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Potsdam-Mittelmark: Berliner Mauerteile für Südkorea

Relikte aus dem Kalten Krieg sollen im Freiheitspark der Grenzstadt Uijeongbu aufgestellt werden

Von Eva Schmid

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Teltow - Ein Stück deutscher Geschichte in Südkorea: Rund zehn Tonnen Beton werden derzeit von Teltow nach Asien verschifft. Geladen hat das Schiff, das einen Monat unterwegs sein wird, vier originale Segmente der Berliner Mauer. Eines ist bemalt, die restlichen sind grau. Sie standen bisher auf dem Gelände des Baustoffunternehmens Klösters in der Teltower Oderstraße. Im November werden sie in einem Freiheitspark in der südkoreanischen Stadt Uijeongbu aufgestellt. Am Montag wurden in Teltow die Mauerteile symbolisch per Urkunde von dem französischen Mauerkünstler Thierry Noir, dem Klöster-Geschäftsführer Elmar Prost und Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) an die Vertreter der koreanischen Botschaftern übergeben.

„An 117 Orten in 36 Ländern der Welt stehen Reste der Berliner Mauer“, sagte Generalkonsul Eon-wook Heo. Korea aber sei das Land, wohin die Mauerteile gut passen würden. Immerhin ist die Stadt, in die die Mauerteile kommen, nur 30 Minuten von der Grenze zu Nordkorea entfernt. In drei weiteren südkoreanischen Städten, darunter die Hauptstadt Seoul, stünden bereits Mauerreste, so der Generalkonsul. „Viele Koreaner träumen von der Wiedervereinigung“, so Heo. Vor gut einem Jahr habe der Bürgermeister von Uijeongbu bei einem Deutschlandbesuch die Mauerteile in Teltow entdeckt und war begeistert. Für Südkorea sei das Zusammenwachsen Deutschlands ein wichtiges Thema, betonte der Wiedervereinigungsattaché der koranischen Botschaft, Bongki Lee. „Wir sammeln und analysieren deutsche Dokumente von damals, um daraus etwas für unsere weitere Entwicklung im Land zu lernen“, so Lee.

Nicht nur nach Korea sind Mauerreste aus Teltow verschenkt worden: „Auch in New York, Tokio, Österreich und Leipzig stehen bemalte Stelen von hier“, so Elmar Prost, Geschäftsführer der Klösters Baustoffwerke. Die steinernen Relikte des Kalten Krieges lagern schon seit zwei Jahrzehnten auf dem Gelände seiner Baustofffirma am Teltowkanal. Einst verlief dort die deutsch-deutsche Grenze. Anfang der 90er-Jahre habe die Firma unzählige Mauerteile von der Nationalen Volksarmee abgekauft, so Prost. Die Stelen wurden als Boxen für Schüttgut genutzt. Vor zwei Jahren hatte Prost die Idee, die noch übrig gebliebenen Reste – das waren damals 164 Teile – in Teltow aufzustellen. „Ich wollte, dass man nicht mehr entlang der Mauer laufen, sondern sie durchwandern kann“, sagte Prost.

Und um dem Grau auf dem Gelände etwas Farbe zu geben, sollten Künstler oder Interessierte die Mauerteile bemalen. Eine der bekanntesten unter ihnen ist Thierry Noir. Er hat auch in Teltow auf mehreren Segmenten seine knubbeligen Köpfe mit den runden Lippen auf dem Beton verewigt. Der Franzose gehörte zu den 118 internationalen Künstlern, die im Frühjahr 1990 mit ihren Motiven auf der Berliner Mauer die „East Side Gallery“ schufen. Eines seiner Werke ist jetzt auf dem Weg nach Südkorea. Das Besondere daran: „Beide Seiten sind bemalt – das ging früher nicht“, so Thierry Noir. Der Künstler habe es geschafft, dass die Mauer zu etwas Verbindendem geworden ist, betonte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) bei der offiziellen Übergabe am Montag. Seine Kunstwerke würden mittlerweile Menschen und Länder zusammenbringen.

Um ein Stückchen deutsch-deutsche Geschichte bemalen zu dürfen, muss man aber nicht prominent sein. Jeder kann sich auf dem Internetportal www.mauerteilebemalen.de bewerben. Noch 40 Stelen seien frei, so Prost. Interessenten würden dafür mit der Baustofffirma eine Nutzungsvereinbarung über sechs Monate abschließen. Das Mauersegment könne in der Zeit umsonst genutzt werden. „Das heißt, man kann die Stele bemalen, dort grillen oder sich davor fotografieren.“ Entscheidet der Zwischenbesitzer, sein Kunstobjekt zu verkaufen, muss ein Drittel des Erlöses, jedoch mindestens 500 Euro, an die Besitzer gehen. „Die meisten Künstler kaufen ihr Werk selbst, um es sich in den Garten zu stellen“, erklärte der Geschäftsführer der Baustofffirma. Für den Transport der fast vier Meter hohen Mauerreste müssen sie selbst aufkommen.

Noch stehen 130 Mauerteile auf dem Gelände der Baustofffirma am Teltower Stadtrand. Mit grellen Farben verziert, sollen sie die Stadt bunter machen, so Prost. Die Stelen werden nach Jahrzehnten auf dem Gelände jedoch bald weichen müssen. Ein Teil des Areals am Teltowkanal wird für das Marinaprojekt der Stadt benötigt. Die restliche Fläche soll in den nächsten Jahren weiter entwickelt werden, so Prost. Bis dahin, so hofft er, sind alle Mauerreste in Vorgärten und Parks in Deutschland und auf der ganzen Welt untergekommen – sonst würden sie ganz unspektakulär geschreddert.

Weitere Informationen unter www.mauerteilebemalen.de

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