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Begehrt, nicht nur als Wohnort. Die Nähe zu Berlin, die gute Anbindung an das Autobahnnetz sowie die zahlreichen Hochschulen im nahen Potsdam machen Teltow zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort. Doch vor allem für große Unternehmen ist die Suche nach Flächen mittlerweile eine Herausforderung.

© Lutz Hannemann

Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf: Beste Förderung, aber kaum noch Platz

Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf sind bei Neugründern immer gefragter. Doch die Gewerbeflächen werden knapp.

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Das Technologiezentrum Teltow und das Technologie- und Gründerzentrum Belzig sind beinahe komplett ausgelastet. „In der Potsdamer Straße sind wir zu 100 Prozent belegt, in der Reizstraße haben wir aktuell noch vier freie Räume“, sagt Michael Paduch, Geschäftsführer der beiden Standorte, die 2018 zu einem gemeinsamen Unternehmen fusionieren. Nicht nur junge Familien auf der Suche nach berlinnahem Wohnraum zieht es verstärkt in die Region Teltow, sondern seit geraumer Zeit auch immer mehr Unternehmen. „Es hat seit unserer Gründung vor rund 20 Jahren immer wieder Zeiten gegeben, in denen viele Flächen unvermietet blieben“, berichtet Paduch. Doch seit rund fünf Jahren zeichne sich eine stabile Tendenz ab: Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf werden immer gefragter bei Neugründern.

Dies belegen auch die Zahlen angemeldeter Unternehmen, die das Gewerbeamt Teltow zur Verfügung stellt und denen zufolge die Anzahl der Unternehmen in der Stadt kontinuierlich wächst. Aktuell sind 2735 Gewerbebetriebe in Teltow angemeldet, zum Jahresende 2016 lag die Anzahl noch bei 2669. Im Jahr 2015 waren es 2360 und ein Jahr zuvor 2147 angemeldete Unternehmen.

Nähe zur Autobahn und zu Berlin macht TKS-Region zu gefragtem Standort

„Wir verzeichnen eine allgemein positive wirtschaftliche Entwicklung in der Region“, sagt auch Marion Muschert, Wirtschaftsförderin beim Kreis für die Region Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf. Auf dem Techno Terrain Teltow und im Europarc Dreilinden seien inzwischen fast alle Räume an Unternehmen vermietet, so Muschert. Anfragen für große Ansiedlungen von 60 000 bis 70 000 Quadratmetern seien ihr zufolge mittlerweile schwierig – dafür gebe es fast keinen Platz mehr. „In den Gewerbeparks der drei Kommunen gibt es noch Platz, aber eben nur Flächen bis zu 20 000 Quadratmeter.“ Größere Logistikunternehmen etwa hätten da keine Chance mehr. Der Berliner Speckgürtel und die Nähe zur Autobahn machten die Region bei vielen Unternehmen zu einem gefragten Standort.

Dafür sprechen auch die Orientierungswerte, die die Industrie- und Handelskammer für Gewerbemieten in der Region herausgibt. Danach liegen die Tendenzwerte in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf mit einer Spanne zwischen sieben und 20 Euro pro Quadratmeter deutlich über den Orientierungswerten für Beelitz, Bad Belzig, Treuenbrietzen und Werder (Havel): Dort müssen Unternehmensgründer nur mit Quadratmeterpreisen zwischen vier und 15 Euro für Gewerbeflächen rechnen.

Neuunternehmer werden beraten und gefördert

Das hohe Interesse an Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf liege neben der Nähe zu Berlin und Potsdam auch an den guten Fördermöglichkeiten und Beratungsangeboten für Neuunternehmer, so Muschert. Die beiden Technologiezentren arbeiten mit verschiedenen Partnern der Gründungsunterstützung zusammen. Dazu zählen die Industrie- und Handelskammer Potsdam, die Potsdamer Handwerkskammer, die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB), die Arbeitsämter und das Jobcenter.

Einer derjenigen, die den angehenden Gründern helfen, ist Gründungslotse Klaus Wessels. Der 52-Jährige bietet kostenlose Beratung für Gründungsinteressierte im Landkreis Potsdam-Mittelmark an. Gefördert wird das Angebot, das in Deutschland einmalig ist, durch den Europäischen Sozialfond und das Land Brandenburg. Im vergangenen Jahr hat Wessels 113 Menschen beraten, die sich selbstständig machen wollten. Nach der Erstberatung können die Gründungsinteressierten ihre Geschäftsvorhaben in Workshops und Coachings konkretisieren. „Ziel der Förderung ist es, mehr Selbstständige in der Region zu haben, allerdings sollen diese auch gut vorbereitet sein.“

Tatsächlich zur Gründung kam in den vergangenen beiden Jahren rund die Hälfte der Ideen, die es bis ins Coaching geschafft hatten. Insgesamt hätten sich die Gründungsprozesse in den vergangenen fünf Jahren deutlich verändert. „Da die Arbeitslosenquote in Potsdam-Mittelmark inzwischen zurückgegangen ist, gründen neuerdings vermehrt Menschen nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus, sondern weil sie mit ihrem aktuellen Job unzufrieden sind“, sagt Experte Wessels.

Neugründer sollen in der Region gehalten werden

Ziel sei es, so viele von ihnen wie möglich in der Region zu halten. Da vielen Gründern die Wohnortnähe ihres Arbeitsplatzes wichtig sei, fiele das allerdings häufig auch nicht schwer. „Wenn die Gründer einige Jahre hier verbracht haben, wollen sie oft gern im gewohnten Umfeld, das sie sich mit ihrer Familie aufgebaut haben, bleiben“, sagt Michael Paduch. Was die Branchen angehe, seien die beiden Zentren ein „buntes Potpourri“, so der Geschäftsführer. „Der Begriff Technologiezentrum ist insofern irreführend, als hier heute zwar einige Unternehmen aus den Bereichen Telematic, Software und Telekommunikation ansässig sind, aber ebenso Versicherungsmakler und Anwaltskanzleien.“ Der Begriff Technologiezentrum sei in den 80er-Jahren entstanden, als bestimmte Technologien gefördert werden sollten, spiegele heute aber nicht mehr die Realität in vielen der so benannten Gründereinrichtungen wider. Was jedoch alle Unternehmen, die heute in den Technologiezentren in Teltow und Belzig ansässig sind, gemeinsam haben: Sie alle haben einmal als Start-up begonnen. Ein paar von ihnen sind es noch, andere haben sich inzwischen etabliert. „Anders als typische Inkubatoren schmeißen wir die Unternehmen nicht nach einer bestimmten Zeitspanne raus“, erklärt Paduch.

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