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Potsdam-Mittelmark: Bauhofleiter vor Jobrückkehr

Arbeitsgericht Potsdam sieht Kündigungsgründe nicht ausreichend belegt. Bürgermeister Albers erneut in Not. Er soll Zeugen beeinflusst haben

Stand:

Potsdam - Die Rückkehr in seinen Job wird für den im März vergangenen Jahres gefeuerten Stahnsdorfer Bauhofleiter Wolfgang Pfingsten immer wahrscheinlicher. Nachdem die 5. Kammer des Potsdamer Arbeitsgerichtes gestern im Fall seiner Kündigungsklage weitere drei Zeugen gehört hatte, brach die Kammer die Vernehmung ab und schickte die Beteiligten nach Hause. „Ein eindeutiger Beweis für die dargelegten Behauptungen wurde nicht erbracht“, resümierte die vorsitzende Richterin Petra Eggebrecht. Die Gründe, die Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) für die fristlose Kündigung im März vergangenen Jahres als auch die nachgeschobene ordentliche Kündigung zum Jahresende 2015 vorgebracht hatte, erschienen dem Gericht nicht schlüssig genug und nicht ausreichend belegt. Eine Entscheidung werde die Kammer voraussichtlich am Freitag verkünden.

Wie berichtet hatte der Stahnsdorfer Bürgermeister den seit 2003 in der Gemeinde beschäftigten Bauhofleiter zunächst ohne Angabe von näheren Gründen im März 2015 fristlos entlassen. Im Laufe des Prozesses kamen immer mehr Details ans Licht. Ein Mitarbeiter des Bauhofs hatte der stellvertretenden Bürgermeisterin Anja Knoppke im Februar 2015 ein Tagebuch ausgehändigt, in dem er angeblich einige bis heute strittige Äußerungen seines Chefs niedergeschrieben hatte, die später zu dessen sofortigen Kündigung führten. Danach soll Pfingsten ein Jahr zuvor den Bürgermeister und andere Bauhofmitarbeiter beleidigt, Albers gar mit dem Tod bedroht haben. Nachdem zunächst vor allem Pfingsten-Anwalt Andre Appel Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Tagebuchs geäußert hatte, verlor das Beweismittel im Laufe der gestrigen Zeugenvernehmung weiter an Glaubwürdigkeit. Zwei der darin genannten Zeugen konnten die in dem Schriftstück dargelegten Äußerungen nicht bestätigen. Daran dass Pfingsten auch sie persönlich beleidigt haben soll, erinnerten sie sich nicht.

Schon am Freitag, als sich die Kammer des Gerichtes mit weiteren in dem Tagebuch genannten Situationen und den mutmaßlichen Beleidigungen des Bürgermeisters beschäftigt hatte, war die Erinnerungsfähigkeit der Zeugen deutlich eingeschränkter als noch zuvor. Sie hatten zwar angegeben, dass die Sätze so wie im Tagebuch geschildert gefallen sein sollen, wussten aber nichts mehr über Zeit, Umstände und weitere mögliche Zeugen zu sagen. Die Zweifel am Inhalt des Tagebuchs waren gestern aber nicht das einzige Problem für den Anfang Mai neu gewählten Bürgermeister. Schon zu Beginn der Verhandlung hatte ihn ein Schriftstück in arge Nöte gebracht, das Pfingsten-Anwalt Appel der Kammer öffentlich übergab. Dieses sei ihm von einem Zeugen zugespielt worden, der sich am Freitag während der Verhandlung im Arbeitsgericht aufgehalten und im Wartesaal ein Gespräch zwischen drei Bauhofmitarbeitern mitbekommen haben will. Danach soll Bürgermeister Albers die Zeugen beeinflusst und genau angewiesen haben. Worte wie „Lest euch die Notizen noch mal durch, die euch der Bürgermeister gab“ und „genauso wiedergeben und nicht abweichen“ sollen dort gefallen sein. Pikant: Der Ohrenzeuge ist der Chef der Potsdamer Spedition Greif, Hans-Joachim Sawczuk. Er kennt sowohl Pfingsten als auch Albers gut. Gemeinsam mit Pfingsten hatte der ehemalige DDR-Radprofi das alljährliche Radrennen „Rund im Gewerbegebiet“ organisiert – zuletzt 2014.

Bürgermeister Albers wollte gestern weder den neuerlichen Vorwurf als auch die Anzeige kommentieren, die am Freitag bekannt geworden war. Wie berichtet hatte Pfingsten ihn wegen des Verdachts der Untreue angezeigt. Laut Potsdamer Staatsanwaltschaft würden die Vorwürfe derzeit geprüft.Solveig Schuster

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