ADAC-Test in Brandenburg: Bitte weiterfahren
Bundesweit hat der ADAC 40 Raststätten getestet. Der Plötziner Autohof steht auf dem letzten Platz – auch wegen der Hygiene
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Werder (Havel) - Die Toiletten des Plötziner Autohofs sind von der Sorte „Vielleicht muss ich ja doch nicht“. Er wisse, dass es nicht sauber sei, gibt Mike Wagner, Pächter des Autohofs am westlichen Berliner Ring, sofort zu. „Aber was soll ich denn machen?“ Seitdem Sanifair auf den umliegenden Autobahnraststätten 70 Cent für den Toilettenbesuch nehme, bildeten sich bei ihm lange Schlangen. „Seit Beginn des Jahres ist es schlimm geworden. Manchmal kommen zwölf Busse“, sagt Wagner. Die Busfahrer würden bei ihren Fahrgästen sogar damit werben, dass der Toilettenbesuch in Plötzin kostenlos ist. Da komme seine kleine Mannschaft nicht hinterher.
Das Ergebnis hat Wagner jetzt schwarz auf weiß: Der Plötziner Autohof hat bei einem ADAC-Rastanlagentest die Note „mangelhaft“ bekommen, der Zustand der Sanitäreinrichtungen ist einer der Gründe. Die Tester kritisierten auch den teilweise schlechten Zustand des Außenbereichs, der ohne Picknicktische und Kinderspielplatz besonders für Familien wenig einladend wirkt. Weitere Abzüge gab es aufgrund von Hindernissen für Rollstuhlfahrer, fehlenden Fußwegen an den Parkplätzen oder hohen Essenspreisen.
Die Tester hatten deutschlandweit 40 Raststätten und Autohöfe untersucht, der Plötziner schloss am schlechtesten ab. „Der ADAC-Test setzt offensichtlich den Schwerpunkt bei den Themen Familie und Barrierefreiheit“, sagte Total-Sprecher Manuel Fuchs gestern. Der Autohof Plötzin sei einer der älteren von Total, es handele sich um einen „klassischen Trucker-Stopp“. Insofern würden sich auch einige der Kritikpunkte erklären. „Aber wir freuen uns, dass der ADAC das Gebäude als in einem guten Zustand bewertet und das Testgericht sowie das Warenangebot im Shop gelobt hat.“ Auch das freundliche Personal werde „gern mitgenommen“.
Tatsächlich sind die Trucker mit dem Standard halbwegs zufrieden, schwitzen tapfer auf dem Asphaltparkplatz, auf dem sich kaum ein Baum oder Strauch befindet. Er kenne schlimmere Toiletten, sagt Uwe Tischer, Kraftfahrer bei Schenker in Travemünde. Er komme mehrmals im Jahr in Plötzin vorbei, übernachte auf dem Parkplatz oder hole sich ein Schnitzel mit Jägersoße und Bratkartoffeln für 9,99 Euro, das am Mittwoch – anders als sonst – frisch zubereitet wurde. Tischer: „Sonst ist es manchmal nur warm.“
Schon vor zwei Jahren hatte der ADAC einen Rastanlagentest durchgeführt, seitdem habe sich nichts verbessert, im Gegenteil: Anders als damals habe diesmal keine Rastanlage ein „Sehr gut“ geschafft, wie es im Fazit der Tester heißt. 15 Anlagen dürfen sich immerhin gut nennen, 22 waren ausreichend. Neben Plötzin fielen zwei weitere mit einem „Mangelhaft“ durch. Wie schon vor zwei Jahren schnitten die Raststätten bundesweit besser ab als die Autohöfe, für die man die Autobahn verlassen muss. Mehr Familienfreundlichkeit und besserer Service haben ihren Preis: Beim Test-Einkauf im Raststätten-Kiosk zahlten die Prüfer im Schnitt 20 Prozent mehr als im Autohof.
Ein Lichtblick unter den drei in Brandenburg getesteten Rastanlagen war die Raststätte Michendorf-Nord, die mit der Note „gut“ nach dem Testsieger „Börde Süd“ auf der A2 in Sachsen Anhalt auf den zweiten Platz kam. Die Michendorfer Anlage an der A10 sei in gutem Zustand, die Außenanlage attraktiv durch einen Kinderspielplatz, der vom Verkehr abgegrenzt sei. Punktabzug gab es unter anderem wegen des fehlenden Fußgängerübergangs zwischen Parkplatz und Raststätte. Der barrierefreie Zugang zum Restaurant und der Innenspielbereich sind den Testern positiv aufgefallen. Das Personal wurde als freundlich, hilfsbereit und „adrett gekleidet“ beschrieben. Pluspunkte gab es auch für die Hygiene, die Ausstattungen im Baby-Wickelraum und auf der Behinderten-Toilette.
Am anderen Ende der Skala befindet sich Plötzin. Pächter Mike Wagner sagte gestern, dass er der Kritik nachgehen werde. Er weiß, dass der ADAC zu manchen seiner getesteten Rastanlagen nach einigen Jahren zurückkehrt und sei mit dem Bezirksleiter von Total im Gespräch, ob ein Drehkreuz vor den Toiletten installiert wird. „Wenn wir da etwas einnehmen, kann ich jemanden einstellen, der sich darum kümmert.“ (mit es)
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