Caputher Bauprojekt: Blütenviertel treibt Knospen
Grünes Licht für das Blütenviertel: Der Caputher Ortsbeirat hat dem Bebauungsplanentwurf für ein 2000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum und bis zu 105 Wohneinheiten am Mittwochabend einstimmig zugestimmt.
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Schwielowsee - Bei dem Quartier, das Investor Lothar Hardt mit dem internationalen Architekturbüro Graft-Architekten bauen will, handelt es sich um das größte Caputher Bauprojekt seit der Wende. Offen ist, ob in dem gut acht Hektar großen Baugebiet eine neue Kita entstehen wird. Investor Hardt sagte in der Ortsbeiratssitzung zu, dass ein Baufenster dafür freigehalten werde, bis Klarheit über die Wünsche besteht.
Zuletzt hatte es aus dem Rathaus geheißen, dass der Bedarf an Kitaplätzen zumindest mittelfristig gedeckt ist. In der Ortsbeiratssitzung hörte sich das anders an. „Wir bekommen 100 zusätzliche Wohnungen im Blütenviertel und haben durch die Klarstellungssatzung zusätzliche Baugrundstücke an anderen Plätzen geschaffen“, argumentierte Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (UB). „Wir müssen den neuen Kitastandort diskutieren.“ Die Frage sei, ob man eine ergänzende Einrichtung schafft oder einen Neubau, in dem auch die Kita in der Straße der Einheit unterkommt. Der Standort an der Fähre sei aufgrund der Verkehrsbelastung kritisch für die Kinderbetreuung, so Scheidereiter. Ähnlich äußerte sich Gemeindevertreter Heiko Hüller (FDP). „Es wird mal 500 Caputher mehr geben“, rechnete er vor. Am jetzigen Kita-Standort sei dann nichts mehr zu machen.
Etwas Bauchschmerzen gab es im Ortsbeirat, weil der Bauherr von der im Ort meist üblichen zweigeschossigen Bauweise abrücken will: Im Kern des neuen Quartiers sollen durch den Bebauungsplan auch dreigeschossige Mehrfamilienhäuser möglich werden. Elf Meter hohe Gebäude seien ihm an sich zu hoch, sagte Ortsbeiratsmitglied Thomas Dallorso (BBS). Skeptisch zeigte er sich auch zu einem 15 Meter hohen Turm, der auf einer Grundfläche von 100 Quadratmeter entstehen soll. „Das ist die Grundfläche eines kompletten Einfamilienhauses.“
Lothar Hardt antwortete, dass der Turm als Landmarke für das Gelände benötigt und sich nach oben verjüngen werde. „Wir wollen nicht so ein seelenloses Gelände wie am Potsdamer Bahnhof.“ Der Turm solle öffentlich zugänglich sein und auch an den Schornstein erinnern, der noch auf dem Gelände steht und abgerissen werden muss. Mit dem Heizwerk wurden die Gewächshäuser beheizt, deren Ruinen heute die Brache prägen, auf der das Blütenviertel entstehen soll. Auch die Gewächshäuser seien teilweise konserviert worden. Sie sollen später in eine am Rand des Bauareals geplante Grünfläche integriert werden. Solche Symbole solle es geben, um an die frühere Nutzung zu erinnern, so Hardt.
Was die Dreigeschossigkeit angeht, sei sie wichtig, um der Dominanz des geplanten Lebensmittelvollversorgers etwas entgegenzusetzen. Hardt reichte eine Broschüre des preisgekrönten Rewe-Marktes in Berlin-Rudow herum. Durch die Nutzung von Solarkraft, Geothermie, Tageslicht und Regenwasser gilt dieser drei Jahre alte Pilotmarkt als besonders ökologisch, laut Rewe ist der Betrieb CO2-neutral. Ein ähnlicher Markt schwebt Hardt für Caputh vor, allerdings werde für das Energiekonzept eine erhebliche Bauhöhe benötigt. „Ich will nicht, dass der Markt dann alles dominiert.“
Der teilweise dichten Bebauung sollen größere Grünflächen am Rand des Baugebiets entgegenstehen. Im Wohnquartier selbst sollen 100 Bäume gepflanzt werden, wie es vom beauftragten Planer Sebastian Rhode hieß. Für den Planentwurf gab es neben den kritischen Fragen vor allem Zustimmung im Ortsbeirat: „Das macht einen gediegenen Eindruck“, so Dietrich Kalicki (Linke). „Es entsteht etwas völlig Neues in der Gemeinde.“
Dafür dürfte allein schon die Beteiligung von Graft-Architekten sorgen: Dessen Leute gelten als „Popstars der Architektur“ und bauen weltweit Shoppingmalls, Hotels und Villen für Stars und Sternchen. Am 26. September werden Schwielowsees Gemeindevertreter über den Planentwurf abschließend abstimmen. Geht das positiv aus, wird er im Oktober/November öffentlich ausgelegt, gleichzeitig sollen auch die Fachbehörden zu den Planungen befragt werden. Henry Klix
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