zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Berlin will Energie aus dem Umland

Das in der Hauptstadt geplante Stadtwerk könnte künftig selbst als Investor zum Bau von Wind- und Solarparks tätig werden – auch in Stahnsdorf

Stand:

Stahnsdorf - Das geplante Berliner Stadtwerk für den Strom- und Gasmarkt könnte künftig selbst als Investor zum Bau von Wind- und Solarparks im Berliner Umland tätig werden. Das kündigte der Chef der Berliner SPD, Jan Stöß, am Mittwoch bei einem Besuch der stillgelegten Rieselfelder im Süden der Hauptstadt an. Auf diesen Weg könnten die Bewohner Berlins mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt werden – langfristiges Ziel sei es, alle Kunden mit Ökostrom aus dem Umland zu beliefern.

Startpunkt für die Millioneninvestitionen könnte ein Areal innerhalb des sogenannten Bahnrings bei Großbeeren sein. Ein Solarpark könnte von hier aus rund 2000 Haushalte versorgen. Auch ein in der Nachbarschaft bei Stahnsdorf geplanter Windpark könnte als Stromquelle dienen. „Wir haben das Ziel, sehr viel Strom aus regenerativen Energien zu produzieren“, sagte Stöß. Dies sei nur im Berliner Umland möglich. „Mit Windkraft wird es in Berlin schwierig“ – doch gerade darauf sei man angewiesen, wolle man die Hauptstädter mit Ökostrom versorgen.

Die potenziellen Flächen dafür besitzt Berlin, davon konnte sich Stöß vor Ort einen Eindruck machen. Der Chef der Berliner Stadtgüter, Peter Hecktor, hatte zu einem Besuch der Rieselfelder zwischen Stahnsdorf und Großbeeren eingeladen. Die Stadtgüter besitzen im Berliner Umland zahlreiche solcher stillgelegten Rieselflächen. Einst wurden sie genutzt, um die Abwässer der Hauptstadt versickern zu lassen, nun soll dort Strom gewonnen werden. So drehen sich neben der neuen Justizvollzugsanstalt Heidering drei Windkrafträder. Bald soll in dieser Region mit Unterstützung der Stadtwerke noch mehr Strom aus Wind und Sonne gewonnen werden.

Wie Großbeerens Bürgermeister Carl Ahlgrimm (parteilos) bei dem Treffen erklärte, habe seine Gemeinde alles in die Wege geleitet, um zeitnah mit dem Bau eines Mega-Solarparks beginnen zu können. Innerhalb des Bahnrings im Süden von Stahnsdorf könnten die Solarmodule ausreichend Strom für rund 2000 Haushalte erzeugen. Die Anlage würde eine Rieselfeldfläche von rund 40 Hektar bedecken. „Wenn der Vertragspartner feststeht, kann es sofort los gehen“, sagte Ahlgrimm mit Blick auf das Berliner Stadtwerk. Alle Planungen seien mit dem Landkreis abgestimmt, auch die Gemeindevertreter haben zugestimmt.

Eine solch komfortable Situation kennt Stadtgüterchef Hecktor von anderen potenziellen Wind- und Solarflächen nicht. So wird seit Jahren in Stahnsdorf über einen von den Stadtgütern geplanten Windpark diskutiert. Bis zu 22 Räder sollen sich auf den Rieselfeldern zwischen Stahnsdorf und Teltow drehen. In den Stahnsdorfer Ortsteilen Sputendorf und Schenkenhorst wird vehement gegen die Pläne gekämpft. Selbst Hecktor rechnet inzwischen nicht mehr damit, alle der auf den Stahnsdorfer Flächen geplanten Anlagen verwirklichen zu können. Die Stadt Teltow hat zumindest fünf Anlagen zugestimmt. Sie sollen im kommenden Jahr in Planung gehen. Zudem werden die drei bereits vorhandenen Windräder bei Großbeeren zum Teil auf eine Höhe von bis zu 175 Meter ausgebaut, zwei weitere Räder seien dort ebenfalls in Planung.

Aber auch aus Stahnsdorf lasse der Gegenwind gegen die Windparkpläne langsam nach, sagte Hecktor. Gesetzlich sei die Kommune gezwungen, Flächen zur Gewinnung von Windenergie auszuweisen. Er rechnet deshalb damit, seine Windparkpläne in den kommenden Jahren Stück für Stück umsetzen zu können. Dann womöglich mit einem Berliner Stadtwerk als Investitionspartner.

Bereits am 24. Oktober soll im Berliner Abgeordnetenhaus der Beschluss zur Gründung eines Stadtwerkes auf den Weg gebracht werden. Würden die Stadtwerke in Stahnsdorf als Windkraftinvestor aktiv, müsse man sicherstellen, dass alle Planungen im Dialog mit den Bewohnern umgesetzt werden. Eine Möglichkeit, überzeugende Argumente zu schaffen, könnten Bürgeranleihen sein, erklärte Stöß. Mit diesen könnten die Menschen Geld verdienen, wenn sich vor deren Haustüren die Räder drehen. Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })