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Beelitzer Spargel erfreut sich großer Beliebtheit. Bald soll das weiße Gemüse in ganz Europa geografisch geschützt sein.

© B. Stelley

EU-Gütezeichen zum Schutz: Beelitzer Spargel soll zur EU-Marke werden

Der Spargelverein will Beelitzer Stangengemüse EU-weit schützen. Dann können sich Verbraucher sicher sein, dass sie Spargel aus Beelitz in Potsdam-Mittelmark kaufen, nicht aus Beelitz bei Warschau.

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Beelitz - Kann der Beelitzer Spargel die Spreewaldgurke für die Region werden? Dieser Frage wird derzeit im Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München nachgegangen. Während der Dresdner Christstollen, die Nürnberger Rostbratwurst und die Gurke aus dem Spreewald längst das Gütesiegel der geschützten geographischen Angabe tragen dürfen, ist die blasse Stange aus Beelitz bislang schmuck- und schutzlos.

Seit langem versucht der Beelitzer Spargelverein das Edelgemüse zum regionalen Star zu machen. „Es gibt eine Markeneintragung des Spargelvereins für den „Beelitzer Spargel“ als Wortmarke von 1999“, sagt Jörg-Eckhard Dördelmann vom Patentamt in München gegenüber den PNN. Im vergangenen Jahr hat der Spargelverein die Wortmarke bis 2024 schützen lassen, bestätigt Manfred Schmidt vom Verein. „Gleichzeitig haben wir den Antrag für die EU-Schutzmarke gestellt.“ Seitdem läuft der bürokratische Akt.

"Der Beelitzer Spargel steht für Qualität"

Dördelmann ist Prüfer im Markenbereich des Patentamts, kennt sich mit den Verfahrenswegen aus. „Dem Antrag folgt ein zweistufiges Verfahren“, so Dördelmann. Der erste Teil wird im Amt bearbeitet. „Es werden entsprechende Informationen von zuständigen Stellen eingeholt“, so der Markenprüfer. Damit werde intern geprüft, ob bestimmte Voraussetzungen für ein positives Ergebnis erfüllt werden können.

Eine dieser Stellen war, neben Gartenbauverbänden, die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Potsdam. „Wir wurden vom Patent- und Markenamt um eine Stellungnahme zum Beelitzer Spargel gebeten“, sagt Barbara Nitsche von der IHK. Die Kammer sei sich der Qualität des Spargels bewusst, so Nitsche. „Wir wollten aber unsere Mitglieder dazu befragen.“ Die Umfrage wurde gemeinsam mit dem brandenburgischen Ableger des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) durchgeführt. Das Ergebnis der IHK-Umfrage ergab nun: „Der Beelitzer Spargel steht für Qualität und Frische und erfreut sich allgemeiner Bekanntheit.“ Ein deutliches, positives Signal an das Markenamt in München.

Erst prüft die Markenbehörde München, dann geht´s an die EU

Doch die IHK ist nur ein kleiner Teil des umfangreichen Antrags, der immer wieder ergänzt werden muss, so Schmidt vom Spargelverein. „Unser Spargelfachberater musste dem Markenamt immer wieder Fragen beantworten und Dokumente nachreichen.“ Insgesamt zwölf Seiten umfasse die Stellungnahme des Gartenbauverbands zum Klima, der Bodenbeschaffenheit und des besonderen Geschmacks des Beelitzer Spargels. „Wir haben einen Geologen hinzugezogen, der etwas zum Beelitzer Sander sagen konnte“, sagt Schmidt. Laut Schmidt hinterfragten die Münchner Markenprüfer, wie oft Beelitzer Spargel im Internet auftauchte und wie stark die Öffentlichkeitsarbeit ausgeprägt ist.

Die Münchner Markenbehörde ist aber nur eine Hürde, die vom Beelitzer Spargelverein bis zum Zertifikat „geschützte geographische Angabe“ genommen werden muss. „Wenn wir als Marken- und Patentamt den Antrag positiv bewerten, geht der Antrag zur weiteren Prüfung an die EU-Kommission“, sagt Dördelmann. Bis solch ein Antrag durch ist, kann es einige Zeit dauern. „Ein Jahr bis zur endgültigen Bearbeitung ist nicht viel“, so der Markenprüfer.

Gute Chancen für das EU-Gütezeichen

Geschützt werden können geografische Angaben für bestimmte Lebensmittel, unter anderem Obst und Gemüse, Käse, Backwaren, Fleisch, Fisch und Bier. Für den Beelitzer Spargel reicht es demnach aus, dass einer der Produktionsschritte, etwa die Erzeugung, in dem Herkunftsgebiet stattfinden.

Schmidt rechnet sich gute Chancen aus, dass der Spargel aus Beelitz das EU-Gütezeichen erhält, befürchtet jedoch ein längerfristiges Verfahren durch die Brüsseler Bürokratie. Auch die IHK hofft auf ein positives Signal, so Nitsche. Für die regionale Wirtschaft könne das Siegel ein Türöffner sein. „Der Spargel schafft es dann einfacher in die Supermärkte“, so Schmidt. Zudem sei der Werbeeffekt mit dem Siegel größer, auch für Brandenburg. „Wenn das regionale Produkt geschützt ist, hilft das auch dem Verbraucher“, sagt Manfred Schmidt. Schon so manches Mal ging Spargel aus Beelitz bei Warschau über den Ladentisch, so Schmidt.

Noch ist völlig offen, zu welchem Ergebnis das Deutsche Marken- und Patentamt in München kommen wird. Neben dem Schutzantrag für „Beelitzer Spargel“ ist auch „Schwäbisches Bier“ und „Bayrisches Ei“ im vergangenen Jahr offiziell beantragt worden.

Björn Stelley

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