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Potsdam-Mittelmark: Babyklappe für Streuner

Bundesweit einmaliges Projekt für kleine Berliner Straßenkatzen im Katzenheim Glindow

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Bundesweit einmaliges Projekt für kleine Berliner Straßenkatzen im Katzenheim Glindow Von Kirsten Graulich Werder · Glindow – Sie waren ausgesetzt, streunten umher, wurden verletzt oder sind Nachkommen verwilderter Straßenkatzen. Die Schicksale im Glindower Katzenheim sind erschütternd, wie das von der schwarzweißen Katze, die in einem Hinterhof in Berlin-Neukölln aufgefunden wurde, kurz vor ihrer Niederkunft. Sie wurde wohl von ihren Haltern abgeschoben. Eine Mieterin brachte das tragende Tier zum Tierarzt und der rief bei Harry Kindt vom Berliner Katzenschutz e.V. an, der Verein betreibt das Glindower Katzenheim. Als Kindt sie am nächsten Tag abholen wollte, musste er vier Stunden warten, denn die Katze warf gerade fünf Junge. Das ist acht Wochen her, die Kätzchen sind mit ihrer Mutter die ersten, die in der neuen Katzenbaby-Station des Deutschen Tierhilfswerkes (DTHW) aufgenommen wurden. Die bundesweit erste „Babyklappe für Katzen“ befindet sich auf dem Gelände des Katzenschutzvereines in der Glindower Ziemensstraße 84b, der dort schon seit 14 Jahren mit dem Heim ansässig ist. Für den Partnerverein hat das DTHW jetzt 17000 Euro in den Bau der Baby-Station investiert, nebst vieler Arbeitsstunden. Baubeginn war im letzten Herbst. Zum Jahresende soll das Haus fertig sein, in dem einmal bis zu 15 Straßenkatzen und ihre Jungen aufgenommen werden können. Möglichst in den ersten zehn Lebenswochen sollen sie vermittelt werden, um wieder neue Katzenbabys im Heim aufnehmen zu können. „Die Welpen sind sehr menschenscheu", erklärte Ursula Bauer vom DTHW aus Berlin, „wenn wir die Jungtiere jedoch früh aufnehmen und an Menschen gewöhnen können, sind die Chancen gut, dass sie sich zu zahmen Stubentigern entwickeln". Wenn alles gut läuft, finden sich auch bald Familien, die die Kleinen der Schwarzweißen bei sich aufnehmen möchten, hoffen Stationschef Kindt und seine drei Mitarbeiter, die bereits 86 ausgesetzte, zugelaufene oder verunfallte Katzen in Glindow betreuen. Vielleicht erhält so auch die Neuköllner Katzenmama endlich ein dauerhaftes Zuhause. Im Gegensatz zu Streunerkatzen, die nach zwei Monaten kaum noch zu zähmen sind, ist sie an Menschen gewöhnt. Allein in Berlin kämpfen laut DTHW 40000 ehemalige Hauskatzen ums Überleben. Wenigstens ihrer schnellen Vermehrung soll ein Riegel vorgeschoben werden. Auch unter schlechten Bedingungen kann eine Streunerin im Jahr zwei- bis dreimal sieben Junge werfen. Eingefangene verwilderte Hauskatzen werden nach der Stillphase kastriert und an ihren alten, vom DTHW betreuten Futterstellen wieder freigelassen. Aus Sicht des Tierschutzes ist das die beste Lösung, um die Population zu regulieren und Krankheiten vorzubeugen. Zudem ist eine gesunde Katze ein effizienterer Mäuse- und Rattenfänger. Jährlich sind es 500 Kastrationen, die das DTHW leistet, ausnahmslos von Spendengeldern finanziert – eine politische Lobby gibt es nicht für wild lebende Hauskatzen. Tierheime wie das in Glindow haben ihre Kapazitäten längst überschritten. Auch Katzen aus der Werderaner Umgebung wird hier ein neues Zuhause gegeben. Eine gute Chance für das Heim, Kapazitäten freizusetzen, ist das alljährliche Sommerfest, das am Samstag stattfand und die Herzen vieler Katzenfreunde höher schlagen ließ. Aber auch täglich von 8 bis 12 Uhr kann das Katzenheim besucht werden. Und wird das Mauzen erhört, kann daraus durchaus doppeltes Glück werden. Das zeigen auch die Briefe, die an den Wänden des Heimes hängen. „Knuddelkater Heinzel fühlte sich schon nach zwei Minuten heimisch", schrieben seine neuen Halter und schickten auch ein Foto, auf dem sich der Stubentiger wohlig auf der Couch räkelt. Daneben ein Foto von Kater Bismarck, der einen Ball im Schnäuzchen trägt: Denn damit spielt er am liebsten, schreiben seine neuen „Adoptiveltern“. Telefon des Heims: (03327) 42587

Kirsten Graulich

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