Potsdam-Mittelmark: Bunt auf weißem Grund
Adam und Ziege betreiben in Güterfelde Europas kleinste Porzellanmanufaktur und importieren weltweit
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Adam und Ziege betreiben in Güterfelde Europas kleinste Porzellanmanufaktur und importieren weltweit Von Gerold Paul Stahnsdorf·Güterfelde - Auf den ersten Blick sieht in Adam & Zieges Porzellanmanufaktur alles bunt aus, es wimmelt von Vögeln, Kühen, Hasen, Hühnern und Schweinen. Nippes, würde man sagen, Geschenkartikel zur Freude der anderen, Sachen zum Lächeln. Am Samstag öffnete die einzige Porzellanmanufaktur des Landes Brandenburg und die kleinste Europas in der Güterfelder Mühlenstraße der Öffentlichkeit zum fünften Mal ihre Pforten. Man lud, aus naheliegenden Gründen, zum Sonderverkauf mit 50 Prozent Rabatt, bot Schauvorführungen im Porzellangießen und -bemalen an, Kinder waren eingeladen, selbst zu formen und zu gestalten, was dann kostenlos „wie zu Böttgers Zeiten“ gebrannt werden konnte. Draußen auf der weitläufigen Wiese unter Obstgehölz gab es Bier vom Fass, jazzige Musik und Röstbrater aus Thüringen. Diesmal, so Stephan Ziege, seien sogar noch mehr gekommen, über 500 Gäste zählten die beiden Diplom-Designer bis zum Toresschluss um 18 Uhr. Ihre Werkstatt liegt an der Straße nach Großbeeren, ein quadratiger Zweigeschosser mit Hochparterre. Unten der Brennraum mit den vielen Regalen, wo die Formen für die lustigen Figuren mit ihren abenteuerliche Namen („Eurorüßler“) lagern. Man hört darüber Bohlen knarren. Vorbei an einer alten Landkarte – Europa und Nordafrika, physisch gesehen – erreicht man treppauf die Malstube. Ein Profi verziert einen Teller, Kinder sind beschäftigt, ihre Figuren zu entwerfen: Svenja schuf einen peppigen Hasen mit knallroten Ohren – er schämt sich wohl? Thomas Adam und Stephan Ziege haben 1990 in Ruhlsdorf angefangen. Fünf Jahre später, als der Verkauf begann, nannten sie auch einen Messestand in Frankfurt/M. ihr eigen. Dann wurde es ihnen zu eng, 1998 zogen sie nach Güterfelde um. Ihr Betrieb mit fünf Angestellten, den sie in der jetzigen Größe beibehalten möchten, exportiert quer über den Globus – von Schweden bis nach Österreich und von Japan bis in die USA, erst jüngst gingen zwei Paletten Nippes nach Taiwan. Vielleicht war der gülden bemalte „Kaukasische Kampfhamster“ dabei, Ochs und Kuh als Brautleute oder der Widder mit seinen vergoldeten Hörnern. Fast alles, was Adam und Ziege auf weißem Grunde entwerfen, hat Schwung und Witz. Die Porzellanerde aus Oberfranken ist dieselbe, wie sie auch Hutschenreuter und Kahla verarbeiten. Man kann offenbar davon leben, A & Z sind zufriedene Geschäftsleute, wie ihre Gäste zufriedene Kunden. Im Verkaufsstand dutzende Kisten mit ihren Kreationen, Tassen und Kannen mit Dellen, Küchenuhren mit Ecken und Kanten, bemalte Teller zum Stückpreis von 52 Euro. „Vogel hoch“, ein Salzstreuer, blieb liegen, der Goldhamster in Originalfarbe (Gold) war der Renner. Die Firma hält mehr als 1000 Formen bereit und geht gern auf Sonderwünsche ein: Yak und Nashorn im klassischen Stil, eine Vase mit 40 krabbelnden Fröschen als Geburtstagsgeschenk für eine Gattin. Überall diese Krabbler, weshalb man A & Z auch als „Froschbande“ belächelt. Manche Stücke wie der blinde Maulwurf, in dem Thomas Adam jenen verewigte, der seinen Hausbau nicht leiten konnte, sind Unikate, andere werden in Kleinserien hergestellt, z.B. die Niederbrandenburgische Nacktschnecke Natascha mit goldenen Fühlern: „Sachen, die man eigentlich nicht braucht" (Ziege). Man vertreibt sie auch in der Kleinmachnower Galerie, wo zum 1. Advent eine Ausstellung zum Thema Leuchter vorbereitet wird. Hinsehen kostet ja nichts.
Gerold Paul
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