Potsdam-Mittelmark: Bauern sehen Perspektiven Markt: Energiewende und „Fleischhunger“
Seddiner See - Die Hälfte der etwa 2,5 Millionen Einwohner Brandenburgs lebt im ländlichen Raum - mit teilweise gravierenden Widersprüchen zu der übrigen Bevölkerung. So der Tenor von Udo Folgart, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, auf einem Seminar der Märkischen Akademie Ländlicher Raum in der Heimvolkshochschule Seddiner See.
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Seddiner See - Die Hälfte der etwa 2,5 Millionen Einwohner Brandenburgs lebt im ländlichen Raum - mit teilweise gravierenden Widersprüchen zu der übrigen Bevölkerung. So der Tenor von Udo Folgart, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, auf einem Seminar der Märkischen Akademie Ländlicher Raum in der Heimvolkshochschule Seddiner See. Ohne die häufig zu hörenden Klagelieder oder Negativbewertungen erläuterte Folgart die Schwierigkeiten, unter denen die Erwerbstätigen und Bewohner der stadtferneren Regionen zur Zeit arbeiten und leben – immer mit dem Hinweis, dass positive Entwicklungen absehbar und notwendige Veränderungen machbar sind.
Nach den großen Umbrüchen im ländlichen Raum nach der Wende, bei denen vielen Beschäftigten in der Landwirtschaft die Arbeitsgrundlagen wegbrachen und durch Subventionen sowie Flächenstilllegungen eine andere Philosophie in die Agrawirtschaft einzog, steht nun erneut ein Dogmenwechsel bevor. Diesmal in die „richtige Richtung“, so Folgart. Obwohl beklagt werde, dass Neuanfänge und Quereinstiege beim Aufbau bäuerlicher Existenzen noch immer schwer fallen, sei man andererseits gut dran, noch die großen Strukturen aus DDR-Zeiten nutzen zu können. Denn die seien Voraussetzung, den großen Anforderungen an Rentabilität und Flexibilität überhaupt entsprechen zu können.
Der Abwanderung von Arbeitskräften und dem Verwaisen ganzer Regionen müsse entgegengewirkt werden: durch attraktive touristische Angebote, durch neue Arbeitsplätze im regenerativen Energiesektor und durch eine an den Erfordernissen der Landwirtschaft orientierte Agrarpolitik. So sei erfreulich, dass endlich die Schwierigkeiten der Tierproduktion, die nicht kurzfristig auf Marktschwankungen reagieren kann, erkannt werden. Und auch wenn viele Bauern ihre Zukunft eher als Energiewirt sehen, sollte entgegen des jetzigen Trends zu großflächigen Monokulturen zur Produktion von Biogas die Vielfältigkeit der Feldfrüchte wieder belebt werden.
Die Diskussion mit Vertretern des Agrarministeriums bestätigte die aufgezeigten Tendenzen, die der Bauernverband nennt. Zur Sprache kam auch ein anderer Konflikt, der zunehmend den ländlichen Raum beherrscht: Ruheständler, die es auf die Dörfer zieht, würden sich durch die ländliche Produktion „gestört“ fühlen. Eine verordnete Einschränkung der Produktion sei jedoch nicht akzeptabel, kommentierten die Teilnehmer entsprechende Urteile der Justiz.
Mit der Energiewende stehen für die pflanzliche Produktion den brandenburgischen Bauern gute Entwicklungsmöglichkeiten ins Haus. Gleiches gelte bei den derzeitigen Wachstumsraten durch den „Fleischhunger“ Chinas und anderer Regionen für die Tierzucht. Allerdings gelte es, den absehbaren Folgen des Klimawandels rechtzeitig durch angepasste Züchtungen und ökologische Maßnahmen der Wasserhaltung entgegenzuwirken. rs
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