Potsdam-Mittelmark: Bündnis für Essen
Die Lebensmittelausgabe Teltow feierte 5. Geburtstag – mit gemischten Gefühlen
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Die Lebensmittelausgabe Teltow feierte 5. Geburtstag – mit gemischten Gefühlen Teltow - Dass es so etwas wie die Lebensmittelausgabe in Teltow überhaupt geben muss, ist schon traurig – darin waren sich gestern alle einig, die zur Feierstunde zum fünften Geburtstag in die Potsdamer Straße 34 gekommen waren. Aber wenn man in die Gesichter der ehrenamtlichen Helfer schaute und auch der Abnehmer, wie die Kunden genannt werden, dann sah man fast immer ein Lächeln – Freude darüber zu helfen und Hilfe zu bekommen. Ingeborg Kuke ist die Leiterin der Ausgabe und sie hätte im vergangenen Jahr fast ihr Ende erlebt. Damals musste der Trägerverein „Helfende Hände“ Insolvenz anmelden, die Lebensmittelausgabe stand vor dem Aus. Dann kamen „die rettenden Engel aus dem Diakonissenhaus“, wie es die Initiatorin Bärbel Kienberg gestern ausdrückte, und übernahmen die Trägerschaft. Ingeborg Kuke steuerte mit dem ehemaligen Anglerladen ihres Mannes schräg gegenüber vom Stadthaus ein neues Domizil bei. Seitdem wird hier jeden Samstag Brot ausgegeben, Obst, Gemüse, Fertiggerichte: Lebensmittel, die übrig geblieben sind und die die Potsdamer Tafel eingesammelt und weitergeleitet hat. Oft kommt es kurzfristig auch noch zu einem zweiten Termin, je nachdem, wie viel aus Potsdam geliefert wird. Die mittlerweile meist über 100 Abnehmer kommen auch dann. „Der Buschfunk funktioniert schon“, erläutert eine Mitarbeiterin des Diakonissenhauses. Rund 15 Helfer sorgen dafür, dass die Aktion Woche für Woche über die Bühne geht – fast ausschließlich Frauen, die meisten schon etwas älter. „Es gibt aber auch Nachwuchs, und der ist brauchbar“, sagt Ingeborg Kuke und lächelt wieder zufrieden. Neun bis zehn Stunden am Samstag, dazu noch zwei bis dreimal je fünf Stunden in der Woche - so viel Zeit opfert sie für die ehrenamtliche Arbeit. Die Lieferungen aus Potsdam kommen mehrmals die Woche, alles muss ausgepackt und aussortiert werden, was nicht mehr gut ist. Initiatorin Bärbel Kienberg, früher Fraktionschefin der Teltower PDS, erzählte noch einmal von den Anfängen. Damals arbeitete sie beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Potsdam, als ein Anruf der Potsdamer Tafel kam mit der Frage, ob sie nicht Interesse an Lebensmitteln hätten. Sie lehnte ab, weil der ASB ein anderes Klientel und daher keinen Bedarf hatte. Doch die Sache ließ ihr keine Ruhe, bis sie am nächsten Tag zum Hörer griff und fragte: „Könnt ihr auch nach Teltow liefern?“ Dann folgten Wochen der Vorbereitung, Freiwillige wurden gesucht, was nicht schwer war, der Teltower Arbeitslosen-Verein organisierte einen Raum. Am 1. Juli 2000 ging es los. Anfangs kamen gut zehn Leute. „Ich weiß nicht, wer damals mehr Angst hatte“, erinnert sich Ingeborg Kuke. Viele haben wohl noch zu viel Scham, sich hier anzustellen. Und die Helferinnen fürchteten jemandem mit einem falschen Wort zu nahe zu treten. Inzwischen ist die Zahl der Abnehmer auf über 100 gestiegen. Als es Anfang des Jahres noch einmal merklich voller wurde, führten das viele auf Hartz IV zurück. Allerdings kommen mittlerweile auch Menschen aus den Nachbarorten. Rechnet man ihre Familien mit, dann sind es mehrere hundert Menschen, die auf die Lebensmittelausgabe angewiesen sind. Eine kleine Hilfe für die weitere Arbeit kam vom Heimatfreundekreis und der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein, die zusammen 200 Euro spendeten. Nach der Übergabe und vielen Glückwünschen ging es dann zum Imbiss. Würstchen und Kartoffelsalat kamen übrigens nicht von der Tafel, wie Lutz Ausserfeld vom Diakonissenhaus klarstellte. Die waren bezahlt. Volker Eckert
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