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KulTOUR: Bilder, Dosen und Figuren

Drei Künstler stellen in der Kulturscheune aus

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Seddiner See - Zwei Ausstellungen und ein extragroßes Festprogramm machten jüngst auf das sechsjährige Bestehen von Kulturscheune und Heimatstube in Kähnsdorf aufmerksam. Aber Anlässe sind ja nicht alles, auch nach der Vernissage lohnt sich ein Besuch „abseits vom Wege“. So diesmal auch. Die beiden Potsdamerinnen Bianca Barthel und Bärbel Richter wurden von den rührigen Betreibern auserkoren, die Jubiläums-Ausstellung in der Kulturscheune zu gestalten.

Erstere stellte in Öl und Acryl vor, was ihr auf zahlreichen „Wanderungen in Meck.-Pom. und der Mark Brandenburg“ bildlich vor Augen kam, die andere Dame erschuf witzig-originelle „Charakterdosen“ in verschiedenen Keramik-Techniken mehr aus sich selbst heraus. Auch die Interessengemeinschaft „Kunst am See“ war sehr fleißig, hatte sie doch auf dem Freigelände eine bunte Truppe von blaublütigen Figuren zum Thema „Wegwerfgesellschaft“ installiert. Drei Gründe also, Kähnsdorf im Grünen nicht außen vor zu lassen; an die Skulpturenschau im Findlingsgarten sei am Rande erinnert.

Bianca Barthel wollte immer schon Malerin werden, nur kam zuerst die Chemielaborantin dazwischen, Familienpflichten als Mutter und fünffache Großmutter, dann eine Zweitausbildung als Sekretärin. Die gebürtige Berlinerin schloss erst jenseits der Fünfzig ein externes Studium für Zeichnen und Malen ab, Respekt. Gereist wurde schon lange, von Irland bis Kreta, von Norwegen bis zu den Kanaren, und eben auch in den nördlichen Teil des östlichen Deutschlands. Ihre Acrylbilder geben nicht allein Zeugnis ihrer Weltläufigkeit, sie zeigen in manchmal etwas groben Strukturen, wie ihre Maleraugen die Lande sahen: Menschenleer zumeist, farbintensiv, von der Stimmung her erfasst. Etwa die sturmgeformten Weiden der Prignitz auf herbstgelbem Grund, Irlands steinerne Häuser in wildverlorener Landschaft, Hiddensees grobe SteilküstenFormation, das düstere Worpswede am Wasser, dunkelgrüne Wiesen an Usedoms Peene. „Abendsonne“ bringt sehr schöne Stimmung, sonst aber ist der Planet auf ihren Bildern nur selten präsent. Archaische Muster.

Ganz anders im schönen Kontrast die Potsdamerin Bärbel Richter. Bei ihren unikaten Formungen sitzt der Schalk gleich nebenbei. Unter dem Motto „für was Trauriges habe ich sowieso nichts übrig“ hat sie originelle Dosen geformt und gebrannt, deren Deckel Köpfe zieren, Herr von Boedefeld aus der Sesamstraße, Napoleon, ein kleinköpfiger Doge, der unter seinem Ornat fast verschwindet, zwei Lachende auf der schon senkrecht stehenden Spitze der untergehenden „Titanic“, auch „Die fromme Helene“ ist dabei. Technisch gesehen handelt es sich um Terrakotta-Arbeiten mit eingelegtem Mangan-Ton, um Glasiertes, Geritztes. Wunderbare Dinge, ein guter Kontrast zum ernsten Acryl. Wie immer kann all man diese Werke, Bilder und Dosen, auch kaufen.

Unverkäuflich hingegen die Figuren draußen. Diese überlebensgroßen Schöpfungen sind dem Thema „Wegwerfgesellschaft“ geweiht. Aus dem, was der benannte Verein als ästhetische Flurbereinigung in Wald und Heide aufsammeln konnte – Verpackungstüten, Kleiderbügel, Lampenschirme, Plastikröhren – formten geschickte Hände eine ansehnliche Damenrunde. Die Namen sind hoch: Matrona-Labora vom Krötenfenn, Prinzessin Greta vom Waldmannshof, Clodette von Conersdorf – sie geben sich, mit Hang zum See, die Ehre und bleiben, bis das Wetter sie verdirbt. Lange also.

bis 10. Juni Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr

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