Potsdam-Mittelmark: Baden, scheren, trimmen
Seit 30 Jahren gibt es in Caputh den Hundepflegesalon Theisen
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Schwielowsee · Caputh - Nur die Spitzen – oder doch lieber etwas kürzer? Nein, wenn Barbier Ingo Theisen zur Schere greift, geht es nicht darum, modebewusste Damen mit der neuesten Trendfrisur auszustatten oder bei Herren zum Fassonschnitt anzusetzen. Die Kunden in seinem Salon haben vier Beine, aber ums gute Aussehen geht es auch bei ihnen. Seit 30 Jahren gibt es den Hundepflegesalon in der Caputher Schwielowseestraße 16 – und seitdem sind die Theisens Experten in Sachen Fellpflege.
Ein paar Unterschiede zum herkömmlichen Coiffeur gibt es dann aber doch: Der Dreiklang „Waschen-Föhnen-Legen“ heißt hier „Baden-Scheren-Trimmen“. „Und Hund bleibt bei uns Hund“, räumt Ingo Theisen gleich mit einem Vorurteil auf. Nie würde er einen Vierbeiner färben, damit er zu Frauchens neuem Indigo-Schopf passt oder ihm die Krallen lackieren, damit die mit der Handtasche korrespondieren. Er kennt die einschlägigen Berichte aus Boulevard-Magazinen. Es geht nicht um frisurtechnische Extravaganzen, sondern darum, den Hund entsprechend seiner Rasse aussehen zu lassen.
Dafür gibt es dann ein Vorgespräch mit Herrchen und Frauchen, manche kommen gleich mit einem Beispielfoto her. „Jede Rasse hat ihren eigenen Anspruch“, sagt der Experte. Und um dem zu genügen, hält er sich mittels Fachmagazinen auf dem Laufenden. Bei der rund zweistündigen Pflegekur wird das Hundefell erst einmal durchgekämmt, dann wird das Tier gebadet. Überschüssige oder zu lange Haare werden geschnitten, die Krallen werden gestutzt und die Ohren gereinigt. Eine medizinische Begutachtung gibt es obendrein: „Hautkrankheiten oder Allergien fallen sofort auf, die kommen meist vom falschen Futter.“ Dann gibt Theisen auch Ernährungsberatung.
Für diesen Service scheuen die Hundehalter auch weite Anfahrtswege nicht: Zum Kundenstamm gehört ein Ehepaar aus England. „Wenn die im Herbst in der Region sind, bringen sie ihren Cairn-Terrier bei uns vorbei“, sagt Mutter Sabine Theisen. Im vergangenen Sommer sei auch ein Paar aus der Schweiz mit ihrem Airdale-Terrier hier gewesen.
In den 70er Jahren hatte die Caputher Familie eine Pudelzucht. „Damals gab es genaue Standards, wie so ein Tier auszusehen hat“, erinnert sich Sabine Theisen. Auf Ausstellungen sei sie immer wieder ins Gespräch mit anderen Züchtern gekommen, habe viel über Schurweisen gelernt. Dieses Wissen wandte sie immer öfter auch bei anderen Hunden an, absolvierte eine Prüfung zur Hundepflegerin und gab 1976 ihren Job bei der Sparkasse auf. „Bald habe ich damit genauso viel Geld verdient wie in meinem früheren Beruf.“
Der Kundenstamm wuchs stetig. Sabine Theisen brauchte Unterstützung und so musste Ehepartner Udo – gelernter Maschinenbauer – immer öfter mit anpacken. „Nach der Wende allerdings blieben viele Kunden aus, die Prioritäten lagen dann wohl woanders.“ Das habe sich mittlerweile wieder geändert.
Im Jahr 2000 hat Sohn Ingo den Hundepflegesalon übernommen, keine leichte Entscheidung, immerhin hatte er in seinem Beruf als Installateur über 20 Jahre gearbeitet und musste nun mit einer Umschulung quasi von vorn anfangen. Aber die Tierliebe habe sich schließlich durchgesetzt. Gibt es auch widerspenstige Kunden? „Wir hatten mal einen Riesenschnauzer, der stand senkrecht im Bad", erinnert sich Sabine Theisen. Die Besitzerin hatte nichts über das aggressive Naturell gesagt. Aber dies sei der einzige Fall gewesen, wo die Behandlung ausbleiben musste. „Normalerweise sind die Halter aufgeregter als die Hunde.“ Deshalb finde die Behandlung auch ohne Herrchen und Frauchen statt, die Tiere seien dann viel ruhiger.
Zirka 250 Hundehalter kommen regelmäßig nach Caputh, „vom Arzt bis zur Angestellten“. Ebenso vielfältig sind die Hunderassen, vom Golden Retriever über Terrier bis hin zum Mischling. Die Werbung sei dabei ein Selbstläufer, denn Hundebesitzer kämen immer miteinander ins Gespräch - gerade wenn Bellos Fell besonders glänzt. Thomas Lähns
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