zum Hauptinhalt
Die Armee in der Stadt: Beim öffentlichen Gelöbnis im April in der Beelitzer Altstadt säumten Hunderte Bürger die Straßen. Der Rückhalt ist hier groß.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Beelitz bleibt Garnisonstadt

Erleichterung nach Bekanntgabe der künftigen Bundeswehrstruktur: Standorte im Kreis bleiben erhalten

Stand:

Beelitz - Die Bundeswehr bleibt Beelitz erhalten. Gestern hat das Verteidigungsministerium seine Standortentscheidung im Zuge der zurzeit laufenden Bundeswehrreform bekannt gegeben. Demnach sollen in der Kaserne „Hans-Joachim von Zieten“ von derzeit 980 Stellen nur 70 gestrichen werden. Entsprechend groß ist die Erleichterung: in der Stadt, im Landkreis und bei der Truppe selbst. „Für uns ist damit große Sicherheit geschaffen worden“, erklärte Oberstleutnant Boris Nannt, Kommandeur des in Beelitz stationierten Logistikbataillons, gestern. Mit dieser Sicherheit könne man sich jetzt „voll und gut“ auf den nächsten Auslandseinsatz im Oktober 2012 vorbereiten.

Auch die anderen Bundeswehrstandorte im Landkreis Potsdam-Mittelmark bleiben – bei geringen Einschnitten – erhalten. In der Geltower Kaserne „Henning von Treskow“ werden 80 Posten gekürzt, hier werden künftig noch 910 Bundeswehrangehörige ihren Dienst verrichten. In Geltow befindet sich das Einsatzführungskommando, von dem aus sämtliche Auslandsmissionen der deutschen Streitkräfte koordiniert werden. 30 weitere Stellen werden auf dem Truppenübungsplatz Brück gestrichen, hier bleiben 140 Posten übrig. Keine Einschnitte gibt es beim Materialumschlagzentrum in Teltow mit 20 Dienststellen. „Ich bin ausgesprochen froh darüber, dass uns diese Standorte erhalten bleiben“, kommentierte gestern Landrat Wolfgang Blasig (SPD) die Entscheidung aus Berlin. Die Kröte, dass dabei auch Stellen verloren gehen, werde man wohl schlucken müssen.

Dass Beelitz Garnisonstadt bleiben wird, war bis zuletzt unsicher. Zwar hat der Bund hier vor Kurzem mehrere Millionen Euro in den Bau einer neuen Mensa sowie die Sanierung diverser Verwaltungsgebäude investiert – ein Garant für den Erhalt der Kaserne war dies mit Blick auf andere Standortschließungen jedoch nicht. Entscheidender sei der Rückhalt in der Bevölkerung gewesen, vermutete gestern CDU-Landeschefin Saskia Ludwig. Ihre Landtagsfraktion hatte zuletzt noch einmal die Werbetrommel für Beelitz gerührt. „Der Bezug der Soldaten zur Stadt ist enorm“, so Ludwig gestern. Und auch umgekehrt genieße die Truppe hier einen besonderen Rückhalt. Auch SPD-Politiker wie Ministerpräsident Matthias Platzeck und Innenminister Dietmar Woidke waren in diesem Jahr in Beelitz gewesen und hatten für den Erhalt des Standortes plädiert.

Im Beelitzer Rathaus traf die Nachricht gestern auf große Freude. „Wenn wir nicht bei der Haushaltsplanung wären, hätte ich eine Flasche Champagner geköpft“, so Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürger-Bündnis). Denn die Bundeswehr sorge für Arbeitsplätze und bringe Kaufkraft. Knuth hatte zusammen mit Boris Nannt bis zuletzt für den Erhalt der Zieten-Kaserne gekämpft und dabei die enge Verbindung zur Stadt hervorgehoben. Rund 80 Prozent der Soldaten würden in Brandenburg leben, viele von ihnen in Beelitz. Dass sie auch weiterhin Dienst vor der eigenen Haustür verrichten können, hätten sie vor allem ihrem Kommandeur zu verdanken, so Knuth. Tatsächlich hatte Nannt die Bundeswehr in Beelitz auf die Reform gut vorbereitet: Auch nach dem Aussetzen der Wehrpflicht zum Juni diesen Jahres sind die Ausbildungszüge immer wieder voll geworden – mit Freiwilligen, die beim Bund ihre Karriere planen. Dafür waren Soldaten an die Schulen gegangen, regelmäßig wurden auch die Kasernentore für Besucher geöffnet. Beelitz ist Garnisonstadt, seitdem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im frühen 18. Jahrhundert hier das erste Husarenregiment stationiert hat. Diese Tradition kann nun weiterbestehen.

g

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })