zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Bauchbilder“ in der Kanzlei

Der Maler Eberhard Schneider stellt bei den Rechtsanwälten Könemund und Fromm aus

Stand:

Teltow - Rheinstraße 7A diese Teltower Adresse sollten sich Künstler merken, denn es geschieht nicht mehr oft, dass bei einer Vernissage gleich drei Bilder verkauft werden. Dabei hatten die beiden Rechtsanwälte Christoph Könemund und Frank Fromm in ihren neuen Kanzleiräumen anfangs nur ein Problem mit den hohen weißen Wänden. Doch die Kunst war nicht nur als reine Dekoration neben Schreibtischen und Aktenschränken gedacht, sondern sollte vor allem auch zu Gesprächen jenseits von Paragraphen beitragen.

So wurden zur Ausstellungseröffnung sämtliche Möbelstücke ausgeräumt, um Freiräume für die großformatigen Bilder des Malers Eberhard Schneider und sein zahlreich erschienenes Publikum zu schaffen. Der 1942 in Augsburg geborene Künstler lebte lange Zeit in Berlin, ehe er 1998 nach Genshagen zog. Als Autodidakt, der erst 1973 mit der Ölmalerei begann, inspirierten den Modekaufmann die Maler der Moderne, deren Werke er auf seinen Reisen nach Italien und Frankreich sah. Geprägt hätten ihn aber vor allem die Jahre nach dem Mauerfall, als er in einem Gemeinschaftsatelier im Prenzlauer Berg arbeitete, erzählt Eberhard Schneider.

Er und seine Kollegen reagierten auf das sich verändernde Klima in der nicht mehr zweigeteilten Stadt und auf Schneiders Bildern wird Stadtlandschaft nun zum Labyrinth. Da gerät der Funkturm in Schieflage, Hochhäuser wanken wie bei einem Beben. Fühlbar sind auf der Malfläche auch Risse und zur malerischen Plastizität fügte Schneider unter die Farbschichten Sand.

„Alles schien damals in Frage gestellt“, erinnert er sich an die aufgeregte Stimmung. Das Klima der Stadt zieht ihn noch heute an: „Berlin ist spröde, nicht so glattgebügelt wie andere Städte“. Doch in der Ausstellung zeigt er auch andere Facetten, weil seine Mallust sich nicht nach vorgegebenen Schemata richtet wie Schneider freimütig bekennt. So finden sich auch lyrische Momente in seinen Küstenlandschaften, auf denen die nebelverhüllten Atlantikfelsen der Normandie fast im Himmelsblau zu schweben scheinen. Heiter und ironisch inszenierte er dagegen auf einem anderen Bild das Treffen einiger junger Stiere.

Die meisten seiner Arbeiten seien „Bauchbilder“, die sich erst auf der Leinwand entwickeln würden, erklärt der Maler. „Ich zeichne nichts vor, lasse mich lieber überraschen“. Das schütze vor Routine und wenn er mal nicht so recht überzeugt sei von einer Arbeit, stelle er das Bild lieber in eine Ecke und befrage seine Frau. Auf ihre Meinung könne er sich immer verlassen.

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })