zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Belohnung für mehr Bewegung

Neues Sportangebot für übergewichtige Kinder

Kleinmachnow - Der Ausdauerlauf eine Qual, der Umschwung am Reck ein Albtraum. Für übergewichtige Kinder ist der Sportunterricht nicht nur physisch eine Herausforderung. Oft kommen Hänseleien hinzu. „Kinder definieren sich oft über den Sport und darüber, wer der Beste ist“, sagt der Stahnsdorfer Sportwissenschaftler Wolfgang Gruber. „Da stehen übergewichtige Kinder oft hinten an, sind die letzten, die gewählt werden, wenn es um die Bildung einer Mannschaft geht.“

Um übergewichtigen und adipösen Kindern den Zugang zu Sport und Bewegung zu erleichtern, hat der Diplom-Sportlehrer ein Angebot entwickelt, das am 13. Februar in Kleinmachnow an den Start geht. Ziel ist es, acht- bis 13-Jährige so weit in Schwung zu bringen, dass sie im Sommer das Sportabzeichen ablegen können, mindestens in Bronze. Wer es schafft, wird mit einer Zehner-Karte für das Freibad Kiebitzberge belohnt.

Gruber ist Adipositas-Trainer und hat viele Jahre in einer Reha-Klinik gearbeitet, dort sein Konzept bereits erfolgreich erprobt. Es braucht eine Belohnung, sagt er, sonst sei es schwer, die Kinder zu motivieren. Es geht ihm um mehr. Kinder und Jugendliche sollen auch im Alltag aktiver sein, die Übungen in ihren Tagesablauf integrieren. Zwar stagniere laut Schuleingangsuntersuchung die Zahl der adipösen und übergewichtigen Kinder in der Region, dennoch bewegten sich die Kinder noch zu wenig, sagt Gruber.

„Sie werden nicht mehr so gefordert wie früher“, insbesondere nach Schuleintritt. Zudem habe sich die sogenannte „Screentime“, also die Zeit, die Kinder und Jugendliche am Bildschirm, mit dem Handy, Computer oder der Spielekonsole verbringen, erhöht. Auch das vermehrte Sitzen berge ein nicht zu unterschätzendes Risiko, weiß er. Neben orthopädischen Problemen können Fettleber, Diabetes oder Bluthochdruck die Folgen sein.

Neben der Bewegung zählt die bewusste Ernährung. Auch diese Aspekte will Gruber in sein Sport-Angebot integrieren. „Wenn ich eine Tafel Schokolade esse, muss ich schon mindestens eineinhalb Stunden Fußball spielen“, erklärt er. Dennoch: Gruber geht es nicht vordergründig darum, dass die Pfunde purzeln. „Es soll Spaß machen“, betont er. So gebe es bei ihm weder Schulsport noch Geräteturnen. Vor allem spielerisch will er motorische Fähigkeiten, Ausdauer, Kraft und Koordination trainieren. Die Barriere hält er niedrig. Die Teilnahme ist nicht nur kosten-, sondern auch zwanglos. Es gibt keine Pflicht, aber eine Kontinuität sollte sein, so Gruber.

In Kleinmachnow fand der Mittfünfziger für sein Angebot, das er ehrenamtlich ausführt, ein offenes Ohr. Mit der Sporthalle der Maxim-Gorki-Gesamtschule stellt die Gemeinde für das Training jeden Freitag von 15 bis 16 Uhr einen geschützten Raum bereit. Für Kleinmachnow ist es bereits das zweite Projekt dieser Art, das die Gemeinde unterstützt. Seit zwei Jahren wird mit der Jugendfreizeiteinrichtung Carat montags und mittwochs ein offenes Sportangebot für Kinder und Jugendliche vorgehalten, das sich insbesondere an sozial schwächere Familien richtet. Solveig Schuster

Anmeldung unter Tel.: (0173)5242715, E-Mail: info@gruber-bewegt.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false