Potsdam-Mittelmark: Baaske: Kommunen als Job-Vermittler
Brandenburgs Arbeitsminister besuchte Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft in Teltow
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Brandenburgs Arbeitsminister besuchte Gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft in Teltow Teltow. Entschlossen steuert Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) zur Tür mit dem Schild „Tischlerei", drückt energisch die Klinke und steht dann mitten im Maschinenlärm der Werkstatt vor drei überraschten Handwerkern. Von ihnen will er wissen, was in der Werkstatt produziert wird und ob sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Während der Minister erfährt, dass die Auftragslage für rustikale Holzbänke gut sei und die Möbel auf Kundenwunsch auch in Blau geliefert werden, wartet draußen auf dem Hofgelände noch das Begrüßungskomitee auf den hohen Gast. Zwei Stunden hatte der Minister in der Vorwoche für den Besuch in der Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft (GBG) in Teltow eingeplant, an dem auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) und Vertreter der Teltower SPD-Fraktion teilnahmen. Beim Rundgang durch die Werkstätten nahm Baaske sich Zeit, um mit den Beschäftigten reden zu können. Über Fünfzig sind die meisten von ihnen und froh, noch etwas Sinnvolles tun zu können. So wie Eveline Völker, die zuvor Heizungsregler baute. Doch die Firma ging pleite, erzählt die gelernte Elektromechanikerin, die danach über ein Jahr arbeitslos war und nun technische Altgeräte zerlegt. Flink wickelt sie Kupferdraht auf eine Rolle, denn den kann man noch verkaufen, sagt sie. Verwertet würden auch noch andere Teile und das sei für die Umwelt schon besser so. Gar nicht so richtig vorstellen kann sie sich, dass ihr Job nun in einem Monat zu Ende sei und eine Kollegin erklärt trotzig: „Wir bleiben einfach hier!" Auch Hans-Jürgen Schmidt hat schon gehört, dass die Maßnahme im nächsten Monat mit anderen Arbeitskräften fortgesetzt werde. Dabei hätte er den Job gern bis zur Rente weiter gemacht. „Wo soll man denn sonst hin? Auswandern ist ja auch nicht mehr drin", meint er deprimiert und fügt hinzu, er habe immer durchgearbeitet. Erst 23 Jahre beim Flussbau und danach elf Jahre als Bautechniker. Auch Geschäftsführer Detlef Burhenne bedauert, die Beschäftigten nach einem halben Jahr wieder auswechseln zu müssen. Doch mit dieser Pflicht habe das Arbeitsamt die Stellen erst bewilligt, erklärt er dem Minister. Trotzdem will Burhenne in der Behörde anfragen, ob wenigstens einige Erfahrene bleiben dürfen. Etwa 300 Arbeitnehmer beschäftigt die GBG in 32 Projekten des zweiten Arbeitsmarktes. Einige davon in Stahnsdorf, Beelitz und Brandenburg. Darunter sind Umweltprojekte, Sanierungsarbeiten, Jugend- und Seniorenbetreuung. Demnächst übernehme die GBG Entkernungsarbeiten in der Kuppelmayrschen Siedlung, verweist Burhenne stolz auf die 40 Mitarbeiter seiner Firma, die im ersten Arbeitsmarkt arbeiten. „Die verdienen richtig Geld. Mit denen allein, könnte es uns als Firma richtig gut gehen." Trotzdem laute der Anspruch der Gesellschaft, so viel Leute wie möglich in Arbeit zu bringen. Arbeit für möglichst viele Menschen auf lange Zeit zu schaffen, will auch Minister Baaske. Die dramatische Lage am Arbeitsmarkt redet er beim anschließenden Gespräch nicht schön, denn das Land Brandenburg hat rund 260 000 Arbeitslose. Lösungsansätze sieht Baaske deshalb in Form geringerer Bezahlung. „Wenn ABM besser bezahlt wird als Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt, gibt es zunehmend Unverständnis für solche Maßnahmen". Auch hege er nicht die Hoffnung, dass ein Investor der Region ein zweites GRW beschere. Um Arbeitslosenzahlen zu senken, setze er auf Reformen. „Es muss auch bei uns möglich sein, was die Niederlande, Schweden und Österreich bereits geschafft haben." Noch stärker als bisher sollen künftig die Kommunen bei der Vermittlung von Arbeitslosen in Beschäftigungsmaßnahmen eingebunden werden. Allerdings räumte Minister Baaske auch ein: „Da kommt was auf die Kommunen zu und wir müssen uns noch etwas einfallen lassen, damit die Kommunen auch die Arbeitgeberanteile bezahlen können". K. Graulich
K. Graulich
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