Potsdam-Mittelmark: Begeistert vom vielen Wasser
Dreiwöchiger Aufenthalt der Tschernobyl-Ferienkinder geht bald zu Ende
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Wilhelmshorst/Potsdam - An heiße Tage sind die Kinder aus Weißrussland gewöhnt. Was wir hier neuerdings erleben, kennt man dort schon lange: kalte Nächte, heiße Tage - Kontinentalklima. Aber begeistert sind die Ferienkinder über das viele Wasser in unserer Gegend und dass man es so intensiv nutzen kann zu Spiel und Sport. Die weißrussischen Ferienkinder kommen aus Gomel, der berüchtigten „Tschernobyl-Region“, in der die Menschen in den nächsten Jahrhunderten noch mit einer dauernden Strahlenbelastung leben müssen. Zu Gast sind sie bei der Aktion Tschernobyl-Kinder Wilhelmshorst, die sich seit 16 Jahren bemüht, Kinder aus der dortigen Region zur Erholung und Stabilisierung nach Deutschland zu holen.
Die Mediziner wissen inzwischen – und die Eltern früherer Feriendurchgänge bestätigen es – dass schon ein dreiwöchiger Aufenthalt in unverstrahlter Umgebung inklusive „sauberen“ Essens, den kindlichen Organismus soweit stabilisiert, dass die ständige Anfälligkeit für Erkrankungen ein Jahr und länger deutlich abnimmt.
Seit zwei Wochen sind die Kinder des diesjährigen Durchgangs jetzt hier. Zunächst in der Heimvolkshochschule in Seddin zum Eingewöhnen an die Fremde. Eine der Bedingungen für die Teilnahme ist, dass die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen und noch nicht im Ausland waren. Abgesehen von der ungewohnten Sprache und den doch sehr unterschiedlichen Essgewohnheiten bedürfen auch unsere hiesigen Lebensgewohnheiten mancher Erklärung. Neben den noblen Zimmern in dem Schulungsheim beeindruckte die Kinder der herrliche See, der täglich mehrfach „benutzt“ wurde. Leider nicht ohne Einschränkungen für manche der Kinder, denn es gibt etliche Nichtschwimmer – Schwimmen steht nicht im weißrussischen Lehrplan.
Nach der Übergabe von jeweils zwei Kindern an die Gasteltern, von Lichtenrade, über Kleinmachnow, Seddin, Rehbrücke, Stücken, Michendorf und Wilhelmshorst in diesem Jahr, gibt es ein allgemeines Programm, an dem jeder teilnehmen kann, und natürlich ein individuelles Familienprogramm. So fuhren die Kinder bei Anna Katritzke mit ihr übers Wochenende an die Ostsee – ein überwältigendes Erlebnis für Landratten, die in dem Binnenland Weißrussland nur schwer ans Meer gelangen. Ein Indianernachmittag bei Familie Hahn in Seddin oder ein Treffen beim Kanuclub Rehbrücke von Familie Taubert gipfelten im Baden und Bootsfahren.
Etliche Veranstaltungen gehören schon zum „Repertoire“ der jährlichen Aktion, wie der Besuch des Tierparks oder Zoos, des Filmparks Babelsberg, des Mercure-Hotels und – in diesem Jahr besonders genutzt – des Strandbades in Wannsee. Auch der Preußen-Kanuclub am Potsdamer Luftschiffhafen erfreut die Kinder jährlich mit einer Fahrt im Drachenboot.
Am nächsten Samstag findet der traditionelle „Spassibo Djen“ statt, bei dem sich die Kinder mit Liedern und Gedichten für die schöne Ferienzeit in Deutschland bedanken. Zuerst natürlich bei den Ferieneltern, aber auch bei allen Spendern und Sponsoren, die alle eingeladen sind, unabhängig, ob das Mütterchen 10 Euro gespendet hat oder wie in diesem Jahr, Pfarrer Uwe Breithor als Vorsitzender der Kreissynode eine Kollektenspende von fast 500 Euro. Am Sonntag ist schon Abreise, und dann geht es bestimmt nochmals sehr feucht zu: Tränen, Schluchzen und Weinen – auf beiden Seiten. Klaus-P. Anders
Klaus-P. Anders
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