
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Breitband: Wilhelmshorster warten weiter
Funk-Lösung bleibt hinter Erwartungen zurück. Wann eine Kabel-Verbindung kommt, steht in den Sternen
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Michendorf - Beim Surfen im Internet müssen die Wilhelmshorster auch weiterhin viel Geduld aufbringen: Instabile Verbindungen, langsame Geschwindigkeiten und immer wieder Ärger mit dem technischen Service – all das wird seit Wochen im Forum der Homepage „wilhelmshorst.de“ beklagt. Das vor einem Jahr angelaufene Modellprojekt zur Versorgung des Michendorfer Ortsteils mit schnellem Breitband-Internet per Funk bleibt offenbar hinter den Erwartungen zurück. Am meisten ärgert die Nutzer jedoch, dass sie bereits langfristige Verträge mit dem Betreiber DNS.net abgeschlossen haben, aus denen sie nicht so ohne Weiteres herauskommen. „Kinderkrankheiten hin oder her, 50 Euro werden immer abgebucht, egal was am Ende der Leitung ankommt“, schildert ein Wilhelmshorster sein Los im Internet. Andere schreiben schon von „Abzocke“.
Nachdem die Gemeinde Michendorf jahrelang vergeblich mit der Telekom verhandelt hatte, um Wilhelmshorst per Kabel mit schnellem Internet zu versorgen, ruhten die Hoffnungen der Internet-Nutzer auf der drahtlosen Überlandverbindung. Im Rahmen eines Modellprojektes der Brandenburgischen Staatskanzlei hatte das Unternehmen DNS.net im vergangenen Jahr einen Funkmasten zwischen Wilhelmshorst und Langerwisch installiert, der die Internet-Signale auf dem Luftweg empfängt und sendet. Doch schon das hatte zu Problemen geführt: Bei stärkeren Niederschlägen waren die Verbindungen bisweilen unterbrochen. „Da Wasser ein schlechteres Übertragungsmedium als Luft ist, ist bei Regen die Dämpfung höher und sorgt dafür, dass das Signal noch stärker abgeschwächt wird“, heißt es dazu in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens. Mittlerweile seien die Strecken jedoch verstärkt worden, so dass es zu keinen Ausfällen mehr kommen werde.
Ein weiteres Problem sind die Geschwindigkeiten: Zwar kann man unter Wilhelmshorster Kiefern mittlerweile schneller als früher surfen, doch wer große Dateien herunterlädt, kommt mitunter ins Stocken. Während zu Projektbeginn von 25 bis 50 Megabit pro Sekunde die Rede war, wird heute nur ein Bruchteil dessen erreicht. „Bei meiner Vertragsunterzeichnung wurde mir auch auf nochmalige Frage die Geschwindigkeit im Kiefernweg von mindestens 22 MBit/s genannt. Meine momentane Geschwindigkeit beträgt 2,1 MBit/s“, schreibt „Frust User“.
Seitens der DNS.net wird dem widersprochen. Lediglich 30 Mbit/s könne man garantieren, aber auch nur, „wenn wir Glasfaserkabel zu jedem der zehn Straßenverteiler in Wilhelmshorst legen könnten“, so Unternehmenssprecherin Claudia Burkhardt. Im Moment würden jedoch noch die schwächeren Kupferkabel als Verbindung zwischen Funkantenne und Verteilerkasten dienen. Und die lassen die Geschwindigkeit, je größer die Entfernung zur Antenne ist, sinken. Die Glasfaserkabel hätte man im Rahmen des Ausbaus der Huchel-Chaussee zwar austauschen können, doch hätte die Gemeinde zu viel Geld von der DNS.net verlangt. „Auch hat die Gemeinde kein eigenes Leerrohr verlegt, das wir hätten nutzen können“, so Claudia Burkhardt.
Den Wilhelmshorster Internet-Nutzern hilft das indes wenig. Während die ersten bereits von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen wollen, haben sich andere beim Land für den Ausbau des schnellen Internets in Wilhelmshorst auf „breitbandatlas-brandenburg.de“ angemeldet. Die Versorgung per Kabel scheint nach wie vor die sicherste zu sein – aber für Wilhelmshorst auch die unerreichbarste. Denn zuständig für die Erschließung wäre die Telekom. Und die habe ihr Desinteresse bereits mehrmals deutlich gemacht, so Michendorfs designierter Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Selbst als die Gemeinde einen Zuschuss für den Ausbau des Kabelnetzes mit Glasfaserverbindungen nach Wilhelmshorst angeboten hatte, habe das Unternehmen abgewinkt. Zu niedrig sei der Betrag gewesen. Und auf Landes-Förderung für den Internet-Ausbau im ländlichen Raum hat das stadtnah gelegene Wilhelmshorst auch keinen Anspruch – wenn man nach den Förderkriterien geht.
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