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Endlich. Seit Ende Dezember laufen die Abrissarbeiten auf dem Teltomat-Gelände in Michendorf. Dort soll seit Jahrzehnten ein Ortszentrum entstehen.

© Andreas Klaer

Teltomat-Gelände in Michendorf: Bewegung auf der Brache

Seit 22 Jahren gammelt das Teltomat-Gelände in Michendorf vor sich hin. Jetzt wird erstmals aufgeräumt.

Von Eva Schmid

Michendorf - Es ist ein ungewohnter Anblick: Bagger reißen auf Michendorfs Industriebrache im Ortszentrum alte Gebäude ab, Gestrüpp und Müll wird entfernt. 22 Jahre lang ist auf dem ehemaligen VEB-Gelände nichts passiert, der Bauunternehmer Günther Papenburg interessierte sich nicht für sein von der Treuhand übernommenes Grundstück zwischen der Michendorfer Poststraße und der Bahntrasse. Jetzt scheint sein Interesse geweckt, auf der Brache gibt es seit langem erstmals Bewegung.

Ein Grund für den Aktionismus nach all den Jahren des Stillstands könnte die auslaufende Städtebauförderung sein. Das 2,5 Hektar große Gelände ist Sanierungsgebiet. Laut dem Michendorfer Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP) seien im Fördertopf noch rund eine halbe Million Euro. Die könnte Papenburg vor dem Ende der Förderung im Jahr 2017/2018 noch abgreifen. Von den Geldern profitierte auch die Gemeinde, die bereits vor Jahren rund um die Industriebrache Straßen und öffentliche Bereiche auf Vordermann brachte.

Unter anderem ließ das Michendorfer Rathaus die Alte Ladestraße sanieren, um eine Zufahrt zu dem verfallenen Gelände zu ermöglichen. Das war ein deutliches Signal an den Besitzer, endlich aktiv zu werden. Das Signal verhallte.

Dass jetzt alles ganz zügig gehen könnte, darauf hofft man in Michendorf – wieder einmal. Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) ist nach wie vor verhalten: „Ich sehe mit Optimismus den nächsten Schritten entgegen, bin aber nicht euphorisch.“ Die Skepsis ist berechtigt. Zu viel hat Günther Papenburg versprochen, zu viel nicht gehalten. Der Verpflichtung, die Ruinen auf dem Gelände bis spätestens 1997 abzureißen, ist er nicht nachgekommen. Auch die zahllosen Treuhandauflagen, die an den Erwerb des Grundstücks gekoppelt waren, wurden nie erfüllt. Konsequenzen gab es keine, jedenfalls hat man in Michendorf von keinen gehört. Zwischenzeitlich war die Gemeinde von dem Desinteresse des Bauunternehmers so genervt, dass sie sogar überlegte, das Gelände zu kaufen und selbst zu entwickeln.

Die Pläne von einst verfolgt Papenburg noch immer: So soll aus der alten Industriebrache ein Ortszentrum mit Wohnen, Handel und Gewerbe werden. Laut den Projektentwicklern, die Papenburg vor gut einem Jahr nach Michendorf geschickt hatte, um öffentlich das Vorhaben vorzustellen, sei man an der konkreten Planung. Erste Gespräche mit Gewerbetreibenden gebe es bereits, sagt einer der Projektentwickler, Martin Pietsch.

Auf dem Gelände sollen rund 80 Mietwohnungen sowie fünf Mehrfamilienhäuser entstehen, im Zentrum der dichten Bebauung plane man einen kleinen Platz, dahinter Parkplätze. Neben den Wohnungen soll es zudem bis zu zehn Einzelhandelsflächen, ein kleines Hotel sowie Büroräume geben. Auf mehrmalige Nachfragen der PNN zu den Plänen sowie den Abrissarbeiten äußerte sich Günther Papenburg nicht.

Gibt sich der Eigentümer öffentlich verschwiegen, spricht er immerhin mit der Rathausspitze. „Seit Ende 2014 gab es mehrere Gespräche mit Herrn Papenburg“, so Bürgermeister Mirbach. Seit Ende des vergangenen Jahres wird das Gelände beräumt, auf dem zu DDR-Zeiten Straßenbaumaschinen gebaut und überwiegend nach Russland verkauft wurden.

Laut Mirbach habe sich Papenburg persönlich mit der Bau- und Abfallbehörde abgestimmt. Seit Anfang Februar steht dem Abriss auch vonseiten der Naturschützer nichts mehr im Wege. Zuvor wurde vermutet, dass sich auf der wilden Brache Fledermäuse angesiedelt haben könnten. Papenburg ließ ein naturschutzrechtliches Gutachten erstellen, jetzt steht fest, dass keine Fledertiere in den Ruinen nisten. Was jetzt noch fehle, seien ein Schallschutz- sowie ein Bodengutachten. Auf der alten Industriebrache sei mit Altlasten zu rechnen, so Mirbach.

Der Michendorfer Bürgermeister begrüßt das Vorhaben, Mietwohnungen im Ortskern zu bauen. Die würden dringend benötigt. Auch Ortschef Besch sieht darin großes Potential, der Potsdamer und Berliner Wohnungsmarkt sei ja bekannterweise sehr angespannt. Die Nähe zum Michendorfer Bahnhof sei für Pendler ideal. Mit der Idee, in das Michendorfer Ortszentrum weiteres Gewerbe, vor allem Nahversorger anzusiedeln, hat Besch indes Probleme. „Das kommt 20 Jahre zu spät“, mittlerweile habe man genügend Supermärkte in der Gemeinde.

Besch, der als einstiger Bürgermeister von Michendorf mit am längsten das Ringen um das Teltomat-Gelände mitmachte hat, bleibt skeptisch. „Alle drei Jahre kamen Projektentwickler vorbei und legten uns einen veränderten Bebauungsplan vor.“ Aus den großen Plänen wurde nie etwas. Er befürchtet, dass nach den Abrissarbeiten wieder Stillstand herrschen könnte. Die Hoffnung ganz aufgeben will er aber noch nicht: „Ich wünsche mir, dass es weitergeht.“

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