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Keine Berührungsängste. Sandy Mölling hatte in Teltow mit den kleinen Kerlchen ihren Spaß.

© Eva Schmid

Potsdam-Mittelmark: Bloß nicht schnalzen !

Ex-No-Angels-Sängerin Sandy Mölling bei der Eichhörnchenhilfe in Teltow

Von Eva Schmid

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Teltow - Am Nachmittag wird in Teltow Siesta gehalten: 28 Eichhörnchen schlummern in Stoffsäckchen vor sich hin, die von der Decke eines großzügigen Käfigs hängen. Erst als ihre Ersatzmama Tanya Lenn, die Leiterin der Eichhörnchenhilfe Berlin-Brandenburg, mit der ehemaligen No-Angels-Sängerin Sandy Mölling den Käfig betritt, werden sie langsam wach. Sie strecken und putzen sich und beginnen mit Aufwärmübungen, bevor sie wieder flink durch die Gegend springen. Der prominente Besuch kümmert die Nagetiere wenig. Nur beim Rascheln von Pistazien schauen sie neugierig auf.

Am Dienstag war die Popsängerin Sandy Mölling für mehrere Stunden zu Besuch bei den Teltower Eichhörnchen. Als „Praktikantin“ sollte die Botschafterin der Tierschutzorganisation „Aktion Tier“ nicht nur die Nager füttern, sondern auch bei allem helfen, was so ansteht. Das heißt Käfig ausmisten, Futterschalen putzen, die Tiere von Zecken befreien. Die „Aktion Tier“ unterstützt Tanya Lenn, die seit zwölf Jahren junge oder verletze Eichhörnchen rettet.

Die meisten Unfälle, erzählt die Ersatzmama der dunkelroten Tiere, würden durch Baumfällungen passieren. „Aber auch wenn bei einem Sturm der Ast abbricht, fliegen die Nester der Hörnchen aus den Kronen.“ Oft würden die Muttertiere die Jungen dann verstoßen. Aber auch wenn die Mütter in die Regentonnen fallen, an Schneckengift knabbern oder überfahren werden, bleibt der Nachwuchs allein. „Wenn ein Nest runtergefallen ist, berate ich auch die Finder vor Ort – in der Hoffnung, dass die Mutter die Tiere wieder aufnimmt.“

Für Sandy Mölling war der Besuch eine neue Erfahrung: So nah ist die Sängerin den scheuen Tieren noch nie gekommen. Vorsichtig läuft sie durch den Käfig. Jeder Schritt muss bedacht sein. Schnell kann eines der flinken Tiere mit den buschigen Schwänzen zwischen die Schuhe geraten. Sandy Mölling will ein paar Tierchen anlocken und schnalzt mit der Zunge. „Bloß nicht!“, ruft Tanya Lenn. Das sei ein Warnsignal unter Eichhörnchen in der freien Wildbahn. Da verkriechen sie sich erst recht.

Die jüngsten Gäste der Eichhörnchenhilfe haben Jugendliche vor wenigen Tagen in Teltow gefunden und hergebracht: Unter mehreren Lagen Handtüchern liegen zwei siebenwöchige Babys in einer Box. Wie menschliche Neugeborene müssen sie alle zwei Stunden gefüttert werden und wollen eine saubere Windel. „Sie können noch nicht alleine urinieren“, erklärt Tanya Lenn. Mit einem Tuch muss an ihrem Geschlechtsteil gerieben werden, dann entleert sich die Blase.

Die Musikerin hat den Tieren eine Wassermelone mitgebracht. „Das ist neben Hasel- und Walnüssen die Lieblingsspeise“, so Lenn. Die Frucht sei dank der Feuchtigkeit und des hohen Fruchtzuckers ideal an heißen Sommertagen. „Da kann man gerne etwas auf der Terrasse liegen lassen – das kommt sofort weg.“

Nach mehrstündiger Käfigputzaktion sind nicht nur die Menschen zufrieden: Auch die tagaktiven Tiere freuen sich auf ihre sauberen Nester. So aufgeräumt und gemütlich ist es in der freien Wildbahn nicht. Geschützt werden sie hier aber nur so lange, bis sie alleine Nüsse knacken können. Bis dahin schließen sie die Augen und träumen vom Sommer und Wassermelonen. Eva Schmid

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