Potsdam-Mittelmark: Brauchwasser: Zweckverband zieht sich zurück
WAZV „Werder-Havelland“ befürchtet hohe Risiken und kündigt Betreibervertrag für das Leitungsnetz
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Werder (Havel) - Werder muss sich nach einem neuen Betreiber für sein Brauchwassernetz umsehen. Der Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) „Werder-Havelland“ hat jetzt den Betriebsführungsvertrag mit der Stadt zum Ende des kommenden Jahres gekündigt. Zu groß seien die wirtschaftlichen und technischen Risiken, begründete Geschäftsführerin Bärbel Gärtner am Donnerstagabend im Hauptausschuss. „Wenn wir so weiter machen wie bisher, müssen wir das Netz ohnehin in zwei Jahren schließen“, so die WAZV-Chefin.
Das Brauchwassernetz versorgt die Obstplantagen mit Havelwasser, das wegen seiner Temperatur besser zur Bewässerung geeignet ist als Grundwasser. Auch Glindower Privatleute profitieren. Von Teilen der Anlage gehe mittlerweile aber eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit aus, erklärte Gärtner. Im Schadensfall befürchtet sie, dass der WAZV haftbar gemacht werden könnte. Zudem werde der Verband künftig auch organisatorisch an seine Grenzen stoßen, denn für 2012 wird mit dem Beitritt neuer Orte gerechnet, für die dann die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung übernommen wird. „Der Betrieb des Brauchwassernetztes wird für uns unwirtschaftlich“, sagte Gärtner.
Das 350 Kilometer lange Leitungsnetz stammt größtenteils noch aus DDR-Zeiten. Das Wasserwerk in der Dr. Külz-Straße ist noch älter: Es wurde 1936 erbaut. Vor zwei Jahren hatte die Stadt alle Anlagen übernommen, weil der bisher zuständige Verein der Glindower Obstbauern mit der Betriebsführung überfordert war. Der WAZV übernahm die Betriebsführung. Schon damals sei klar gewesen, dass es ein Zuschussgeschäft sein werde, hieß es im Hauptausschuss. 87 000 Euro kamen im Jahr 2008 von der Stadt, 127 000 Euro waren es in 2009 – trotz Anhebung der Wasserpreise.
Auch weiterhin herrscht Investitionsbedarf: Jährlich müssten 50 000 bis 80 000 Euro für die Instandsetzung der Leitungen ausgegeben werden, schätzte Bärbel Gärtner. Hinzu kommen die Kosten für die geplante Sanierung des Wasserwerkes in Höhe von 1,3 Millionen Euro. „Wir werden uns um Fördermittel bemühen, aber wahrscheinlich muss die Stadt die Hälfte zahlen“; schätzte Bürgermeister Werner Große (CDU). Die Einnahmen aus der Wasserversorgung reichen längst nicht – auch weil viele Abnehmer eine schlechte Zahlungsmoral hätten. Gärtner beklagte die mangelnde Zuarbeit vor allem von Seiten der gewerblichen Nutzer. „Die nötige Ehrlichkeit und Akzeptanz ist nicht da“, sagte sie. Der jährliche Preis wird nach Fläche berechnet, dafür ist der Verband auf korrekte Angaben der Abnehmer angewiesen. Manche würden jedoch überhaupt nicht auf die Anfragen reagieren.
„Wir werden uns die Leute ranholen und ihnen klarmachen, dass sie ehrlich mitarbeiten müssen“, kündigte Bürgermeister Große an. Nur mit verlässlichen Zahlen könne die Stadt die Sanierung des Wasserwerks in Angriff nehmen.
Immerhin gab es auch am Donnerstagabend noch einmal aus allen Fraktionen ein klares Bekenntnis für die Versorgung der Obstbauern mit Brauchwasser. Nun soll eine Ausschreibung gestartet werden, um für die Zeit nach 2012 einen neuen Betreiber für das Leitungsnetz zu finden. Thomas Lähns
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