Potsdam-Mittelmark: Bäume stemmen mit der Kraft der Pflanze
Saarmunder Kraftsportler lebt vegan – und gewinnt
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Nuthetal - Patrik Baboumian passt so gar nicht in das Klischee eines Kraftprotzes, der Riesen-Steaks verschlingt. Der 32-jährige Saarmunder ist einer der stärksten Männer Deutschlands – und Vegetarier. Am 8. August hat er die Deutsche Meisterschaft der Strongmen gewonnen. Die Sportart ist extrem: Männer wie Baboumian ziehen Lastkraftwagen, stemmen Betonkugeln oder tragen 140 Kilogramm schwere Baumstämme.
Muskulöse Körper hätten es ihm bereits im Alter von drei Jahren angetan, erzählt der gebürtige Armenier. „Mit meinem Vater sah ich damals die Fernsehserie ,Der unglaubliche Hulk’; vor dem grünen Wesen mit den Superkräften habe ich mich unglaublich gefürchtet, aber es hat mich auch fasziniert.“ Kurz darauf sei sein Vater gestorben, das gemeinsame Fernsehen eine seiner letzten Erinnerungen an ihn, so Baboumian. Als er neun Jahre alt war, entdeckte er bei Bekannten ein paar Bodybuilding-Magazine und fing an, die Artikel über Trainingsmethoden und richtige Ernährung zu lesen. Einen Trainer hatte er nie. Seit 2005 gehört Baboumian zur internationalen Strongmen-Szene, fast genau so lange isst er vegetarisch. Mit seinen 1,71 Metern galt er lange als Leichtgewicht, doch das hat sich geändert. Als er in der Abendschule sein Abitur nachholte, habe ihm die Diskrepanz, kein Tier töten zu wollen, trotzdem aber ständig Wurst und Fleisch zu konsumieren, immer stärker zu schaffen gemacht.
„Die Ernährungsumstellung hat mir einen riesigen Energieschub gegeben“, erinnert sich der Sportler. Er ist überzeugt, er habe damals zugenommen, weil der Körper weniger Arbeit in die Aufspaltung von komplexem tierischen Eiweiß stecken musste, er aber weiterhin alle wichtigen Nährstoffe zu sich genommen habe, erklärt Baboumian. Vermisst habe er dabei nichts, auch umständlich sei es nicht gewesen. „Döner mochte ich noch nie besonders gerne und wenn ich zwischendurch Hunger bekomme, esse ich statt Burger eben Pommes.“ Zumindest die wird er auch in Zukunft noch essen können, Käse und Quark, bisher wichtige Eiweißquellen, lässt er seit einigen Wochen aber weg: „Nach sechs Jahren Vegetarismus bin ich nun so weit, auch auf alle anderen tierischen Produkte verzichten zu wollen.“ Die Umstellung zum veganen Leben sei aber schwerer als die zum vegetarischen: Beim Bäcker Kuchen oder ein Kräuterbaguette mitnehmen, das geht nun nicht mehr. In beiden stecken schließlich Butter und Milch. Doch für den Neu-Saarmunder gibt es kulinarisch noch viel zu entdecken – Teltower Rübchen etwa hat er bislang noch nicht gekostet.
Aufgewachsen in Hessen kam Baboumian vor zwei Jahren der Liebe wegen nach Saarmund. Zum Trainieren sei die Lage ideal: Gleich gegenüber seines Hauses sei eine alte Garage, in der er auch seine Trainingsgeräte unterstellt. Viele davon sind selbst gebaut. Aber es gebe auch Nachteile. „Wir leben hier quasi in einem weißen Fleck, was die Internetversorgung angeht.“ Ein nicht ganz unerheblicher Makel für den Psychologiestudenten, der gerade an der Universität Marburg seine Diplomarbeit in Neuropsychologie verfasst. Darin untersucht er die Muster, nach denen das Gehirn Informationen abruft. „Eigentlich wollte ich direkt im Anschluss promovieren, doch derzeit habe ich mehr Lust zu arbeiten, vielleicht als Schulpsychologe“, sagt Baboumian.
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