Potsdam-Mittelmark: Bocks und die Feuerwehr Dienstältester Wildenbrucher Löschmann geehrt
Michendorf - In 65 Jahren hat sich viel verändert für die Wildenbrucher Feuerwehr. „Damals mussten wir unsere Fahrzeuge selbst aufbauen“, erinnert sich Walter Bock an die letzten Kriegsjahre und die Zeit danach.
Stand:
Michendorf - In 65 Jahren hat sich viel verändert für die Wildenbrucher Feuerwehr. „Damals mussten wir unsere Fahrzeuge selbst aufbauen“, erinnert sich Walter Bock an die letzten Kriegsjahre und die Zeit danach. Oft wurde er mit seinen Kameraden nach Berlin gerufen, um in der brennenden Hauptstadt Leben zu retten. Vor der Kapitulation der Nazis fielen auch im Heimatdorf Bomben.
Der Beitritt in die Feuerwehr 1942 mit 15 Jahren war selbstverständlich – auch weil man Feuerwehrleute dringend brauchte. Es folgten Jahre des Wiederaufbaus, der Sozialismus kam und ging, die Feuerwehr erhielt neue Aufgaben. Eines ist beim Alten geblieben: Wenn Walter Bock vom freiwilligen Dienst erzählt, leuchten seine Augen. Seinen Mitgliedsausweis führt er immer noch mit Stolz – auch nach 65 Jahren. Der langjährige Chef der Wildenbrucher Wehr feierte Montag seinen 80. Geburtstag. Die Lebenskapitel der Wildenbrucher Wehr sind auch ein Stück Familiengeschichte.
Nach 1945 waren es Walter Bock und sein Onkel, welche die Feuerwehr wieder aufgebaut hatten. Heute ist sein Sohn Peter Ortswehrführer. Die Enkel sind dabei – und als jüngstes Mitglied Urenkelin Leonie, für die kurz nach der Geburt ein Aufnahmeantrag ausgefüllt wurde. Acht Familienmitglieder aus vier Generationen – fast eine komplette Löschgruppe. Zu den Gratulanten gehörte Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung. Sie würdigte die Arbeit des dienstältesten Feuerwehrmannes in ihrer Gemeinde.
„Wenn die Sirene ging, gab es für Vater kein Halten“, erinnert sich Peter Bock an seine Kindheit. Zu DDR-Zeiten hatte es in den heißen Sommern oft im Wald gebrannt. Dabei hatte Walter Bock sich nie von Unfällen zurückwerfen lassen: nicht nach seinem ersten Einsatz, als ein Dachbalken ihn fast erschlagen hätte und der Helm ihn rettete, und nicht nach seinem schweren Verkehrsunfall. Als gelernter Kraftfahrer arbeitete in den 60ern bei einem Gemüsegroßhändler. Richtung Wolgast kollidierte sein Wagen mit einem Laster, dessen Bremsen versagt hatten.
Und doch wäre fast alles anders gekommen: Kurz vor dem Mauerbau hatten Westberliner Reiseunternehmen in Potsdam für Busfahrer im Transitverkehr geworben. „Ich hatte lange überlegt. Denn das wäre ja nicht mal Republikflucht gewesen, sondern erst einmal nur ein Arbeitsplatzwechsel.“ Walter Bock ist Wildenbruch treu geblieben. Und seiner Feuerwehr, die ohne Familie Bock undenkbar wäre. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: