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Potsdam-Mittelmark: Bilder zum Entdecken

Flügelaltar von Eva-Maria Viebeg in Alt-Töplitzer Dorfkirche am Erntedankfest geweiht

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Flügelaltar von Eva-Maria Viebeg in Alt-Töplitzer Dorfkirche am Erntedankfest geweiht Von Klaus Büstrin Töplitz – Der gesamte Flügelaltar kann gedreht werden. Dies kommt nicht oft vor. Regelmäßige Besucher von Gottesdiensten und anderer Veranstaltungen der Dorfkiche Alt Töplitz können ihn somit von den Sitzplätzen sukzessive betrachten, die zehn Bildgeschichten aus dem Alten und Neuen Testament. Am Erntedankfest wurde der neue Flügelaltar erstmals in Augenschein genommen. Im Gottesdienst am Vormittag weihte ihn Pfarrer Hans-Jürgen Viebeg, am Nachmittag wurde zu einem Konzert eingeladen, an dem viele Gäste aus nah und fern begrüßt wurden. Es ist heutzutage in der evangelischen Kirche selten, dass ein Flügelaltar in Auftrag gegeben wird. Die Töplitzer Kirchengemeinde wagte es, um auch der Schmucklosigkeit im Inneren ihres Gotteshauses mit Kunst zu begegnen. Die auf der Insel Usedom lebende Malerin Eva-Maria Viebeg, Schwester des Pfarrers, wurde beauftragt, die Bilder für den Altar zu malen. Die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens – der Sühnetod Jesu am Kreuz – ist wider Erwarten nicht in den Mittelpunkt gerückt. Auch nicht die Geburt Jesu im Stall. Dafür erlebt man den Mann von Nazareth inmitten seiner schlafenden Jünger im Garten von Gethsamane, einen Menschen, der ganz einsam ist, kurz vor seinem Tod am Kreuz, einer, der auch mit seinem Gott hadert. Auf der anderen Seite dieses Bildes sieht man Menschen, die sich ebenfalls verlassen fühlen, inmitten eines großen Natur-Chaos“ auf dem Meer. Jesus aber schläft. Doch die Taube des Friedens und das Auge Gottes lassen eine große Stille rings umher werden. Bekannte und unbekannte Geschichten aus den verschiedensten Büchern der Bibel hat Eva-Maria Viebeg für sich entdeckt, ihnen eine bildliche Darstellung gegeben. Natürlich erkennt man die Berichte von Weihnachten und der Kreuzigung, die Geschichten von Adam und Eva im Paradies und vom Jona im Fisch sofort, vielleicht auch die vom Zachäus auf dem Baum. Aber der träumende Jakob, die ihrer Schwiegermutter in Treue ergebene Ruth oder die fast zu Tode gesteinigte Ehebrecherin sind hier nicht sogleich zu erfassen. Eva-Maria Viebeg erzählt selten, sie deutet die Geschichten oftmals nur an. Ihren Bildern hat sie mit kraftvollen Farben einen romantischen Schleier verliehen, hin und wieder auch einen märchenhaften. Die erschreckenden Geschichten erschrecken nicht, sie sind heutigem Zeitgeist nicht angepasst. Eva-Maria Viebeg wollte wohl ausschließlich Bilder der Andacht malen, Bilder zum Entdecken, die von der Weisheit und der Kraft der Bibel berichten. Auch Pfarrer Viebeg machte in seinen einfühlsamen Meditationen am Sonntag darauf aufmerksam. Der Wiener Cellist Tobias Stosiek hat in seinen musikalischen Darbietungen versucht, sich ebenfalls den biblischen Bildwelten zu nähern. Nach einem nicht ganz so intonationsreinen Präludium aus der für Violoncello bearbeiteten Bach“schen Violinsonate g-Moll wusste er mit dem Reichtum seiner Interpretation Farben auf dem Cello zu zaubern: bei György Ligetis Dialogo, Alfred Schnittkes Auseinandersetzung mit der „Stillen Nacht“ oder Dieter Kaufmanns Berceuse über das Lied „Guten Abend, gut“ Nacht“. Auch die beiden expressiven Stücke von Peteris Vasks waren bei Stosiek in besten Händen. Zum Schluss gab es viel Beifall und Blumen für den Cellisten, die Künstlerin und für die engagierten Helfer der Töplitzer Kirchengemeinde.

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