Potsdam-Mittelmark: Bergheide kommt ans Abwassernetz
Eigenes Klärwerk wäre für Verband zu teuer / Grüne fordern Umdenken in der Abwasserpolitik
Stand:
Michendorf - Die Michendorfer Siedlung Bergheide wird wird nun doch an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen. Die Gemeindevertretung hat dem umstrittenen Projekt auf der Sitzung am Montagabend mehrheitlich zugestimmt. Lediglich die Fraktionen Grüne, Linke und UWG/FBL votierten dagegen und folgten damit der Bitte des Wildenbrucher Ortsbeirates.
Der hatte eine eigene Kläranlage für das Gebiet südlich der A 10 gefordert. Nur dadurch, so die Argumentation, ließe sich wertvolles Wasser in der Region halten. Nun jedoch wird das Abwasser nach Stahnsdorf transportiert, dort geklärt und fließt dann über den Teltowkanal bis in die Nordsee.
Letztendlich überwogen jedoch die wirtschaftlichen Argumente. Ein neues Klärwerk, so die Berechnungen der verantwortlichen Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser-GmbH (Mwa), würde 560 000 Euro an Investitionskosten und nochmal jährlich 70 000 Euro für die Unterhaltung verschlingen – Geld, das man durch Gebührenerhöhungen hätte wieder reinholen müssen. Um 19 Cent hätte sich der Preis für den Kubikmeter Abwasser für alle Kunden des Zweckverbandes Mittelgraben, also die Einwohner von Nuthetal und Michendorf, erhöht. „Diese Mehrkosten wären nicht vermittelbar, das kann man den Bürgern nicht zumuten“, sagte die zuständige Sachbearbeiterin bei der Mwa, Waltraut Lenk.
„Lebensqualität ist nun mal nicht zum Nulltarif zu haben“, hielt die Grünen-Gemeindevertreterin Ulrike Wunderlich dagegen. Sie forderte ein generelles Umdenken in der Abwasserpolitik und kritisierte, dass man den insgesamt 250 Einwohnern Bergheides von Anfang an die Möglichkeit verwehrt habe, Kleinkläranlagen zu bauen. Die Gemeindevertretung hatte vor einem Jahr per Beschluss nur die Untersuchung der beiden anderen Varianten – Zentralanschluss oder eigenes großes Klärwerk – in die Wege geleitet. Dass letzteres viel Geld kosten würde, sei von Anfang an klar gewesen. Die Mehrkosten seien durchaus vermittelbar, und dies sei Aufgabe der Politik, so Wunderlich.
Dass es in punkto Kleinkläranlagen oft bei guten Absichten bleibe, habe man in Stücken und Fresdorf gesehen, so Waltraut Lenk. Die beiden Michendorfer Ortsteile hatten sich vor sechs Jahren erfolgreich gegen den Zwangsanschluss gewehrt – mit dem Argument, dass die Wasseraufbereitung im Garten umweltfreundlicher sei. „Über 50 Prozent der Bürger haben heute immernoch die alten Sammelgruben“, so Lenk. Im Übrigen seien Kleinkläranlagen nur ausnahmsweise im ländlichen Bereich zugelassen, nicht in einer geschlossenen Siedlung wie Bergheide.
Das Problem sind die Grenzwerte im dortigen Trinkwasserschutzgebiet. Auch der benachbarte Seddiner See ist in diesem Punkt sehr sensibel. Um Klärwasser in den aufwendig gereinigten See einleiten zu dürfen, hätte man teure Technik anschaffen müssen. Selbst dann habe man kaum etwas gewonnen, so SPD-Gemeindevertreter Eckhard Reinkensmeier. „Wir leiten jährlich 7000 Kubikmeter ein, und durch die Sonne verdunsten gleichzeitig 1,5 Millionen“, argumentierte er.
Gemeindevertreter Harmut Besch erinnerte bei dieser Gelegenheit an einen Vorschlag seiner Partei aus den 1990ern: Als die Entscheidung noch offen war, habe die FDP sich für den Abwasseranschluss der gesamten Gemeinde nach Beelitz ausgesprochen. Dann wäre das Wasser zumindest in die Nieplitz geflossen. „Heute erst kommt man darauf, dass wir es falsch gemacht haben.“ Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: