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DasWAR“S: Barfuß im Gericht

DasWAR“S Warum Peter Könnicke noch nicht ans Jahresende denkt Ich hab in unserer Zeitung heute eine Werbung von einem Berliner Stadtmagazin gesehen, auf dessen Titelblatt die Frage steht: „Wohin an Silvester?“ Und in der Unterzeile heißt es: „Deutschland hat die Wahl.

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DasWAR“S Warum Peter Könnicke noch nicht ans Jahresende denkt Ich hab in unserer Zeitung heute eine Werbung von einem Berliner Stadtmagazin gesehen, auf dessen Titelblatt die Frage steht: „Wohin an Silvester?“ Und in der Unterzeile heißt es: „Deutschland hat die Wahl.“ Dazu gibt es ein Bild mit Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Oskar Lafontaine. Es sieht aus, als trinken sie Martini aus Mostgläsern. Könnte auch Cognac sein. Auf alle Fälle sind sie fröhlich. Ich hab nicht gleich verstanden, warum die Drei als Illustration für den Silvester-Führer herhalten, bis mir dann klar wurde, dass sie offensichtlich den Wechsel feiern. Als ich das geklärt hatte, blieb die Frage, ob ich mich tatsächlich schon mit Silvester beschäftigen soll. Hallo, wie haben draußen eine Bullenhitze. Knapp 30 Grad. Heute morgen habe ich meine ungebügelten Shorts aus dem Wäschekorb geholt und obwohl meine Frau sagte, so knittrig sieht es ein bisschen „asslig“ aus, bin ich damit vor die Tür. Es war wunderbar. Gestern habe ich sogar bei einem Termin im Gerichtssaal mit Badelatschen gesessen und ich glaube, der Richter war total neidisch, weil er über sein Hemd und seine Krawatte auch noch seine schwarzen Robe ziehen muss. Wir haben dann in einer Pause tatsächlich ein wenig über das Klima im Verhandlungssaal geplaudert. Die beiden Streitparteien waren mit ihren Anwälten vor die Tür gegangen und mir war es ein bisschen peinlich, so schweigsam mit dem Richter allein in dem Saal zu sitzen. Also bemerkte ich, wie trefflich es sei, dass die Sonne auf der anderen Seite scheint und wir hier schön im Schatten sitzen. Euer Ehren gab mir Recht. In seinem Büro allerdings habe er schlechte Luft, sagte er. So viel Einblick in die richterliche Arbeitswelt hatte ich gar nicht erwartet. In bin mir sicher, dass ich sogar das Urteil herausbekommen hätte, wenn ich in geschickt und lieb gefragt hätte. Das wär ein Ding gewesen: Kläger und Beklagte wären reingekommen und ich hätte triumphierend gelächelt: „Ich weiß es schon, ich weiß es schon!“ So aber habe ich bis zum Schluss ausgehalten. Auf dem Weg vom Gericht zurück in die Redaktion habe ich dann überlegt, ob ich mir in dem neuen Coffee-Shop von gegenüber noch einen Becher Kaffee mit Haselnussgeschmack hole. Darauf steh ich total. Eigentlich war ich ja weg vom Koffein und nachdem ein Kollege meinte, dass man vom Automatenkaffee in unserem Haus böse Magengeschwüre kriegt, hatte ich sogar kurz eine Schadensersatzklage erwogen. Nach meinem Rückfall fehlen mir dafür allerdings die Argumente. Jedenfalls hab ich mir einen Hazelnutkaffee geholt. All das lenkt mich von Silvester ab und von der Frage, warum eigentlich Lafontaine auf dem Bild mit Schröder und Fischer lacht.

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