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Potsdam-Mittelmark: BUND übt Kritik an Bauplänen für Seehof

Umweltverband sieht geschützte Biotope gefährdet

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Teltow - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Kritik am geplanten Bebauungskonzept für den Teltower Ortsteil Seehof geübt. Sollte die Bebauung nach dem derzeit vorliegenden Konzept umgesetzt werden, wäre dies ein Verstoß gegen das Brandenburger Naturschutzgesetz, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesverbandes Brandenburg. Rund 150 neue Häuser sollen nördlich der Lichterfelder Allee im Teltower Stadtteil Seehof entstehen. Im Stil einer Gartenstadt sind Villen, Einfamilien- und Doppelhäuser geplant. Nach Ansicht von Naturschützern und der neu gegründeten Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ sei besonders die Bebauung des Waldstreifens entlang der Lichterfelder Allee bis in das Feuchtgebiet der „Liebesinsel“ kritisch zu sehen.

Diese Ansicht teilt der BUND und stützt sich auf die Beurteilung des Naturschutzexperten Gerhard Casperson. Demnach wären zwei nach Paragraf 32 des Naturschutzgesetzes geschützte Biotope betroffen. So habe sich an der „Liebesinsel“ ein Eschen- und Erlenbruchwald mit sehr gut gewachsenen alten Bäumen entwickelt. Als ehemaliges Grenzsperrgebiet sei diese Fläche zu DDR-Zeiten besonders ungestört geblieben. Auch im angrenzenden Waldstück an der Lichterfelder Allee sollen laut BUND zahlreiche Bäume gefällt werden. Dieser Waldstreifen habe jedoch wesentlichen Einfluss auf das Klima von Seehof und sei zudem im Teltower Flächennutzungsplan als Waldfläche eingetragen.

Die Siedlungspläne entlang der Lichterfelder Allee waren jüngst auch Thema einer Bürgerversammlung in Seehof, die mit etwa 100 Gästen sehr gut besucht war. Eingeladen hatte die Bürgerinitiative „Wir in Seehof". Seit bekannt wurde, dass nach Plänen von Peter und Valerie Sonnenthal das Wäldchen und Teile des Landschaftsschutzgebietes bebaut werden sollen, herrscht Aufgeregtheit in Seehof. Die Geschwister Sonnenthal gehören zu der Erbengemeinschaft Sabersky, die jahrelang um Rückgabe früheren jüdischen Eigentums in Teltow-Seehof kämpfte und jetzt einer Restitution entgegen sieht. Viele Seehofer befürchten aber, dass im Ortsteil nun allmählich die grüne Lunge verschwindet.

Während die Initiative es an diesem Abend bereits als Erfolg verbuchte, dass die Baupläne auf Wald- und Naturschutzflächen von Seiten der Stadt nicht weiter verfolgt werden, ging es den anwesenden Stadtverordneten darum klarzustellen, dass sie einer Bebauung dieser Flächen gar nicht zugestimmt hätten. Peter Trog (CDU) erklärte dazu, dass er zwar respektiere, dass der Eigentümer ein größtmögliches Verwertungsinteresse an seiner Fläche habe, aber das stehe in diesem Falle im Widerspruch zum Flächennutzungsplan. „Mit dieser Meinung liegen wir über alle Fraktionen hinweg nicht weit auseinander“, versicherte Trog. Dem pflichtete auch Frank Fromm (SPD) bei und schilderte wie das Konzept des Eigentümers auch bei den Stadtverordneten für Verwirrung gesorgt habe als es ihnen vor zwei Monaten aus dem „luftleeren Raum“ vorgelegt worden war. Einigen Bürgern, die in der Diskussion gar vermuteten, dass vielleicht der Bürgermeister den Auftrag für das Konzept gegeben habe oder zumindest dessen Anreger sei, widersprach Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht: „Es gibt keinen Auftrag von der Stadt, der Architekt wurde von Peter Sonnenthal beauftragt“. Anschließend sei das Konzept den Fraktionsvorsitzenden vorgelegt worden und später dem Bauausschuss. Wiebrecht klärte auch darüber auf, dass erst danach von der Verwaltung ein Beschluss erarbeitet wurde, der sich aber nicht an diesem Konzept orientiert habe, sondern an den Vorgaben des Flächennutzungsplanes von 2004. Und obwohl die im Beschluss vorgesehenen Grundstücksgrößen sogar über denen des Konzeptes liegen würden, sei das Papier auf Wunsch der Stadtverordneten zurückgezogen worden, betonte Wiebrecht.

Da bei den Einwohnern nach wie vor Fragen offen blieben, will sich auch der SPD-Ortsverein auf seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 6. April dem Thema Seehof widmen. Kig/ldg

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