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Potsdam-Mittelmark: Bildungsminister eröffnet Schießanlage

Holger Rupprecht (SPD) stärkt Werders Gilde den Rücken – ohne dabei selbst zum Gewehr zu greifen

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Werder (Havel) – Es seien „diskriminierende Dinge“, die in jüngster Vergangenheit über den Schießsport gesagt wurden. Rainer Wickidal, Präsident des Brandenburger Schützenbundes, wagte die Flucht nach vorn. Denn in Anbetracht der Amokläufe deutscher Schüler in Winnenden vor einem und in Erfurt vor acht Jahren, hat der Schießsport längst nicht mehr nur Befürworter. Das hatte auch die Diskussion um den Bau der neuen Hallenschießanlage für die Schützengilde zu Werder (Havel) gezeigt. Zur Eröffnung am Samstag gab es nun Rückendeckung von Brandenburgs prominentestem Pädagogen: Bildungs- und Sportminister Holger Rupprecht (SPD) gab die Anlage frei und dem Schießsport damit seinen Segen.

Finanziert wurde der 104 000 Euro teure Bau mit 12 Ständen für das Schießen mit Druckluft-Waffen zum Teil aus Mitteln des Konjunkturpaketes. 20 000 Euro brachte die Schützengilde selbst auf, 50 000 Euro kamen direkt aus der Stadtkasse. Die Mittel waren vor einem Jahr mehrheitlich in der Werderaner Stadtverordnetenversammlung bewilligt worden. Einer der ersten auf dem neuen Schießstand war Bürgermeister Werner Große (CDU): Bei fünf Schüssen war die Neun sein bester Treffer. Auch einige Jugendliche, wie Cally Dressler, waren unter den Testern. Die 15-jährige Sportschützin aus Jüterbog war die Beste bei den Landesmeisterschaften und trat bei den Kreismeisterschaften für Werder an. Sie lobte die guten Lichtverhältnisse in der neuen Halle und die Elektronik, die jeden Treffer millimetergenau anzeigt. „Den Puls runterschrauben können“, lautet ihr Erfolgsrezept für eine ruhige Hand. Auch der 13-jährige Dustin Fadranski, der vor einem Jahr am Tag der offenen Tür das erste Mal mit einem Luftgewehr schoss, betonte, dass Schießen viel mit Ruhe zu tun habe. „Mir hat es geholfen, auch sonst ruhiger zu werden“, nannte er einen positiven Effekt.

Laut Rainer Wickidal werde das Luftdruck-Schießen immer beliebter. Daher sei es in Ordnung, dass sich „eine Mehrheit für eine gute Sache gefunden hat“, sagte er. Holger Rupprecht griff selbst nicht zur Waffe – aus Termingründen, wie er sagte. „Ich bin aber auch kein guter Schütze“, konstatierte der Minister. Er sei aber trotzdem gerne gekommen, so Rupprecht, der vor allem die Eigenleistung der Schützengilde beim Bau der Anlage hervorhob. 120 Mitglieder hat die Schützengilde zu Werder, 16 davon sind Kinder und Jugendliche. Auch 20 Frauen sind im Verein, „aber wir schießen nicht so oft wie die Männer“, meinte Jutta Lüdicke, die seit 1996 dabei ist und über ihren Mann zum Schießsport kam. Sie präsentierte Fotos von den Sanierungsarbeiten im Keller des ehemaligen Vulkan-Fiber Werkes in der Adolf-Damaschke Straße, dem heutigen Domizil der Werderaner Schützen. „Es sah schlimm aus, damals Mitte der 90er Jahre. Alles musste aufgehackt werden“, erinnerte sie sich und setzte hinzu: „Da haben die Männer richtig geschindert.“ Einige Mitglieder leisteten über 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit, während die Frauen vor allem für das leibliche Wohl sorgten. Auch am Samstag war die Vereinsküche ihr Revier.

Ebenfalls zu sehen war am Samstag die Galerie der Ehrenscheiben: Handgedrechseltes Massivholz mit bunten Bildern von Rehen, Fasanen und Waldlandschaften, einige davon in Öl. Neuere Bilder zeigen auch die Werderaner Inselstadt. Die Schießstände, darunter drei für Großkaliber, könnten auch Interessierte nutzen, die nicht Mitglied des Vereins sind, erklärte Werner Große. Allerdings gäbe es Probleme mit der Munition, die ziemlich teuer sei, weshalb zunehmend mit Luftgewehren trainiert werde. „Sicherheit“, so Große, „ist bei uns das A und O. Hat einer ein bis zwei Biere gekippt, passiert hier nichts mehr!“ Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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