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Spargel in Brandenburg: Märkischer Sand, Beelitzer Spargel
Das elfenbeinfarbene Edelgemüse wird rund um Beelitz von vielen Bauern angebaut. Abseits der großen Höfe wird der Spargelgenuss durch ländliche Idylle ergänzt. Ein Überblick.
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Potsdam-Mittelmark - Von Zauchwitz im Osten bis Klaistow im Westen, von Schlunkendorf im Norden bis Schäpe im Süden erstreckt sich das größte zusammenhängende Spargelanbaugebiet in Brandenburg. Rund um Beelitz, entlang der Spargelstraße, kommt der Spargelliebhaber definitiv auf seine Kosten. Zwischendrin versprüht die märkische Landschaft ihren Charme und lädt zu Ausflugstouren mit dem Auto oder etwas sportlicher mit dem Fahrrad ein.
Neben den großen Höfen, wie Buschmann & Winkelmann, Jakobs-Höfe, Syring oder Simianer mit ihren hofeigenen Restaurants, gibt es die kleinen versteckten wie Falkenthal, Am Storchennest oder Märkerland. Und auch die Landgasthöfe abseits des touristischen Trubels bieten während der Saison Gerichte mit frischem Spargel an. Ein solcher Landausflug lässt sich mit einem kurzen Abstecher in das Spargelmuseum in Schlunkendorf kombinieren. Während der Saison bis 30. Juni ist das Haus täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Schon die alten Ägypter mochten Spargel
Neben der Geschichte des Beelitzer Spargels bietet es Hintergrundinformationen zu dem Edelgemüse. Bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer wussten die gesunden Merkmale der weißen Stangen zu schätzen. Hobbygärtner lernen, wie sie selbst Spargel in ihrem heimischen Garten kultivieren können und warum die Saison am „Spargeljohanni“ endet.
Die diesjährige Saison ist zum Leidwesen der Spargelfans ein wenig kürzer. Im Gegensatz zu 2014, als der Spargel aufgrund des milden Frühlings bereits früh gestochen werden konnte, haben die unentschlossenen klimatischen Verhältnisse in diesem Jahr zu einem zögerlichen Saisonstart geführt. An der Qualität des „weißen Goldes“ ändert das Wetter laut Beelitzer Spargelbauern nichts.
Schuld am Spargelruhm ist Glastermeister Karl Friedrich Wilhelm Herrmann
Die Geschichte des Beelitzer Spargels reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Dass die Region für ihren Spargel berühmt wurde, ist nicht nur dem hiesigen Klima und dem Beelitzer Sander zu verdanken, auf dessen leichten Böden der Spargel hervorragend gedeiht. Schuld am Spargelruhm ist Glasermeister und Ackerbürger Karl Friedrich Wilhelm Herrmann, der nach dem Studium von Zucht und Anbau des Spargels in Braunschweig 1861 damit in Beelitz begann.
Spargel braucht ein wenig Zeit und vor allem Pflege, bis er gestochen werden kann. Frühestens nach drei Jahren ist er bereit, aus der Erde geholt zu werden. Der Erfolg von Carl Friedrich Wilhelm Herrmann, als er 1870 das erste Mal Spargel auf dem Markt in Beelitz verkaufte, steckte die Beelitzer an. So kam eins zum anderen und immer mehr Beelitzer kultivierten das wenige Jahre zuvor noch unbekannte Gemüse. 1910 gab es bereits 150 Spargelbauern in und um Beelitz. Das Gemüse kam an, vor allem in Berlin auf den Märkten.
Erstes Spargelfest in Beelitz 1934
Am 3. Juni 1934 feierten die Beelitzer schließlich ihr erstes Spargelfest. Immerhin waren damals rund 450 Hektar mit dem „weißen Gold“ bepflanzt. Der Zweite Weltkrieg läutete langsam, aber sicher das vorläufige Ende des regionalen Gemüses ein. Während des Krieges schränkten die Behörden den Anbau von Spargel immer weiter ein, da er als zu kalorienarm angesehen wurde. Nach 1945 verkümmerten die Anbauflächen. Anfang der 50er-Jahre waren nur noch rund neun Prozent der ursprünglichen Felder vorhanden.
Zwar versuchte man Anfang der 1960er-Jahre den Spargelanbau in Beelitz zu fördern, jedoch blieb es aufgrund von Kollektivierung der Landwirtschaft bis zum Zusammenbruch der DDR beim privaten Kleinanbau. Das „weiße Gold“ wurde seiner Bezeichnung in diesen Jahren mehr als gerecht. Spargel war kaum zu bekommen, in der DDR gehörte er zur sogenannten Bückware und wer einige Stangen besaß, konnte sie gegen alles Mögliche tauschen. Erst Anfang der 90er-Jahre erlebte der Spargel in Beelitz seine Renaissance.
Ein Glücksfall für die Region
Die Stadtverordneten beschlossen, die Spargelanbauflächen für fünf Jahre von der Grundsteuer zu befreien. Das zog Unternehmer aus den alten Bundesländern nach Beelitz. Was von den Ortsansässigen anfangs misstrauisch beäugt wurde, entwickelte sich für die Region zum Glücksfall. Mit den Jahren wuchsen die großen Spargelhöfe und die Anbauflächen immer weiter. Zur Saison ist Beelitz fest in der Hand von Spargeltouristen.
Auf 1300 Hektar wird hier der Spargel angebaut, die von 16 Höfen bewirtschaftet werden. Brandenburg ist Spargelanbauland Nummer zwei und kommt auf insgesamt 4200 Hektar, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 4100 Hektar. Bundesweiter Spitzenreiter ist laut Bundesamt für Statistik Niedersachsen. Auf 5400 Hektar gedeiht dort Spargel. Dem Statistischen Bundesamt zufolge isst jeder Deutsche in der Saison rund anderthalb Kilo Spargel. Die Beelitzer lachen darüber.
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Björn Stelley
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