die jedoch halten sich erst einmal in Grenzen, denn bekanntlich kann längst nicht jeder von seiner Hände Arbeit leben. Angestellte in Billiglohn-Branchen wie dem Reinigungs- oder Sicherheitsgewerbe beziehen zwar kein Arbeitslosengeld, sind aber auf Zuschüsse für ihre Wohnung angewiesen – und die zahlt größtenteils der Kreis. In den vergangenen beiden Jahren hat sich die Summe dafür bei insgesamt rund 30 Millionen Euro eingependelt. Einen Teil davon, im Moment sind es 28,6 Prozent, erstattet der Bund, ein weiterer Teil kommt vom Land. Unterm Strich wurde der mittelmärkische Haushalt im vergangenen Jahr mit gut elf Millionen Euro belastet.

Trotz des Rückgangs bei den Arbeitslosenzahlen – Schade verweist auf den konjunkturellen Aufschwung und die Vermittlungserfolge seiner Agentur – sinkt die Zahl der so genannten Bedarfsgemeinschaften kaum. Gut 16 000 Mittelmärker, meisten Familien, leben zurzeit in solch einer Gemeinschaft und haben daher Anspruch auf die Erstattung ihrer Mietkosten von der Maia. Von diesem Personenkreis waren im August vergangenen Jahres 19,1 Prozent in Arbeit, über drei Viertel davon sogar in Vollzeitstellen.

Landrat Lothar Koch (SPD) gab sich zuversichtlich, dass die Aufstockung von Niedriglöhnen mit Sozialleistungen mittelfristig zurückgehen würde. Nach den jüngsten Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst sollten als nächster Schritt auch Mindestlöhne eingeführt werden. Andererseits hofft man auch in Belzig, dass sich der Aufschwung nach dem klassischen Prinzip von Angebot und Nachfrage in den Lohntüten bemerkbar machen wird. Stichwort Demographie: Wenn weniger Bewerber zur Verfügung stehen, müssten die Löhne attraktiver werden, wie es hieß. „Es ist schon ein Erfolg, wenn wir die Menschen in Arbeit bringen“, resümierte Bernd Schade gegenüber den PNN, „doch erst wenn sie ihren Lebensunterhalt zu hundert Prozent davon bestreiten können, profitiert auch der Kreis“. Deutlicher seien die Erfolge für den Haushalt im Hinblick auf die Personalkosten: Von den 173 Maia-Mitarbeitern sind 90 beim Kreis angestellt – und deren Gehälter werden mit rund vier Millionen Euro komplett vom Bund bezahlt. Mit Gründung der Maia vor drei Jahren waren bereits damals 66 Mitarbeiter des Landratsamtes aus verschiedenen Fachbereichen delegiert worden. Statt also nach dem generellen Trend Stellen abzubauen, konnten diese einfach verlegt werden – das sei dem Kreisetat zugute gekommen.

Was die tägliche Arbeit der Maia angeht, hätten sich die Mitarbeiter längst eingespielt. Die Bearbeitung der Fälle laufe kontinuierlich und bei der Zahl der unbearbeiteten Widersprüche habe man bereits aufgeholt: Knapp 2000 Einspruchsformulare liegen jetzt noch auf dem Stapel, weniger als 1000 sollen es bis Jahresende werden. Immer noch würden jeder fünfte Betroffenen den Alg-II-Bescheid anfechten. Thomas Lähns

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