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Mit der Natur verbunden: Wolfgang Enke an seinem Bienenstand.

© Kirsten Graulich

Potsdam-Mittelmark: Bestechliche Bienen

Imker Wolfgang Enke aus Stahnsdorf hofft nach Startschwierigkeiten auf ein gutes Jahr

Stand:

Stahnsdorf - Die Bienen waren sicherlich erfreut, als sie nach der lang anhaltenden Kälte des letzten Winters endlich im April ihren Reinigungsflug antreten konnten. Weniger erfreut waren einige Nachbarn über Majas Erleichterung, denn die landete punktgenau auf der frisch aufgehangenen Wäsche. Bienen koten nicht im Stock und diese Selbstdisziplin verhindere, dass sich Krankheitserreger im Bienenvolk ausbreiten, erklärte der Stahnsdorfer Imker Wolfgang Enke den Gästen, die am Sonntag zum Tag des offenen Bienenstandes gekommen waren.

Da Bienen in der winterlichen Kälte nicht ausfliegen können, nimmt die Kotblase erheblich an Volumen zu, was nahezu vier Fünftel ihres Hinterleibes einnehmen kann. Inzwischen sind Enkes Nachbarn wieder besänftigt, denn die Früchte auf ihren Obstbäumen künden vom Bienenfleiß und versprechen eine gute Ernte, vor allem bei den Pfirsichen. Etwas geringer fällt dagegen die diesjährige Kirschernte aus, auch im Garten des Imkers. Denn in diesem Frühjahr stand fast alles zu gleicher Zeit in Blüte, doch genügend Bienen waren nicht im Einsatz, weil sie ihre Brut im März wegen der Kälte vorübergehend eingestellt hatten. Was in normalen Jahren im Februar passiert, dauerte diesmal bis April. Außerdem habe die Niederschlagsmenge im Mai dazu beigetragen, dass die Frühjahrstracht behindert wurde. Angelika Enke, von Beruf Klimatologin, hat alles akribisch in einem Buch notiert: 170 Prozent betrug die Niederschlagsmenge im Mai gegenüber Durchschnittsjahren. Festgehalten hat sie auch, dass der letzte Winter der sonnenärmste seit 50 Jahren gewesen ist. In Sachen Wetter kennt sich auch ihr Mann Wolfgang aus, der bis zur Rente als Meteorologe beim Potsdamer Wetterdienst tätig war. „Wir fühlen uns schon von Berufs wegen der Natur verbunden und so kamen wir auch zu den Bienen.“

Enke hat seinen vier Völkern im Garten ein kleines Häuschen errichtet, damit sie trocken und geschützt sind. So haben sie auch diesen Winter überstanden. Andere Imker mussten dagegen sogar einen Totalverlust ihrer Völker hinnehmen, berichtet der Imker. Bei manchen Verlusten müssen Völker zusammengelegt werden und das geschieht nicht ohne List, denn Bienen, so Enke mit schelmischem Unterton, seien bestechlich. Damit sie von einem anderen Volk aufgenommen werden, sind „Geschenke“ für deren Wächter am Stockeingang sehr nützlich, vor allem Süßes. Zu diesem Zwecke besprengt der Imker sie mit Zuckerwasser, weil solche „leckeren Zuzügler“ natürlich willkommen sind, wenn sie ein paar Nektartropfen am Eingang abgeben.

Vorsicht ist allerdings für Besucher geboten, sobald sie sich in der Nähe der Einflugschneise aufhalten. Denn die rund 40 000 Tiere eines Stockes sind Tag und Nacht aktiv. In Spitzenzeiten legt eine Königin bis zu 1200 Eiern. Nach dem Schlüpfen sei erst einmal Stockdienst angesagt, wozu Putzen und Babysitting gehören würden, gibt Enke einen Überblick über das Berufsleben von Maja. Danach werde entschieden über die Karriere als Wächterbiene oder Honigsammlerin.

Während drinnen im Stock fleißige Bienen Honigwaben zudeckeln, untersuchen draußen die Sammlerinnen alles, was Süße verheißt, sogar in die Honigschleuder schlüpfen einige. Die konnte in diesem Jahr erst Ende Mai in Betrieb gesetzt werden und vor 14 Tagen wurde die Robinientracht geschleudert. „Die neue Königin ist schon in die Brut gegangen“, hofft Enke trotz Startschwierigkeiten auf ein gutes Bienenjahr – und das dauert bis September an. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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