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Potsdam-Mittelmark: Bio am Hochbeet

Das Beispiel Caputh beschreibt einen landesweiten Trend: Der Schulgarten ist wieder da

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Das Beispiel Caputh beschreibt einen landesweiten Trend: Der Schulgarten ist wieder da Schwielowsee · Caputh - Frederike Krause freut sich immer darauf: Einmal pro Woche geht es mit der Klasse über die andere Straßenseite zum Schulgarten. Zwischen Kräuterspirale, Insektenhotel, Gemüsehochbeet, Beerensträuchern und Komposthaufen haben die Caputher Einstein-Grundschüler Bio. In den Projekttagen der 4b wurde ein Frühbeet gebaut. Und Frederike und die anderen konnten zuschauen, wie in der Frühjahrskälte Tomaten, Zuckererbsen und Salatköpfe aus dem Boden lugten. Inzwischen ist das Gemüse auf dem Hochbeet gelandet, dort ist vor sattem Grün und Früchten der Boden nicht mehr zu sehen. Und Kunst gibt es auch: An den Apfelbäumen hängen (noch) Früchte aus Buntpapier, und eine fußballgroße Hummel aus Pappmasché schwirrt vor dem Schuppen umher. Ein Jahr ist der Caputher Schulgarten jetzt alt. Und wie in Caputh geschieht es auch anderswo: Etwa 25 Prozent der Schulen in Deutschland haben inzwischen einen Schulgarten oder zumindest Zugang zu einem Garten, schätzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten in Konstanz. Die Zahl steige stetig – ein Trend, der auch in der Region spürbar ist. Ob in Glindow, Werder, Töplitz, Stahnsdorf oder Teltow: Der Schulgarten ist wieder da. Mit der Wende waren die pädagogischen Gemüseoasen verschwunden. „Der Schulgartenunterricht war ja raus aus der Stundentafel“, erinnert sich die Schulleiterin der Einsteinschule, Cathrin Rudzinski. Inzwischen werde erkannt, dass es nicht nur für den praxisnahen Biologieunterricht schön ist, Pflanzen und Insekten vor der Tür zu haben. Auch für den Sachkunde-, Kunst- und sogar Englischunterricht sei es sinnvoll, ein Stück Acker für die Schule urbar zu machen. Und sei es, um mal im Freien unterrichten zu können. Die Tendenz wird auch im Bildungsministerium beobachtet: „Das grüne Klassenzimmer bei der Potsdamer Buga war von Schulklassen und Lehrern gut besucht, und auch auf den Landesgartenschauen sind die Schulgärten ein Renner“, sagt Ministeriumssprecher Thomas Hainz. Die Beispiele würden oft den Anstoß geben, es selbst zu versuchen. „Wo die Schulen jetzt zum großen Teil saniert sind, entstehen neue Überlegungen, wie man am Schulkonzept feilen kann“, so Hainz. Dass Kinder im Schulgarten lebensnah lernen und Verantwortung für die Natur übernehmen, werde von politischer Seite einhellig begrüßt. Auch vor Ort: Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) ließ es sich gestern nicht nehmen, zum ersten Geburtstag des Caputher Schulgartens zu gratulieren. Dafür, wie er in das pädagogische Schulkonzept eingebunden wurde, bekam die Einsteinschule jetzt den „Förderpreis für praktisches Lernen“ des Brandenburger Pädagogenverbands. 20 Schulen hatten sich dafür beworben, die Caputher kamen auf den 1. Platz und gewannen ein Preisgeld von 1500 Euro. Das kann man gut gebrauchen. Die finanziellen Mittel waren anfangs das Haupthindernis für das grüne Kleinod, erinnert sich Schulleiterin Rudzinski. Schließlich konnte durch die Gemeinde ein Grundstück am Schulsportplatz getauscht werden, die Kosten beschränkten sich auf einige Geräte und die Gartenlaube, die den Namen „Einstein-Schüppchen“ bekam. Den Löwenanteil steuerten der Schulförderverein und Sponsoren wie Landschaftsarchitekt Josch Bender aus Ferch bei, der fast sämtliche Pflanzen stiftete. Nicht zu vergessen Frederike Krause. Jäten und gießen ist eine Arbeit, die bei den Kindern hängen bleibt. „Aber“, so die 10-Jährige, „die Himbeeren essen wir auch.“ Henry Klix

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