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Potsdam-Mittelmark: Bodenplatten für die Schweiz

Ziegelei profitiert von Kabel-Eins-Mühle / Gute Auftragslage in diesem Jahr

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Werder · Glindow - Die Baubranche ins rechte Licht rücken – das wollte der Fernsehsender Kabel Eins, als er im Sommer in einer Dokuserie in den Havelauen eine Wohnmühle errichtete. Die Bodenplatten in dem Luxus-Ferienhaus kamen aus der Ziegelmanufaktur Glindow GmbH. Für die hat sich der nur einige Sekunden lange Fernsehauftritt gelohnt. „Die Leute rufen sogar aus der Schweiz an, und vorige Woche bekamen wir wieder einen Auftrag für Bodenplatten“, sagt ZiegeleiGeschäftsführer Jürgen Wackermann.

Die diesjährige Glindower Ziegelsaison war mit einem Umsatz von voraussichtlich 900 000 Euro (2005: 800 000 Euro) ein Erfolg, ein bisschen lag das auch an den handgestrichenen Bodenplatten. Insgesamt habe sich der Verkauf an Privatabnehmer verdoppelt: Er macht inzwischen fast 25 Prozent des Umsatzes des lebendigen Industriedenkmals aus, sagte Wackermann in einem Pressegespräch. „Es werden Rosetten und Zierstreifen, historische Dachziegel und glasierte Formsteine bestellt“, so Wackermann, der einen Trend zur Individualität am Bau erkennt – wenngleich sich vielleicht nicht jeder Manufakturware und Ziegel zum vierfachen Preis leisten kann.

Auch die Großaufträge sorgten für Beschäftigung für die 16 Arbeitnehmer und zwei Lehrlinge, dennoch müssen einige von ihnen im Winter wieder nach Hause geschickt werden. Einen wichtigen Auftrag bekam die Ziegelmanufaktur im Potsdamer Voltaireweg mit dem Wohnpark „Parc du Bois“, einem ehemaligen Lazarett. In Hannover wurden für ein Universitätsgebäude glasierte Formsteine bestellt, auch bei der Restaurierung eines Stralsunder Stadttors oder dem Neubau der Kanuscheune am Luftschiffhafen verlässt man sich auf Handgefertigtes vom Glindowsee.

Zu den besonders anspruchsvollen Aufträgen zählen die nachgebauten Schornsteine für die historische Villa in der Potsdamer Puschkinallee 18. Sie reisen mit, wenn“s nächste Woche zur Europäischen Denkmalmesse nach Leipzig geht. Exotisch ist ein Auftrag aus Dänemark: platinglasierte, pyramidenförmige Formsteine für einen Universitätsneubau in Sønderborg, die zu einer Art geometrischer Spiegelwand gefügt werden.

Noch vor zwei Jahren sah es nicht so glänzend für die Ziegelei aus: Als die Magdeburger Hochbau als Mutter des Betriebs ins Trudeln geriet, war es auch in Glindow brenzlig geworden. Architekt Harald Dieckmann, Inhaber der Bausteine Briest GmbH und des Kleinen Apartmenthotels im Holländerviertel in Potsdam, hatte das lebendige Industriedenkmal aus der Insolvenz gerettet.

Ganz sorgenfrei läuft die energieintensive Produktion aber auch heute nicht, sagt Wackermann: Die Energiekosten sind seit dem Gesellschafterwechsel um 25 Prozent gestiegen – fast 10 000 Euro im Monat werden inzwischen dafür aufgebracht. Um die Kosten etwas abzufedern, wurde im August ein eigenes, kleines Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen, denn Wärme wird bei der Trocknung der Ziegel immer benötigt – weil der Strom „zum Nulltarif“ dazukommt, wird gespart. Den Investitionen von 40 000 Euro steht eine monatliche Ersparnis von 700 Euro gegenüber. Womöglich soll deshalb zum Jahreswechsel ein zweites, etwas größeres Kraftwerk dazukommen – auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Gerne hätte sich Wackermann für heimischen Raps entschieden, aber der Kosten-Nutzen-Vergleich ließ ihn für Palmöl entscheiden. Henry Klix

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