Potsdam-Mittelmark: Boykott von unten
Stahnsdorf hat Probleme mit der Jugend am Dorfplatz
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Stahnsdorf hat Probleme mit der Jugend am Dorfplatz Stahnsdorf - Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) klingt ein bisschen enttäuscht: „Wir haben ein Angebot gemacht“, sagt er. „Aber es ist nur bedingt angenommen worden.“ Adressaten waren die Jugendlichen, die auf dem Dorfplatz in den vergangenen Monaten für Unmut gesorgt haben: mit Ruhestörung und Vandalismus. Um sie zu beschäftigen, hat die Gemeinde sich eigens ein ABM-Projekt ausgedacht. Auf der jüngsten Gemeindevertretersitzung präsentierte Enser das Projekt wie eine Erfolgsmeldung, in dieser Woche ist es angelaufen. Von den Jugendlichen vom Dorfplatz ist keiner dabei. Kleinmachnow hat ähnliche Probleme und deshalb gerade beschlossen, einen Streetworker einzustellen. Gerhard Enser winkt ab: Das hat Stahnsdorf schon hinter sich. Mit dem Mitarbeiter hatte die Gemeinde Pech, er war die Hälfte der Zeit krank. Es sei aber grundsätzlich nicht leicht, jemanden zu finden, der dieser anspruchsvollen Aufgabe gewachsen ist. Wie es weitergeht, ist fürs erste offen, noch in diesem Monat soll es ein weiteres Treffen mit den Anwohnern geben. Die Polizei hat von den Problemen am Dorfplatz zum ersten Mal Anfang Sommer erfahren. Seitdem hat es laut Eberhard Scheunemann von der Teltower Wache 13 Einsätze gegeben. Oft hätten Anwohner angerufen und sich über Lärm beschwert, meist sei Alkohol im Spiel. Mittlerweile hat die Polizei den Platz in ihre Streife aufgenommen, einige der rund 20 Jugendlichen bekamen Platzverweise. Scheunmann äußert trotzdem Verständnis: „Die wollen einen Treffpunkt, wo sie sich der Kontrolle der Erwachsenen entziehen können.“ Andererseits seien die Zerstörungen an Bänken und Spielgeräten schon erschreckend. Konkrete Hinweise, wer dafür verantwortlich ist, gebe es allerdings keine. Das ABM-Projekt hatten sich Bürgermeister Enser und Michael Burhenne vom Beschäftigungsträger (GBG) ausgedacht. Enser: „Von den Jugendlichen war die Klage gekommen, sie hätten nichts zu tun.“ Als die Sache dann konkret wurde, die Agentur für Arbeit Förderung signalisierte, hatte offenbar niemand mehr Interesse. Dennoch: Sieben der zwölf Jugendlichen, die bei dem Projekt mitmachen, kommen aus Stahnsdorf. Ihre Aufgabe: Sie helfen ein halbes Jahr lang bei Räumung und Abriss der Zille-Kaserne und des Truppenübungsplatzes und beseitigen Graffiti im Ort. Die Gemeinde steuert 10000 Euro bei. So hat das Projekt doch noch seine Nutznießer. Aber was bringen die sechs Monate tatsächlich? „Das ist erstmal eine Überbrückung“, sagt Isabel Wolling, Sprecherin der Arbeitsagentur. Was danach komme, könne sie noch nicht sagen. Michael Burhenne von der GBG klagt, die bewilligten Mittel seien zu knapp, um zusätzliche Qualifizierungen unterzubringen. Die Vermittlungsquote sei rückläufig. Aber vielleicht kommt dabei ein neuer Jugendtreffpunkt auf dem ehemaligen Kasernenareal heraus, deutet Gerhard Enser an – um im nächsten Moment wieder auf die Bremse zu treten: „Wir haben das schon an anderer Stelle versucht und dieselben Probleme gehabt wie am Dorfplatz.“ Beim nächsten Mal müssten man mehr zusammenarbeiten, die Jugendlichen einen Ansprechpartner nennen. Das Misstrauen bleibt. Enser spricht von „hohem Konflitkpotenzial“ und erwähnt die jüngsten Zerstörungen am Güterfelder Haussee (PNN berichteten). In der Zwischenzeit hat es einen dritten Fall gegeben. Das Ganze hat den Bürgermeister mächtig geärgert, die Gemeinde hat für den Ausbau gerade erst viel Geld ausgegeben.Volker Eckert
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