Aus dem GERICHTSSAAL: Blindes Vertrauen
Falscher Lottogewinn: Vorbestrafte Betrügerin muss fast zwei Jahre hinter Gitter
Stand:
Beelitz – Die Leichtgläubigkeit der Geprellten war erstaunlich. In der Hoffung auf das große Geld finanzierten sie einer Betrügerin und ihrer Familie den Lebensunterhalt. „Die hatte ihnen suggeriert, ihren Einsatz millionenfach zurückerstattet zu bekommen“, so die Vorsitzende des Schöffengerichts, Reinhild Ahle, in der Urteilsbegründung. Kurz zuvor hatte sie die Ex-Beelitzerin Maria M.* (32) nach mehreren Verhandlungstagen wegen Betruges in neun Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre und drei Monate Haft beantragt. Der Verteidiger forderte Freispruch.
Maria M. – vorbestraft wegen Diebstahls, Unterschlagung und Vortäuschens einer Straftat – befand sich 2006 wegen Versandhausbetruges in 88 Fällen im offenen Vollzug. Laut Anklage gaukelte sie ihrer Arbeitgeberin Katja K. (44), zu der sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte, vor, sie habe 15 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Allerdings könne sie erst nach ihrer endgültigen Entlassung über diese Summe verfügen. (PNN berichteten.)
Doch Maria M. – hochschwanger von ihrem neuen – ebenfalls vorbestraften Lebensgefährten – brauchte ein Dach über dem Kopf. Die Arbeitgeberin mietete für die bald sechsköpfige Familie eine Wohnung in Beelitz, stellte Möbel zur Verfügung, finanzierte Kleidung, die Einschulung einer Tochter, bezahlte Benzin und Telefonkarten. Allerdings habe sie die über 8500 Euro nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit verauslagt, stellte Katja K. im Zeugenstand klar. „Sie wollte uns dafür erst eine, dann zwei Millionen schenken, wenn der Staatsanwalt ihren Lottogewinn freigegeben hat. Später sprach sie sogar von 7,5 Millionen.“
Sie und ihr Lebensgefährte vertrauten Maria M. blind, bestellten in Erwartung des Geldsegens auf ihr Betreiben drei BMW, was sie rückgängig machen konnten, als kein Cent floss. Allerdings gestand Katja K. ein, in ihrer Verblendung auf eigene Kappe drei Renaults als Firmenwagen geordert zu haben. „Ich habe selten einen Menschen kennengelernt, der so freundlich und aufgeschlossen auftritt“, versicherte die Geschäftsfrau vor Gericht. Nie im Traum seien sie und ihr Partner davon ausgegangen, auf den Kosten sitzenzubleiben. Um sich schadlos zu halten, hätten sie einen Darlehensvertrag über 500 000 Euro aufgesetzt, den die Angeklagte freiwillig unterschrieben habe.
Die vierfache Mutter kämpfte bei der Urteilsverkündung mit den Tränen, wird wohl Berufung einlegen. Glaubt man ihr, so ist sie Opfer der Großzügigkeit ihrer einstigen Chefin geworden. „Ich habe nie gesagt, dass ich im Lotto gewonnen habe.“ Den Darlehensvertrag habe sie „unter Druck“ unterschrieben, sagte Maria M. „Sie wollten meinen Kindern etwas antun, wenn ich nicht zahle.“ Das Gericht glaubte ihr nicht, kritisierte „ mangelnde Reue und Uneinsichtigkeit“. (*Namen geändert.) Hoga
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