Potsdam-Mittelmark: Basteleien und Berufstipps auf dem „Mädchentag“ Das Stadt Werder veranstaltete einen Nachmittag nur für Mädels
Werder. Etwas schüchtern steht eine Hand voll junger Mädchen vor dem Eingang zur Havelauenhalle.
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Werder. Etwas schüchtern steht eine Hand voll junger Mädchen vor dem Eingang zur Havelauenhalle. Sie werfen skeptische Blicke nach innen, sind unschlüssig, ob sie ihren Nachmittag hier verbringen wollen. „Hol“ sie doch mal rein“, bittet Herdis Taborsky ihre Mitarbeiterin. In der Halle ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel los, wohl deshalb reagieren die Teenager vor der Tür zuerst widerwillig. Schließlich lassen sie sich doch überzeugen und kommen herein. Einige Kinder sitzen in der Bastelecke. Die Großen lassen sich Schminktipps geben – Ratschläge, wie man älter aussehen kann. Reger Betrieb herrscht zumindest im Fitness-Bereich der Sporthalle: Badminton-Schläger werden geschwungen, Bälle geworfen. Am Sonnabend war erstmals „Mädchentag“ in Werder – Premiere nicht nur für die Gäste. Herdis Taborsky ist zuständig für Jugendarbeit in Werder. Das Konzept einer Veranstaltung nur für Mädchen habe sich aus einem Volleyballturnier entwickelt, welches die Stadt bis vor Kurzem jährlich veranstaltet hatte. „Die Mädels verloren das Interesse daran, also mussten wir uns etwas anderes ausdenken“, berichtet sie. Heute wird mehr geboten als nur Sport, die Palette reicht von Information bis Unterhaltung: Berufsberatung, Tanzkurs, Gewinnspiele. An die Hallenwand wird ein Film projiziert, der bei der Berufswahl helfen soll. Schulsozialarbeiterin Antje Römelt weiß um die Misere, in der Jugendliche stecken: „Einige wissen schon sehr früh, was sie mal werden wollen, andere sind noch in der zehnten Klasse unentschlossen.“ Wer dann nicht die besten Zensuren vorweisen kann, habe bei der Ausbildung natürlich weniger Wahlmöglichkeiten. „Das führt zu Frust.“ Traumberufe für junge Mädchen seien immer noch Krankenschwester und Tierärztin. Dass auch der Beruf der Friseurin beliebt ist, zeigt sich am Nebentisch. Katrin Lotz hat alle Hände voll zu tun, einigen Mädchen ihren Arbeitsalltag zu erklären. „Es ist ziemlich anstrengend, aber auch schön“, berichtet sie. Fasziniert lauschen die drei Zehntklässlerinen auf der anderen Seite des Tisches den Ausführungen: Wie sieht der Berufsalltag aus, was muss man können, wie stehen die Chancen für eine Weiterbildung zur Visagistin. Die hübsche und selbstbewusste 20-Jährige gewinnt in diesem Moment Vorbildfunktion. Christine aus Glindow ist sich sicher: „Dieser Beruf wäre etwas für mich.“ Katrin Lotz findet es wichtig, ihre bisher gesammelten Erfahrungen weiterzugeben. „Wir wurden damals nur auf dem Arbeitsamt beraten, manchmal reicht das aber nicht.“ Ein unklares Berufsbild führe zu falschen Vorstellungen und im schlimmsten Fall zum Ausbildungsabbruch. Rodrigues Jorge läuft mit einem Fotoapparat von Stand zu Stand und hält den Mädchentag in Bildern fest. Der gebürtige Mosambikaner wird von den Kinder fröhlich begrüßt. Jorge ist Streetworker für die umliegenden Gemeinden, kennt fast alle Kinder hier persönlich. Zusammen mit den Teenagern aus den Dörfern organisiert er Kinobesuche, Sportturniere und Freizeitnachmittage. „Wir stellen zusammen etwas auf die Beine“, beschreibt er seinen Job. Die Ideen müssen von den Kindern kommen, er unterstütz bei der Umsetzung. Franziska und Mandy aus Glindow freuen sich jedesmal, wenn es etwas zu unternehmen gilt. Viel Interessantes gebe es in ihrem Ort nicht zu erleben – zumindest nicht für junge Mädchen. „Es ist schon manchmal langweilig“, sagen die beiden. Nur am Donnerstagabend, da trifft man sich im Jugendclub, in den Räumen des Pfarrhauses, zum plaudern oder Musik hören. „Nächste Woche machen wir eine Weihnachtsfeier“, verkünden sie stolz, während sie den ersten Baumschmuck in der Bastelecke herstellen. Mittlerweile sind auch die anfangs eher schüchternen Mädels in das Geschehen eingestiegen, drehen am Glücksrad um Preise. Für Herdis Taborsky ist die Veranstaltung ein Erfolg, der auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden soll. Thomas Lähns
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