Potsdam-Mittelmark: Biotop beerdigt
Verfehlte Ausgleichmaßnahmen in Teltow
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Teltow - Die Natur war schneller als die Planer. Doch das wurde ihr zum Verhängnis. Denn eigentlich sollte erst in den nächsten Jahren ein Trockenrasen auf einer Fläche in der Kanalaue entstehen. So hatte es der Grünplaner des Büros Baur-Consult vor drei Jahren geplant.
Seinerzeit lautete der Auftrag: Für die Fläche, die beim Bau der Teltower Nordspange versiegelt wird, einen Ausgleich schaffen. Vorgesehen war Trockenrasen, der auf einem Areal an der Kanalaue gegenüber dem Evangelischen Diakonissenhaus an der Lichterfelder Allee angelegt werden sollte. Den Planern erschienen die Bedingungen dort ideal, da bereits erste Anzeichen für Trockenrasen existierten. Der ist durch das Brandenburgische Naturschutzgesetzes geschützt, da es sich um ein seltenes Biotop handelt.
Doch auf dem auserkorenen Areal wird seit einigen Tagen der Erdaushub von der Nordspangen-Baustelle verteilt. Das rief nun auch die Stadtverordneten auf den Plan. BIT-Fraktionschefin Carola Fanter monierte auf der Sitzung des Stadtparlaments am Mittwoch, dass auf die Fläche nährstoffreicher Boden gebracht werde. Damit werde das Biotop zerstört, habe sie von BIT-Mitglied Hannelore von Büren-Rieder erfahren, einer Biologin, die auf Sandtrockenrasen spezialisiert sei. Der Stickstoffeintrag des falschen Substrates wirke sich langfristig schädlich aus, so Fanter. CDU-Fraktionschef Erhard Wigand meinte: „Man hätte die Planung vor den Erdarbeiten noch einmal mit dem Bestand abgleichen müssen. Da hätte man noch rechtzeitig erkennen können, dass die Natur das eigentliche Planungsziel schon erreicht hat".
Sein Fraktionskollege Ulrich Langner nannte es ironisch eine „geniale Erfindung“, was da zurzeit in der Kanalaue modelliert werde. Denn der zuvor abgetragene Trockenrasen soll auf den Erdhügel wieder aufgepflanzt werden. Ob aber der darin enthaltene Samenvorrat wirklich aufgeht, bezweifeln nicht nur die Stadtverordneten. Auch einige Agendaakteure, die die Erdarbeiten vor Ort besichtigten, sind skeptisch, ob das Biotop sich unter den neuen Bedingungen regenerieren kann. Zwar soll das Bodenmaterial nun analysiert werden, wie sie aus dem Bauamt erfuhren. Aber das hätte schon vorher erfolgen müssen, meinen sie. Denn jetzt sind die zahlreichen Pflanzen- und Tierarten stark gefährdet, besonders Insekten, die auf dem Trockenrasen ihren Lebensraum hatten. Dazu zählen Wildbienen und die blauflügelige Ödlandschrecke, deren blaue Flügel erst beim Auffliegen sichtbar werden. KiG
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