Potsdam-Mittelmark: Brunnen, Pumpen und Fontänen Die Pumpstation des Südwestkirchhofs soll technisches Denkmal werden
Stahnsdorf - Als Friedhof und Park wurde der Stahnsdorfer Südwestkirchhof einst angelegt – entsprechend aufwändig sind Rekonstruktion und Pflege. Allein 18 Brunnen prägten einst die Anlage.
Stand:
Stahnsdorf - Als Friedhof und Park wurde der Stahnsdorfer Südwestkirchhof einst angelegt – entsprechend aufwändig sind Rekonstruktion und Pflege. Allein 18 Brunnen prägten einst die Anlage. Diplomingenieur Dennis Bilbray von der Stiftung Historische Kirchhöfe führte Besucher kürzlich zur früheren Wasserversorgung, auch um Möglichkeiten der Erhaltung aufzuzeigen. Erstmals bekam die Öffentlichkeit Zugang zum so genannten Hydrophor, der zentrale Pumpstation. Das kreisrunde Gebäude steht auf einer Anhöhe, 100 Meter vom Hauptweg entfernt. Glaskuppel und Dach wurden kürzlich erneuert. Die vorerst aufgetragene Putzschicht soll helfen, das Mauerwerk zu trocknen und die Salze herauszuziehen, bevor später ein Putzprofil aufgebracht wird, erläuterte Bilbray den Stand der Arbeiten, die der Sicherung des technischen Denkmals dienen. 15000 Euro wurden aus Lottomitteln bereitgestellt, insgesamt werden die Kosten der Restaurierung auf 60000 Euro geschätzt. In relativ gutem Zustand sind noch die Kessel, in deren Mitte sich ein Regulierungsgefäß befindet. 1930 wurde die Anlage mit einem Kompressor nachgerüstet. Wie das Gebäude einmal genutzt werden soll, ist allerdings noch unklar. Ob als technisches Denkmal oder als Columbarium (Urnennischenwand) hänge auch davon ab, ob sich Sponsoren finden, so Bilbray. Der Hydrophor war einst ebenso wie die Ringleitung bis 1951 in Betrieb, bevor das gesamte Netz an die örtliche Wasserversorgung angeschlossen wurde. Tag und Nacht beförderten seinerzeit Pumpen das Wasser in das Leitungssystem. Dazu wurden drei Tiefbrunnen 85 Meter in die Erde gebohrt. Auch eine Anlage, die den hohen Eisengehalt verringert, gehörte zu diesem System. Ein weiterer Zeuge der einstigen Ringanlage, ein inzwischen umgenutzter Wasserturm, steht noch auf dem Wirtschaftshof, wo der höchste Grundwasserspiegel des Geländes verzeichnet wird. Die beiden kürzlich restaurierten Brunnen sind heute an das örtliche Wassernetz angeschlossen. Eines der beiden Pumpsysteme wurde anfangs über eine Solarzelle gespeist. Doch das modellhafte Projekt musste aufgegeben werden, da Unbekannte den fünf Meter hohen Mast samt Speicherakku und Kollektoren gestohlen haben. Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt bedauert, dass damit auch eine Chance vernichtet wurde, unabhängig vom Festnetz zu sein. Glücklicherweise befindet sich der Brunnen in der Nähe des Hauptweges, so dass ein Kabel von 100 Metern verlegt werden konnte, um den Brunnenbetrieb aufrecht zu erhalten. Dagegen sprudelt aus den andern Brunnen des Friedhofes längst kein Wasser mehr. Moos, Efeu und Farne überziehen die Brunnenmauern, vor allem in den Sandsteinfugen haben sich Polster zarter Pflanzen angesiedelt. Einige davon sind so selten, dass diese Kleinbiotope schon manches Botanikerherz erfreuten. Obwohl so von der plätschernden Kulisse nur eine Ahnung bleibt, gibt es immer etwas zu sehen. Beispielsweise im Herbst, wenn die Frühnebel steigen und Tautropfen wie aufgereihte Perlen an Spinnweben hängen. Denn jede Jahreszeit hat hier ihren eigenen Charakter und wird die Besucher bezaubern, die hier die Gräber von berühmten Persönlichkeiten wie Murnau, Zille, Corinth oder Breitscheid besuchen. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: