
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Bildungscampus Glindow in der Kritik
Grüne und Linke bemängeln Kostenzuschüsse durch die Stadt und schlechte Verkehrsanbindung
Stand:
Werder (Havel) - Der Bildungscampus Glindow nimmt erste Formen an: Im Hauptausschuss berieten die Mitglieder am Donnerstagabend über die nächsten Schritte in Richtung eines Bebauungsplans für das Areal östlich der Klaistower und südlich der Elisabethstraße. Unter anderem muss der Flächennutzungsplan für das Gebiet geändert werden, das derzeit noch als landwirtschaftliche Fläche ausgezeichnet ist. Des Weiteren müssen Sachverständige die Umweltbedingungen auf dem Grundstück prüfen. In der Stadtverordnetenversammlung am 29. Juni werden die Abgeordneten über die notwendigen Verfahrensschritte abstimmen.
Diskussionen dürfte es dort erneut über die Wahl des Standorts für den Bildungscampus geben. „Das Gebiet, für das man sich nun entschieden hat, liegt viel zu weit draußen“, sagt etwa die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ilona Klapper. „Von den Havelauen ist der Weg selbst mit dem Fahrrad kaum zu schaffen.“ Außerdem lehnen die Grünen es ab, dass die Stadt einen Teil der Baukosten übernimmt.
Laut einer Absichtserklärung der Stadt Werder und der evangelischen Hoffbauer-Stiftung, sollen auf dem 3,2 Hektar großen Gelände eine Kindertagesstätte mit 120 Plätzen, eine zweizügige Grundschule, eine Sekundarschule mit Mensa, eine Sporthalle und Außensportflächen entstehen. Die Kosten hierfür sollen laut Schätzung rund 31 Millionen Euro betragen. Die Stadt Werder erklärte sich bereit, einen Zuschuss in Höhe von 40 Prozent der Gesamtbaukosten zu leisten.
Da die Plätze in anderen Werderaner Schulen knapp werden, werden die meisten künftigen Schulkinder auf dem neuen Bildungscampus lernen. Für die Werderaner Grünen-Vorsitzende ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz: „Jeder sollte in Werder auch die Möglichkeit haben, eine konfessionslose Schule zu besuchen und kein Schulgeld bezahlen zu müssen.“ Für die Schulen der Hoffbauer-Stiftung fallen einkommensabhängige, monatliche Gebühren an, die für das erste Kind bei 27 Euro beginnen.
Auch der Linken-Fraktionsvorsitzende Peter Hinze ist unzufrieden mit Standort und Kostenpolitik des Bildungscampus. „Wir haben nichts gegen die Hoffbauer-Stiftung, aber ich sehe überhaupt nicht ein, dass wir als Stadt für deren Bauvorhaben zahlen“, so Hinze. Aus Sicht des Linken-Abgeordneten wären die 31 Millionen Euro besser in Instandhaltung und Ausbau der bereits bestehenden Werderaner Schulen, etwa der örtlichen Waldorfschule, investiert gewesen. Auch findet Hinze, dass das Neubaugebiet Havelauen sich weitaus besser für einen Bildungscampus geeignet hätte: „Schulen müssen dahin, wo es viele Kinder gibt.“ Der anvisierte Standort liege in einem Bereich, der verkehrstechnisch kaum erschlossen sei. Eltern würden teils gezwungen sein, ihre Kinder täglich mit dem Auto zum Unterricht zu fahren, was in der morgendlichen Rushhour ein zeitaufwendiges Unterfangen werden könnte, so Hinze.
Für den stellvertretenden Vorsitzenden der Werderaner CDU, Peter Kreilinger, hingegen sind die Befürchtungen Hinzes unbegründet: „Wir haben in dem Bereich schon jetzt ein gut funktionierendes Bussystem und es ist völlig klar, dass die Frequenz nach dem Bau der Schule in den relevanten Zeiten noch einmal erhöht werden wird.“ Den Standort hält Kreilinger im Gegensatz zu den Linken- und Grünen-Vertretern durchaus für passend gewählt. In Gindow und Biesendorf gebe es viele Neubaugebiete, in denen sich junge Familien ansiedelten und auch vom Stadtteil Werder aus sei der Bildungscampus verkehrsgünstig zu erreichen. Die Havelauen böten schlicht keinen Platz mehr für ein Bauvorhaben dieser Dimension, zumal dort einige Gebiete explizit für die Blütentherme freigehalten werden müssten.
Die CDU-Fraktion begrüße besonders, dass die Sekundarschule auch über ein Gymnasium verfügen werde. Sie sieht in dem geplanten Bildungscampus auch ein Prestige-Objekt, das in andere Gemeinden ausstrahlen werde: „Die Hoffbauer-Stiftung ist ja nicht irgendwer, sondern ein sehr leistungsfähiger, renommierter Partner“, sagt Kreilinger. Seine Fraktion freue sich ausdrücklich, dass mit der Stiftung nun auch ein konfessioneller Bildungsträger in die Stadt ziehe und dem Schulunterricht eine dementsprechende Werteprägung hinzufüge.
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