Potsdam-Mittelmark: Blumen im Klärwerk
Beelitz will sich erneut für die Landesgartenschau bewerben. Die Stadt plant für 2019 viele Attraktionen
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Beelitz - Selbst das Klärwerk soll erblühen: Die Stadt Beelitz will sich für die Landesgartenschau 2019 bewerben. Und dieses Mal soll es klappen, nicht so wie bei der geplatzten Bewerbung im Jahr 2008. Damals hatte Prenzlau gewonnen, die Gartenausstellung fand dort im vergangenen Jahr statt.
Es sind Superlative und zahlreiche Attraktionen, mit denen Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) die Jury begeistern will: So soll der alte Wasserturm in der Karl-Liebknecht-Straße wieder mit Wasser befüllt werden. Über große Wasserspeier an den vier Ecken des Backsteingebäudes sollen Wasserfontänen herausschießen. „Das wird Brandenburgs höchster Wasserfall“, kündigte Knuth an. Die Gartenschaupläne stellte der Rathauschef am Montagabend im Beelitzer Hauptausschuss vor, neuerdings brauchen Kommunen grünes Licht von ihrem Parlament, um sich bewerben zu können.
Auf insgesamt 15 Hektar soll südlich und westlich der Beelitzer Altstadt die Gartenausstellung entstehen. Mit elf bis zwölf Millionen Euro Investitionen rechnet Knuth. Das Vorhaben lohne sich: „Wir wollen keine auswechselbare Landesgartenschau, die spezifische Gestaltung soll auch hinterher noch Bestand haben.“ Bekommt Beelitz vom Landwirtschaftsministerium den Zuschlag, so wird die Gartenausstellung zu 75 Prozent gefördert.
Auch das stillgelegte Klärwerk soll durch die Gartenschaupläne aufgewertet werden. In einen großen Klärbehälter sollen Blumen kommen, die sich zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten öffnen und schließen. „Die Idee der Blumenuhr stammt von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné“, so Knuth. Der hat die vielen unterschiedlichen Blumen in Form eines Ziffernblatts erstmals 1745 in Uppsala angepflanzt.
Raffinierte Gartengestaltung plant die Verwaltung auch am Ufer der Nieplitz. Die historischen Bleichwiesen, auf denen Beelitzer Waschweiber früher ihre Leinentücher zum Ausbleichen in die Sonne legten, sollen durch Blumenbeete nachgestellt werden. Auch dass in der Stadt einst Leinen produziert wurde, soll mithilfe von Flachsbepflanzungen den Besuchern in Erinnerung gerufen werden. Blumig ist dabei auch der Arbeitstitel für die geplante Gartenschau: „Grüne Liebesgrüße aus Beelitz“.
Doch damit nicht genug: Der Beelitzer Rathauschef will sogar die Sterne vom Himmel holen. Die Stadt habe eine Sternwarte, wieso also nur nach oben ins Firmament schauen, wenn die Sternenbilder doch auch durch Pflanzen auf der Erde leuchten könnten. Leuchten soll abends übrigens auch die Altstadt: Knuth will die Kirche, den Wasserturm, die Bockwindmühle sowie eine noch zu bauende Blumenpyramide anstrahlen lassen. Die Gartenschaubesucher sollen zudem in etwa 50 Zentimetern Höhe über die angelegten Beete schweben – ein Sessellift macht’s möglich.
Einige der jetzt präsentierten Ideen sind nicht neu. „Wir nutzen die Flächen, die wir ohnehin entwickeln wollen“, so Knuth. Wie berichtet arbeitet derzeit eine Werderaner Landschaftsarchitektin an der Gestaltung des Nieplitzparks, darin enthalten ist auch die Planung für die Nieplitzwiesen. Die Stadt will zudem einen grünen Außenring anlegen lassen. Von den Wanderpfaden um die historische Innenstadt sollen Touristen und Beelitzer profitieren.
Wenn es ums Stadtmarketing geht, lässt sich Beelitz einiges einfallen: Als die Planung für den Nieplitzpark im März dieses Jahres vorgestellt wurde, verwies Knuth noch auf ein weiteres Projekt, das in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll. Die Stadt will ganz nach dem Vorbild der Deutschen Weinstraße eine Spargelstraße errichten. Die soll wie berichtet von Kloster Lehnin bis Blankensee führen und entlang der vielen Spargelanbaugebiete führen.
Mit dem großen Aufgebot an Attraktionen hofft man, dieses Mal den Zuschlag für die sechste Landesgartenschau zu bekommen: 2008 habe man starke Konkurrenten gehabt. Zudem sei damals die Altstadt noch nicht so umfassend saniert gewesen wie heute. „Und 2019 finden auch wieder die Beelitzer Festspiele statt“, so Knuth. Der umtriebige Bürgermeister hob das Open-Air-Event für viel Geld im vergangenen Jahr aus der Taufe. Die Zuschauer dankten es ihm mit meist ausverkauften Rängen. Alle zwei Jahre sollen die Festspiele auf den Nieplietzwiesen nun stattfinden.
Bis Ende des Monats nimmt das Landwirtschaftsministerium noch Interessensbekundungen an. Die Bewerbung erfolgt in diesem Jahr erstmals in einem zweistufigen Verfahren: „Wir haben die Hürden etwas gelockert, jetzt müssen die Kommunen nur einen Rohentwurf abgeben“, so Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Danach würden die Bewerbungsunterlagen an diejenigen verteilt werden, die weiterkommen. Das seien im Idealfall drei Bewerber, „die dann die teurere Feinplanung abgeben müssen.“ Mit der Umstellung hoffe man auf mehr Interessenten als in den Jahren zuvor. Bisher hätten sich im Durchschnitt immer zehn Kommunen beworben.
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