Potsdam-Mittelmark: Bahnhöfe im Zentrum der Kritik
Workshop vom „Forum Verkehrssicherheit“ brachte Experten, Schüler und Senioren zusammen
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Beelitz / Michendorf - Fehlende Personenaufzüge im Bahnhof Michendorf, ein viel zu niedriger Bahnsteig ohne Blindenhilfslinie in Beelitz-Stadt und überall mit Graffiti verschmierte Fahrpläne. Bei ihrer Analyse des öffentlichen Nahverkehrs hat die Projektgruppe des Sally-Bein-Gymnasiums eine Reihe wunder Punkte vor allem bei der Bahn entdeckt. Um sich in die Situation älterer Menschen zu versetzen, waren die vier Mädchen aus der 9. Klasse einen Tag lang mit einem sogenannten „Age Explorer“ – einem mit Blei beschwerten Anzug und Helm – unterwegs. Wie sie damit in Bus und Bahn zurechtgekommen sind, berichteten sie gestern auf einem Workshop des vom Land geförderten Forums Verkehrssicherheit im Tiedemann-Saal. Ihre Kritik fand die richtigen Adressaten, denn im Podium saßen unter anderem Vertreter der Deutschen Bahn, der Havelbus-Verkehrsgesellschaft und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg.
Uwe Bögge von der DB Station & Service AG konnte indes wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Verbesserung der Situation auf den Bahnhöfen verbreiten. Der Aufwand für den Einbau von Aufzügen in Michendorf sei groß, deshalb verhandele die Bahn mit dem Land über Fördermittel für dieses Projekt. Und der alte Bahnsteig direkt am verlassenen Beelitzer Empfangsgebäudes werde vielleicht in drei bis vier Jahren erneuert und behindertengerecht gestaltet, so Bögge.
Seit Jahren schon werde das von der Deutschen Bahn versprochen, ärgerte sich der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) über diese vage Ankündigung. Die Stadt habe in der Zwischenzeit den Bahnhofsvorplatz neu gestaltet und P & R-Plätze geschaffen. Auch von den Beelitzer Einwohnern kam Kritik, unter anderem am jämmerlichen Zustand der Bahnhofsgebäude Beelitz-Stadt und Beelitz-Heilstätten. Beide Gebäude sind von der Bahn an die Firma Patron Capital verkauft worden. Doch auch diesem Investor sei es bisher nicht gelungen, die Gebäude neu zu beleben, erklärte Bögge.
Weniger Probleme gibt es in der Region mit dem Busverkehr. Kritisiert wurde bisher vor allem die ungenügende Anbindung der kleineren Beelitzer Ortsteile. Mit der Einführung von Rufbussen ab 13. Dezember soll nun Abhilfe geschaffen werden, kündigte Havelbus-Geschäftsführer Dieter Schäfer an. Wie berichtet können die Kleinbusse in einer Testphase montags bis freitags von 5 bis 21 Uhr eine Stunde vor dem gewünschten Abfahrttermin gerufen werden. Insgesamt gab es viel Lob für die „freundlichen Busfahrer“, unter anderem von der Vorsitzenden des Beelitzer Seniorenbeirates, Clara Ranneberg.
Neben dem öffentlichen Personennahverkehr schenke die Stadt dem Ausbau des Radwegenetzes besondere Aufmerksamkeit, erklärte Bürgermeister Wardin. Nicht hinzunehmen sei, dass das Land erst langfristig einen Radweg zwischen Fichtenwalde, dem Spargelhof Klaistow und Glindow plane, so Wardin. Um die Notwendigkeit eines solchen Radweges zu unterstreichen, will die Stadt jetzt bei einem Verkehrsexperten ein Gutachten in Auftrag geben. Positiv entwickle sich indes das Radwegenetz in Richtung Nuthe-Nieplitz-Naturpark, sagte Wardin. Im kommenden Jahr würden die Bauarbeiten zwischen Zauchwitz und Körzin sowie Zauchwitz und Stücken beginnen. Hagen Ludwig
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