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Potsdam-Mittelmark: Barrierefrei zum Segeltörn

Der Verein Saildream 1 will Rollstuhlfahrern das Segeln ermöglichen

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Schwielowsee - Udo Zeller hat einen Traum – vom Segeln auf Brandenburgs Binnengewässern. Das Problem: Er ist Rollstuhlfahrer und für die sind die Segelschiffe nicht ausgelegt. Doch mit der Gründung des Vereins Saildream 1 und finanzieller Hilfe ist Zeller seinem Traum ein Stück näher gekommen.

Bisher konnte mit den Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds ein Entwurf für den Katamaranbau skizziert, eine Homepage gestaltet und Infobroschüren über das gemeinnützige Projekt gedruckt werden. „Das ist das ambitionierteste Vorhaben meines Lebens“, schwärmte Zeller in Belzig. Mit einer Spezialanfertigung will der Verein die Segeltouren für behinderte und nicht behinderte Menschen ermöglichen (PNN berichteten). Als möglicher Heimathafen wurde die Marina Ferch am Schwielowsee ins Auge gefasst.

Den ersten Entwurf für den Katamaran erstellte die Firma Yacht Concepts & Design aus Stade. „Die barrierefreie Gestaltung war eine Herausforderung“, so Inhaber Carsten Weber. Da der Ingenieur bereits durch den Bau eines barrierefreien Segelschiffes für die Ostsee Erfahrungen gesammelt hatte, wusste er, wie vorzugehen ist: bei der Planung von innen nach außen arbeiten, damit nicht für Rollis unpassierbare Engstellen entstehen.

Letztlich ist eine Skizze für einen 6 Meter breiten und 14 Meter langen Katamaran für bis zu sieben Personen mit einem völlig barrierefreien Brückendeckbereich entstanden. Für Rollstuhlfahrer heißt das, dass sie ungehindert über eine Gangway auf das Schiff kommen, von dort aus sind Cockpit, Essbereich und zwei Schlafkajüten erreichbar. Sogar der so genannte „Catwalk“, eine lang gezogene Plattform zwischen den beiden Rümpfen am Bug des Katamarans, ist zugänglich, um bei voller Fahrt die Aussicht zu genießen.

Zudem konnten mit 10 000 Euro EU-Fördergeldern Infobroschüren gedruckt, ein Vereinslogo entwickelt und eine Internetseite gestaltet werden. Auch hier erhielt Saildream 1 professionelle Unterstützung von Webdesigner Denis Hanke. Seit Ostern ist die Seite online. Für blinde Menschen soll eine Sprachausgabe erstellt werden.

Damit der Katamaran bald gebaut werden kann, braucht Saildream 1 nun einen detaillierten Bauplan. Der wird 30 000 Euro kosten. Zeller ist auf der Suche nach Spendern. „Durch das Segeln können Menschen ungeahnte Fähigkeiten entwickeln“, wirbt er für die Idee. Bei einem Segeltörn in Holland konnte der Rollstuhlfahrer diese Erfahrung selbst sammeln. „Wesentlich ist das Handeln in der Gemeinschaft. Die nicht behinderten Begleitpersonen merken schnell, wie viel ein Behinderter leisten kann.“ Zellers Idee ist es, das Katamaran-Segeln nicht nur gehbehinderten Menschen, sondern auch Menschen mit geistiger Behinderung, Gehörlosen oder tauben Menschen und ihren Angehörigen und Freunden zu ermöglichen. Finanzieren soll sich das Projekt langfristig durch Miet-Einnahmen, Fördermittel und Spenden.

Wenn der Katamaran Fahrt aufgenommen hat, schwirren dem Segelfan Zeller schon die nächsten Projekte im Kopf herum: Er will behinderte und nicht behinderte Schüler auf Segeltour schicken. Bis dahin allerdings muss Zeller und sein Verein Saildream 1 noch einiges leisten. Vor allem die Gelder für den Bau des Katamarans aufzutreiben, wird wohl noch einige Zeit dauern. Insgesamt braucht der Verein rund eine Million Euro. Eine wichtige Voraussetzung ist gegeben: Saildream 1 ist seit einigen Tagen als gemeinnütziger Verein anerkannt. Das erleichtert die Spendensakquise. Carina Körner

www.saildream1.de

Carina Körner

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